GOLF TIME 6/2019

FITTING BLOG

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Ü ber keinen Teil des Golfschlägers wird wohl so viel gemunkelt wie über den langen Stengel, der das Verbindungsstück zwischen Schlägerkopf und Griff bzw. Spieler dar- stellt. Durch Hunderte von Herstellern verliert der Laie schnell den Überblick, worauf es wirklich ankommt. Zu Ihrer Beruhigung: Der Schaft wird aus einem guten Schlag keinen schlechten machen oder umgekehrt. Unter anderem ist er aber für zwei Dinge verantwortlich: das Schlaggefühl sowie die Konstanz und damit die Fähigkeit, einen gewünschten Schlag präzise zu wiederholen. Ein Schaft lässt sich grob durch die Parameter Gewicht, Steifigkeit (Flex), Biegepunkt und Torsion bestimmen. In diesem Kapitel möchten wir uns dem Flex widmen: Er bezeichnet die Steifigkeit eines Schaftes. Mithilfe eines Frequenzmessgerätes kann der Flex in „Cycles per Minute“ (cpm) bzw. Schwingungen pro Minute bestimmt werden, der das Verhalten des Schafts gegen die Verformung durch eine Kraft oder ein Drehmoment beschreibt. Für die Einstufung des Flex gibt es allerdings bislang keine Norm, die definiert, wie flexibel ein Schaft sein muss, um einem bestimmten Flex zugeordnet zu werden. So kann zum Beispiel ein

R-Flex von Hersteller A einem S-Flex bei Her- steller B entsprechen. Im Nachgang kann die Steifigkeit von einem ausgebildeten Fitter auch noch im Bauprozess beeinflusst werden. Je nach- dem, um wie viel ein Schaft am dünneren Ende gekürzt wird (Tip Trimming), verhält dieser sich unterschiedlich steif. WOHER WEISS MAN, WELCHER SCHAFT ZU EINEM PASST? Eins vorweg: Das Niveau des Golfers spielt bei der Schaftwahl keine entscheidende Rolle. Als grobe Orientierung können Schwunggeschwindigkeit und Schlagweite ein Indiz für die Wahl des pas- senden Flex zu Rate gezogen werden. Je höher die Schwunggeschwindigkeit, desto steifer sollte in der Regel der Schaft gewählt werden. Ein zu wei- cher Schaft sorgt für eine zu hohe Flugbahn und meist für mehr Linksdrall (Hook). Bei einem zu harten Schaft verhält es sich vice versa. Wirk- liche Sicherheit über die Wahl des passenden Flex bringt aber nur die Beratung durch einen profes- sionellen Fitter. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Konstanz der Steifigkeit innerhalb des Sets. Es klingt zwar logisch, dass das Eisen 8 die gleiche Schafthärte haben sollte wie das Eisen 7. Oftmals ist dies aber aufgrund der Fehlertoleranzen während der Pro- duktion der Schäfte nicht der Fall. Mein Rat: Vergleichen Sie verschiedene Schäfte und lassen Sie sich von einem professionellen Fitter beraten. Dazu ist es nicht nötig, bei einem Fitting zehn Schaftalternativen oder mehr zu testen. In der Regel reichen zwei bis vier Schäfte, um zusammen mit einem Fachmann die ideale Kombination für Eisen oder Hölzer zu finden. GT

MARCO BURGER Der ehemalige

Plus-Handicapper hat Biomechanik an der TU München studiert und ist einer der Gründer von Hole-in-One-Fitting in München. „Das Niveau des Golfers spielt bei der Schaftwahl keine Rolle“

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