GOLF TIME 6/2019

wissen. Nur man selbst kann in sich reinhören und wissen, wie die Gedanken sind. Wenn du auf der Range stehst und jemand erzählt dir, was du machen musst, um ein guter Golfspieler zu werden, ist es aber vielleicht genau etwas anderes, das dich weiterbringt. Deswegen sollte man immer auf sich selbst hören, mit sich im Reinen sein. Bei der BMW International Open lagen Sie zur Halbzeit auf dem geteilten fünften Rang, bevor Sie am Wochenende auf T53 abgerutscht sind. Mit etwas Abstand – was haben Sie mitgenommen? Der Start war sehr, sehr schön. Vor eigenem Publikum zu Hause in Deutschland, das war super. Aber es waren dann ein paar Umstände, die dazu geführt haben, dass das am Wochenende nicht so hingehauen hat. Ich bin mit sehr viel Selbstbewusstsein in das Wochenende gegangen. Aber solche Wochen gibt es leider auch mal. Es ist meine erste Saison als Profi und da muss ich mit solchen Situationen besser umgehen. Ich bin ein paar Mal weggerutscht. Das soll keine Ausrede sein, hat mich aber sehr viele Schläge gekos- tet. Wenn ich jetzt so zurückschaue, hätte ich anders reagieren können. Es wäre aber auch übermenschlich, jetzt schon mit 21 Jahren alles richtig zu machen. Sie gelten als einer der deutschen Golfer mit großer Perspektive. Wie wichtig ist Ihnen die langfristige Unterstützung Ihrer Partner und Sponsoren für die zukünftige Karriereplanung? Das ist sehr wichtig für mich, vor allem das Deka-Engagement. Letztes Jahr auf der Challenge Tour hatte ich ein durchwachsenes Jahr. Aber die Deka hat mich immer unterstützt. Das war sehr schön, in der Situation einen solchen Partner an meiner Seite zu haben, gerade am Beginn einer Karriere. Als Partner des Junior Golf Team Germany und nun auch als Ihr Sponsor ist die Deka schon lange Zeit an Ihrer Seite. Welche weiteren Konstanten gibt es in Ihrer sportlichen Laufbahn? Ich arbeite seit vielen Jahren sehr eng mit meinem Trainer Jan Pelz und pflege weiterhin einen sehr guten Draht zum Herren- Nationaltrainer Ulrich Eckardt. Außerdem spiele ich seit letztem Jahr mit TaylorMade- Schlägern und werde mittlerweile von adidas Golf ausgestattet. Da erfahre ich ebenfalls vollstes Vertrauen. Ich kann mich immer an all meine Partner wenden, wenn es Probleme gibt und bekomme die Unterstützung, um mein bestes Golf zu spielen. GT

„ES WÄRE ÜBER- MENSCHLICH, MIT 21 JAHREN SCHON ALLES RICHTIG ZU MACHEN“

haben viele Umstände dazu geführt, dass ich nicht gut gespielt habe. Aus so einer Woche lernt man manchmal viel mehr. Gab es in Ihrer ersten Profisaison ein Aha- Erlebnis, einen besonderen Moment? Ich habe während der letzten Wochen realisiert, dass ich Anfang des Jahres ganz jungspundmäßig versucht habe, den Ball so weit wie möglich zu schlagen. Ich wollte möglichst nah ans Grün kommen, habe immer den Driver benutzt. Mittlerweile treffe ich relativ viele Fairways und gebe mir dadurch die Möglichkeit, viel mehr Grüns zu treffen und dadurch besser zu spielen. Auf der Challenge Tour konnte ich immer den Driver nehmen und wurde nie dafür bestraft. Aber auf der European Tour darf man nicht so aggressiv spielen. Das sieht man auch an den Statistiken: Spieler, die viele Fairways treffen, treffen auch viele Grüns. Welchen Tipp würden Sie einem Golfer geben, der sein erstes Profijahr vor sich hat? Man sollte auf sein Gefühl hören. Es gibt so viele Menschen, die glauben, alles besser zu

Mittlerweile ist es zwar nicht Alltag gewor- den, aber schon zur Routine, dass relativ viele große Gesichter neben einem auf der Range stehen oder man mit dem einen oder anderen auch zusammenspielt. Es sind halt auch nur Menschen, die bislang mehr Erfolg hatten, als ich. Deswegen sehe ich das eher als Motivation. Wieviel schaut man sich von den „Großen“ ab? Ich gehe meinen eigenen Weg. Bislang bin ich als Amateur und als Profi immer sehr gut damit gefahren. Ich bin jemand, der sehr auf seinen Bauch hört. Wenn mir etwas gut tut, dann mache ich das. Natürlich kann man sich ein bisschenwas abschauen, aber jederMensch ist verschieden. Was für jemanden anderen funktioniert, muss nicht zwingend auch mir etwas bringen. Neben Ihren Spitzenergebnissen haben Sie auch einige Male im hinteren Teil des Feldes abgeschnitten. Was lernt man da als Profi? Der Lerneffekt ist immer größer, wenn man die Baustellen aufgezeigt bekommt. Wenn man gut spielt, ist das natürlich immer schön. Aber in Tschechien zum Beispiel, da

33

GOLF TIME | 6-2019

www.golftime.de

Made with FlippingBook - professional solution for displaying marketing and sales documents online