Blickpunkt Schule 4/2022

len Kompetenzfeldern nicht nur theoretisch vermittelt, sondern pra xisnah bereitgestellt, erfahren und trainiert werden: Auftritt vor und Lei tung von Gruppen, Teambildung und kollegiale Fallberatung, biografische Bearbeitung von beruflichen Konflikt situationen in Supervisions- und Inter visionsgruppen. Dabei geht es weniger um einzelne, kleinschrittig standardi sierte Verhaltensmerkmale als um den Aufbau einer inneren Haltung. Eine un günstige Ressourcenlage kann in eine verhängnisvolle Abwärtsspirale mün den, in der die Auseinandersetzung mit beruflichen Anforderungen auf allen Ebenen ungünstig verläuft, zu dauer haftemÜberlastungserleben führt und letztlich die Gesundheit angreift, was wiederum zu einer weiteren Verschär fung der Ausgangslage führt, der die gesundheitlich beeinträchtigten Per sonen nun mit einer noch weiter einge schränkten Verfügbarkeit von Ressour cen begegnen müssen. Das bedeutet: Schulpsychologische und pädagogi sche Beratungsdienste sollten ge zielte Ansprechmöglichkeiten für Burnout-gefährdete Lehrkräfte an bieten. Insbesondere Ausbilderinnen und Ausbilder in der zweiten Phase sollten selbst über entsprechende Weiterbildungen verfügen.

Unsere Ergebnisse zeigen, dass es keinen statistisch nachweisbaren di rekten Zusammenhang zwischen äu ßeren Belastungen am Arbeitsplatz und der gesundheitlichen Gesamtsi tuation gibt, wohl aber mit der sub jektiven Bewertung der beruflichen Situation, damit mit der empfunde nen Belastung durch berufliche An forderungen, mit der Verfügbarkeit personaler und sozialer Ressourcen und der Art der Bewältigung von Schwierigkeiten und Belastungen als den zentralen Faktoren, die zur Auf rechterhaltung der Gesundheit und zur Entstehung von Krankheit beitra gen. Je breiter und differenzierter die Basis an verfügbaren personalen und sozialen Ressourcen ist, auf die Lehre rinnen und Lehrer bei der Bewältigung von Anforderungen und Belastungen zurückgreifen können, desto eher wählen sie aktive Bewältigungsstrate gien und desto weniger neigen sie zu passiv-resignativen Bewältigungs mustern. Dies bedeutet: Die Aus- und Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern muss neben Fachwissen schaften, Fachdidaktiken und Bil dungswissenschaft um grundlegen de Angebote zur Bedeutung und zumTraining psychosozialer Basis kompetenzen im Lehrerberuf er gänzt werden (Bosse, Dauber, Dö ring-Seipel, Nolle, 2012) . Die enge Verknüpfung des Gesamt ressourcenindexes mit Gesundheit und Krankheit verweist darauf, dass es of fenbar die Gesamtheit der verfügbaren Ressourcen ist, die den Unterschied macht. Kenntnisse, Kompetenzen, Merkmale werden erst dann zu Res sourcen, wenn sie zu aktuellen Anfor derungssituationen passen und zur Bewältigung dieser Anforderungen und der Erreichung von Zielen einge setzt werden können. Dies bedeutet: Insbesondere in allen praxisorientier ten Ausbildungsphasen (schulprakti sche Ausbildung in der ersten Phase der Lehrerbildung, Referendariat, Berufseingangsphase, Fort- und Weiterbildung in der dritten Phase) sollten in die Aus- undWeiterbildung integrierte und sie ergänzende Lern angebote zu zentralen psychosozia

Impressum

73. Jahrgang | ISSN 0723-6182 Verleger: Hessischer Philologen- verband e.V. Die Zeitschrift »BLICKPUNKT SCHULE« des Hessischen Philologenverbandes erscheint fünfmal im Jahr 2022. Der Hessische Philologenverband ist der Gesamtverband der Lehre rinnen und Lehrer an den Gymna sien in Hessen sowie an Schulen mit gymnasialem Bildungsange bot. Er ist der Fachverband im Deutschen Beamtenbund, Lan desbund Hessen (dbb), er ist dem Deutschen Lehrerverband Hessen (dlh) und durch den Deutschen Philologenverband (DPhV) dem Deutschen Lehrerverband (DL) angeschlossen. Für den Inhalt verantwortlich: Der Vorstand des Hessischen Philologenverbandes. Chefredaktion: Christof Ganß (V.i.S.d.P.) Dr. Iris Schröder-Maiwald Mail: blickpunkt-schule@hphv.de Mit dem Namen der Verfasser gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Hessischer Philologenverband e.V. Geschäftsstelle: Schlichterstraße 18 Mail: hphv@hphv.de Web: www.hphv.de Bank: Volksbank Odenwaldkreis BIC: GENODE51 MIC IBAN: DE30 5086 3513 0004 3579 73 Der Verkaufspreis ist durch die Mitgliedsbeiträge abgegolten. Verlag und Anzeigenverwaltung: Pädagogik & Hochschulverlag Graf-Adolf-Straße 84 40210 Düsseldorf Tel.: 0211 3558104 Fax: 0211 3558095 Mail: dassow@dphv-verlag.de Satz und Layout: Tel.: 0211 1795965 Fax: 0211 1795945 Mail: heinemann@dphv-verlag.de 65185 Wiesbaden Tel.: 0611 307445 Fax: 0611 376905 www.dphv-verlag.de Anzeigenverwaltung:

Arbeitsbelastung im Lehrberuf

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Info

Elke Döring-Seipel/Heinrich Dauber (2013): Was Lehrerin nen und Lehrer gesund hält – empirische Ergebnisse zur Be deutung psychosozialer Res sourcen im Lehrerberuf. Kölner Reihe: Materialien zu Supervisi on und Beratung, Hrsg. Deut sche Gesellschaft für Supervisi on e.V., Göttingen (Vandenhoek und Ruprecht) Weiterführende Literatur: Dorit Bosse/Heinrich Dauber/ Elke Döring-Seipel/Timo Nolle (Hrsg.) (2012): Professionelle Lehrerbildung im Spannungs feld von Eignung, Ausbildung und beruflicher Kompetenz, Bad Heilbrunn (Klinkhardt)

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