Blickpunkt Schule 4/2022

Bild: terovesalainen/AdobeStock

Arbeitsbelastung im Lehrberuf

Belastungen junger Lehrkräfte nehmen zu

I n den letzten Jahren haben die Belastungen, die insbesondere jungen Kolleginnen und Kollegen zugemutet werden, ein kritisches Ausmaß angenommen. Dies beinhal tet nicht nur die ’Untiefen’ des Refe rendariats bzw. Vorbereitungsdiens tes, sondern auch die Jahre nach Ab schluss desselben. Zuvorderst stehen selbstverständ lich die immer noch deutlich spürba ren Auswirkungen der pandemischen Lage, welche uns nicht nur gesamtge sellschaftlich sehr fordern. So ist so wohl für Lehrkräfte imVorbereitungs dienst als auch für junge Kolleginnen und Kollegen in den ersten Jahren ih res Dienstes ein erheblicher Mangel an Unterrichtspraxis zu konstatieren, welcher keinesfalls durch Distanzun terricht kompensiert werden konnte. Ein Umstand, der viele in der fordern den beruflichen Anfangszeit, in der sich manche Routinen, Strukturen und professionelle Verhaltensweisen erst noch ausbilden müssen, stark überfordert. Dies beinhaltet neben Di daktik und Methodik auch die Ausei nandersetzung mit Eltern. Im Rahmen dessen stehen wir vor einem unsiche ren Jahreszeitenwechsel, für welchen Schulschließungen zwar weitgehend

schwert der Frage: »Wird mein Ar beitsverhältnis weiterhin befristet sein?« Dieses Problemfeld ist nicht trivial, da nach Abschluss des Zweiten Staatsexamens oft eine jahrelang an dauernde Zeit der Ungewissheit im Sinne einer beruflichen Planungsunsi cherheit folgt. Trotz der Mehrarbeit finden sich zu viele junge Kolleginnen und Kollegen in befristeten Arbeits verhältnissen wieder, welche einer ver nünftigen Lebensplanung diametral gegenüberstehen und außerdem noch eine deutlich geringere monetäre Ent lohnung für die gleiche Arbeit bieten. All jene hier genannten Problem- und Belastungsfelder tragen nicht nur dazu bei, dass junge Lehrkräfte gleich von Beginn an sowohl be- als auch überlastet werden, sondern sie tun das Übrige, unseren eigentlich sehr schönen und erfüllenden Beruf für kommende Generationen unattraktiv zu machen. Eine Entwicklung, die vor dem Hintergrund eines grassierenden Lehrkräftemangels keinesfalls wün schenswert ist. * Dennis Hütter ist Lehrer für Englisch und Geschichte an der Gesamtschule Melsungen, stellvertretender Vorsitzender im örtlichen Per- sonalrat, Gewerkschaftsbeauftragter im Gesamt personalrat Fritzlar, stellvertretender hphv-Kreis vorsitzender des Schwalm-Eder-Kreises, dlh Kreisvorsitzender des Schwalm-Eder-Kreises

14

von DENNIS HÜTTER * Mitglied im Ausschuss für berufspraktische Fragen (BPA) im hphv

ausgeschlossen wurden, neue Maß nahmen die unterrichtlichen Prozesse aber sicherlich beeinflussen werden. Doch nicht nur der Unterricht selbst als unser ’Kerngeschäft’ wird affek tiert. Die Zahl der Aufgabenfelder, die jenseits des Unterrichts noch erfüllt werden müssen, steigt stetig. Neben zeitraubender Verwaltungsarbeit und Bürokratie ist es die kaum bis gar nicht entlastete Mitarbeit in Arbeitsgruppen und Fachschaften, die von jungen Kol leginnen und Kollegen bei Dienstein tritt erwartet wird. Insbesondere die Genese digitaler Strukturen an den Schulen wird oft jungen Lehrkräften übertragen, da diese darin vermeint lich besser geschult seien. Daneben bleibt im Übrigen kaum noch Zeit für das so wichtige Engagement in Perso nalräten oder Verbänden. Darüber schwebt bei sehr vielen jungen Lehrkräften das Damokles

SCHULE

Made with FlippingBook Ebook Creator