GOLF TIME 6/2019

COVER | INTERVIEW

VOLL AUF KURS DURCHSTARTER Max Schmitt im Interview über sein erstes Jahr als Profi auf der European Tour und die damit verbundenen Herausforderungen. Eine offene Abrechnung.

Für mich macht das keinen Unterschied. Im Lärchenhof habe ich einmal als Amateur und einmal als Profi gespielt. Ich weiß zwar, wo ich als Amateur hingespielt habe, aber der Platz ist ein anderer, wenn man ein European- Tour-Event hat. Deswegen kann man das nicht wirklich vergleichen. Sie sind im Dezember mit einem geteilten siebten Platz bei der Mauritius Open in die Saison gestartet und haben im Mai bei der Made in Denmark mit dem geteilten vierten Platz Ihr bis dahin bestes Saisonergebnis erzielt. Haben Sie erwartet, dass Ihnen auf Anhieb solche Leistungen gelingen würden? Ich hatte bei der Qualifying School schon sehr gut gespielt und bin deshalb mit viel Selbstbewusstsein nachMauritius gereist. Mir sind dann auch die Putts gelungen. Deswegen hat es mich nicht überrascht, geteilter Siebter zuwerden. Auch der vierte Platz inDänemark: Da habe ich vorher gut gespielt, war aber mit meinem Putten nie so recht zufrieden. Aber beim Turnier hat es dann funktioniert. Wie optimistisch sind Sie, Ihr vorab gestecktes Saisonziel zu erreichen, die Karte auf der European Tour zu halten? Ich bin sehr zuversichtlich, meine Aus- gangslage ist momentan sehr gut. Ich muss natürlich noch Geld und Punkte einfahren, aber ich mache mir da keinen Stress. Ich bin noch jung, habe jetzt die Möglichkeit dazu. Deswegen gehe ich das ganz entspannt an. Ich habe dieses Jahr viel gearbeitet und sehr gute Ergebnisse erzielt. Das nehme ich mit. Wie sehr hat Sie Ihre Zeit im Junior Golf Team Germany auf die jetzige Situation als Profigolfer vorbereitet? Es ist eine Riesenhilfe, dass ich die ganzen Kadersysteme durchlaufen habe. Der Schritt vom Junior Team Germany ins Herrenteam ist ähnlich dem Schritt von den Amateuren zu den Profis. Ich musste mich für das Herren- Nationalteam erst einmal qualifizieren und das hat mir schon sehr viel gebracht – auch, dass ich in jungen Jahren schon internationale Turniere mit sehr vielen guten Spielern aus den USA oder Europa gespielt hatte. Auf der European Tour spielen Sie gegen einige der größten Namen des Golfsports. Überwiegt die Aufregung oder unterdrückt der Fokus auf die Aufgabe die Nervosität? Das ist lustig. Letztes Jahr auf der Challenge Tour habe ich zumBeispiel zumerstenMal mit Martin Kaymer auf einer 9-Loch-Proberunde zusammengespielt. Da war ich aufgeregt und wollte natürlich keinen Fehlschlag machen.

M ax Schmitt spielt seit Dezember 2018 seine erste Saison auf der European Tour. Vor der Porsche European Open (5. bis 8. September, Green Eagle Golf Courses) sprach der 21-jährige Newcomer über sein erstes Jahr als European-Tour-Profi, lehrreiche Momente und die Suche nach dem eigenen Weg. Herr Schmitt, Sie sind seit Anfang 2018 Golf- profi. Was ist die größte Veränderung, die Sie seitdem bei sich festgestellt haben? Das ist ganz klar die körperliche Ver- änderung. Anfang 2018 habe ich noch um die 93 Kilogramm gewogen und mittlerweile bin ich bei 71, 72 Kilogramm – je nachdem, wo ich gerade bin und wie gut das Essen dort ist (lacht) . Ansonsten bin ich immer noch der- selbe Golfspieler und Mensch. Hatte diese Veränderung mit dem Wechsel ins Profilager zu tun oder gab es andere Gründe? Man ist jede Woche unterwegs und spielt fast jeden Tag 18 Löcher, da nimmt man schon von alleine ab. Ich wusste, dass ich ein paar Kilos zu viel auf den Rippen hatte und es war geplant, das in Angriff zu nehmen. Dass es dann so viel werden würde, hätte ich nicht gedacht. Jetzt muss ich sogar kämpfen, dass es nicht zu wenig wird. Im Winter habe ich vor, verstärkt Fitnesstraining zu betreiben. ImGrunde war das relativ einfach. Ich habe mir keine bestimmte Zahl als Ziel gesetzt, sondern bin es langsam, Schritt für Schritt, angegangen. So hatte ich keinen Druck. Wenn es schnell geht, ist das schön. Wenn nicht, ich bin ja noch jung und habe noch viel Zeit. Was war Ihre Vorstellung vom Profi-Dasein und haben sich diese Erwartungen erfüllt? Als ich noch Amateur war, hatte ich vor dem Schritt, Profi zu werden, ein bisschen Angst gehabt. Man verdient auf einmal sein Geld mit dem, was vorher Hobby war. Ich hat- te die Unterstützung durch den Amateur-Na- tionalkader verloren, stand plötzlich auf eige- nen Beinen und musste dem Druck gerecht werden, jede Woche gut zu spielen. Ich hatte Wie schwer ist Ihnen diese körperliche Veränderung gefallen?

Angst, ins kalte Wasser geworfen zu werden und alleine zu sein. Aber wenn man erstmal angekommen ist, dann hat man sein Grüpp- chen, seine Freunde, geht zusammen Abend- essen und hat jemanden zum Reden. Mittler- weile ist es schön, jede Woche mit coolen Leu- ten unterwegs zu sein oder (Probe-)Runden zu spielen. Im Endeffekt hat sich die Angst nicht wirklich bestätigt. Natürlich ist der Leistungsdruck immer noch da und man will jedeWoche gut spielen. Aber ich bin auch kein Roboter und muss akzeptieren, dass nicht jede Woche gleich ist und es nur menschlich ist, nicht immer vorne mitzuspielen. Der nächste Stopp ist die Porsche European Open. Ist es schwieriger den Fokus zu finden, wenn Freunde und Familie dabei sind? Es ist eine riesige Motivation. Ich bin kein Star, aberdieLeuteunterstützenmichdennoch und man bekommt viele Schulterklopfer. Ich habe bei der BMW International Open schon vor heimischem Publikum gespielt und das hat sehr gut funktioniert. Die Unterstützung ist größer als in anderen Ländern. Für mich ist das ein Ansporn.

Inwiefern nehmen Sie Plätze als Profi heute anders wahr als noch zu Amateurzeiten?

Max Schmitt beim Toyota Junior Golf World Cup 2016 als Teil des Junior Golf Team Germany

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GOLF TIME | 6-2019

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