CF_02_22_web_finale_Fassung

KOMPETENZ

behandeln, mit Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Psy- chotherapie, Sozialdienst und natürlich medizinisch. Unterscheidet sich die Rheuma- behandlung in den USA von der in Deutschland? Die Medikamente und Unter- suchungen sind gleich. Die Ver- sorgung ist aber anders. In den USA kommt es mehr darauf an, wie gut jemand versichert ist. Ins- gesamt wird in den USA mehr ambulant gemacht als stationär. Meine Tätigkeit war aber auch eine andere. Da ich in den USA an Unikliniken gearbeitet habe, bestand dort ein größerer Fokus auf der Forschung und Lehre. Was sind Ihre Forschungs- schwerpunkte? Mir geht es einmal darum, die Osteoporose-Versorgung zu verbessern. Wir sammeln viele klinische Daten und wollen dann sehen, welche Untersuchungen und Behandlungen Vorteile brin- gen. Zusätzlich interessiert mich derzeit die Multimorbidität bei älteren Menschen. Wir gucken bei Rheumapatienten: Wie gut sind die Alltagsfunktionen, gibt es kognitive und psychische Pro- bleme, wie sind die Patienten zu Hause versorgt? Die Sarkopen- ie (Abnahme von Muskelmasse und Muskelkraft im Alter) ist hier ein Schwerpunkt von mir.Wie gut funktionieren die Muskeln? Neh- men die Patienten mit der Nah- rung genügend Proteine zu sich? Zu diesem Thema betreue ich auch Doktoranden an der Ruhr- Universität Bochum, wo ich vor-

her tätig war. Darüber hinaus hal- te ich deutschlandweit Vorträge für die Rheuma-Akademie oder die Osteologische Akademie und organisiere Kurse. Sie haben in der Klinik für Internistische Rheumatologie am Krankenhaus St. Josef auch einige organisatorische Ände- rungen eingeführt? Die Abteilung war schon super organisiert, mit einem coolen Team. Wir bieten jetzt von der Ärztekammer zertifizierte Fort- bildungen an für einen engeren Kontakt zwischen niedergelas- senen Ärzten und unserer Ab- teilung. Die zweite Änderung ist unsere Kurzsprechstunde. Wer Rheuma hat, muss oft drei bis sechs Monate auf einen Termin beim Rheumatologen warten – was problematisch ist, weil in dieser Zeit irreversible Schäden entstehen können. In unserer Kurzsprechstunde bekommen Patienten innerhalb weniger Wo- chen einen 15-Minuten-Termin. Dort gucken wir erst einmal:

Wie akut ist es? Und wo sollte derjenige am besten behandelt werden? Außerdem haben wir die Rotation der Ärzte in der Not- aufnahme verändert. Und als Lehrkrankenhaus der Heinrich- Heine-Universität sind wir jetzt auch an der Lehre beteiligt. Hat sich denn die Behandlung von Rheuma in den vergange- nen Jahren verbessert? Ja, rapide. Zwischen der Be- handlung in den 90er Jahren und jetzt ist ein himmelweiter Unterschied, weil wir die Biologi- ka-Medikamente haben, wo fast jährlich neue Medikamente hin- zukommen. Schlimme Gelenk- zerstörungen können wir heu- te zum großen Teil vermeiden. Dadurch, dass wir die Entzün- dungen aus dem Körper holen, haben die Leute seltener frühe Herzinfarkte und Schlaganfälle. Die Lebensqualität hat sich so sehr verbessert.

Vielen Dank für das Gespräch! (C.N.)

Dr. Björn Bühring leitet die Internistische Rheumatologie

CellitinnenForum 02 | 2022

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