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GOLF TIME

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2-2016

109

Schützenhilfe

für Martin K.

A

nfang 2014 stellte ich Martin Kaymer

in der Überschrift meiner Kolumne

die Frage „Quo vadis, Martin?“. Anlass

war der damals besorgniserregende

Umstand, dass Deutschlands bester Golfer

drei Jahre nach seiner achtwöchigen Regentschaft

als Weltranglistenerster im Frühjahr 2011 nicht

länger in den Top 50 der Welt zu finden war.

Nur wenige Wochen, nachdem ich Martin u. a.

als vermeintliches „One Hit Wonder“ bezeichnet

hatte, erhielt ich seine durchaus beeindruckende

Antwort auf meine Frage. Er gewann erst die

Players Championship und kurz darauf mit der

U.S. Open seinen zweiten Majortitel. Zwischen

Mai und Juni 2014 verbesserte er sich von Rang 61

auf Position elf der Weltrangliste. Dank seines

hochkarätigen Doppelschlages stand Kaymer

plötzlich wieder im Ryder Cup-Team und im

Fokus der Golfwelt.

Seither erinnert(e) Martin jedoch wieder allzu

sehr an ein anderes Zitat aus meiner damaligen

Kolumne: „Ist Martin Kaymer nüchtern betrachtet

vielleicht doch nichts anderes als ein recht guter

Tourspieler, der eine Saison über seinen Verhält-

nissen scoren konnte?“ Kaymers bestes Turnier-

ergebnis seit dem Majorsieg in Pinehurst war

ein zweiter Platz bei der Open d‘Italia und ein

(traumatisierender) dritter Platz bei der Abu

Dhabi HSBC Golf Championship, als er im

Verlauf der Finalrunde einen Vorsprung von

zehn Schlägen einbüßte. Aktuell rangiert Martin

noch innerhalb der Top 50 der Welt, was jedoch

trügerisch ist, da seine beiden großen Siege im

Mai bzw. Juni nach zwei Jahren ihre Relevanz für

seine Weltranglistenposition verlieren werden.

Doch der aufmerksame Beobachter weiß die

Zeichen der Zeit zu deuten und sieht die Parallelen

zum Erfolgsjahr 2014. Damals stellte ein geteilter

18. Rang bei zehn Starts in den Monaten Januar

bis April Kaymers Saisonbestleistung dar. Gerade

als die Golffachwelt den Deutschen endgültig

abschreiben wollte, folgte der Sensationssieg bei

der Players Championship. Und was soll ich

Ihnen sagen, 2016 sieht es so aus, als wollte

Martin seine Erfolgstaktik erneut anwenden. Seit

Jahresanfang spielt er wieder eine ordentliche

Grütze zusammen, kommt entweder „unter ferner

liefen“ ins Ziel oder er nimmt sich gleich das

ganze Wochenende frei. Auch seine Chancen,

2016 ein Teil des Ryder Cup-Teams zu werden,

sind (Zitat von 2014) „in etwa so gut wie die der

Borussia aus Dortmund, dieses Jahr die deutsche

Meisterschaft feiern zu können“.

In dieser sensiblen Gemengelage ist es wichtig,

dass man seinen Beitrag leistet, und ich möchte

definitiv nicht als der Spielverderber dastehen,

der am Ausbleiben von Martin Kaymers zweitem

Mega-Comeback schuld ist. Deshalb stelle ich

ihm hiermit ganz offiziell (und wie 2014 erneut

in der zweiten Ausgabe des Jahres) die Frage, wie

er sich das so vorstellt mit dem weiteren Verlauf

seiner Karriere?

Sollte meine Theorie stimmen, müsste Martin

eigentlich kurz nach Erscheinen dieser Ausgabe

erfolgreich sein. Doch rechnen Sie nicht mit

einem banalen 08/15-Turniersieg, denn Kaymer

war schon immer ein Mann für die besonderen

Momente. Welcher Weltklassegolfer außer ihm

kann insgesamt zwar nur drei Siege auf der PGA

Tour vorweisen, diese jedoch in Form von zwei

Majortiteln und der Players Championship, dem

höchstdotierten Golfturnier der Welt? Dass er

beim Ryder Cup 2016 erneut einen oder sogar den

entscheidenden Punkt zum Sieg Europas holen

wird, braucht nicht extra erwähnt zu werden.

Doch zuvor darf ich nicht vergessen, mit einem

weiteren Zitat aus der Vergangenheit zu schließen:

„Vielleicht benötigt Martin genau dieses existen-

zielle Druckszenario, um seine Fans jubeln und

seine Kritiker verstummen zu lassen.“

GT

»Der aufmerksame

Beobachter weiß die

Zeichen der Zeit zu

deuten und sieht die

Parallelen zu 2014,

denn es sieht so aus,

als wollte Martin

seine Erfolgstaktik

erneut anwenden«

GÖTZ SCHMIEDEHAUSEN

Autor des essenziellen Leitfadens

durch die Welt des Golfwahn-

sinns in Buchform „Golf oder gar

nichts!“ und Kaymer-Fan der

ersten Stunde. Spielte letztes Jahr

ein Par-3-Loch mit dem zweifachen

Major-Sieger und würde das

Match gerne fortsetzen. Es steht

1Up für den Autor...

GÖTZ

ZITAT