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SCHWEIZER GEMEINDE 10 l 2016

21

UMWELT

www.urbanagriculturebasel.ch

Urban Agriculture Netz Basel stösst in

der Bevölkerung auf grosse Resonanz.

Gegen tausend Personen nehmen an

den verschiedenen Projekten teil. Die

Unterzeichnung des «Milan Urban Food

Policy Pact» durch die Stadt Basel erach-

tet das Urban Agriculture Netz Basel als

einen wichtigen Meilenstein. Nicht zu-

letzt führte dies auch zu intensiveren

Gesprächen mit der Verwaltung. Urban

Agriculture Netz Basel engagiert sich für

eine höhere Diversität in Basel. Und die

soll in Zukunft noch weiter ausgebaut

werden.

Gemüsegarten auf demAmtshausdach

Nicht nur auf den Plätzen und in den

Strassen kann die Stadt grüner werden.

Auch auf den Dächern bietet sich oft

Platz für mehr Natur. Die Dachterrasse

der Personalcafeteria imAmtshaus IV in

Zürich war zwar bereits während zehn

Jahren grün. Weil die Terrasse aus feu-

erpolizeilichen Gründen nicht mehr als

50 Personen aufnehmen darf, entschied

man sich 2006, gegen 70 Buchsbäume

aufs Dach zu stellen, um die Nutzfläche

künstlich zu begrenzen. Folglich glich der

eine Teil der Terrasse einem kleinen

Wäldchen. «Das hatte für das Wohlbefin-

den und die Ökologie auf der Terrasse

nur einen geringen Nutzen», sagt Beat

Gerber, Teamleiter der Personalcafete-

rias der Sozialen Einrichtungen und Be-

triebe (SEB) der Stadt Zürich. Die SEB

betreiben auf dem Dachgeschoss des

Amtshauses IV imRahmen einesArbeits-

integrationsangebots eine Personalcafe-

teria mit langzeitarbeitslosen Sozialhilfe-

bezügern. Die Idee von Beat Gerber und

seinemTeam, anstelle der Buchsbäum-

chen Gemüse, Obst und Beeren anzu-

pflanzen, stiess bei den Mitarbeitenden

des Amtshauses amAnfang auf Skepsis.

Mit der Unterstützung von Grün Stadt

Zürich und dem Umwelt- und Gesund-

heitsschutz Zürich konnte das Projekt

dann aber – nach zweijähriger Verhand-

lungs- und Planungsphase – doch noch

realisiert werden.

Pause zwischen Lavendel und Thymian

Mit Unterstützung der Stadtgärtnerei

wurden die Tröge der Buchsbäume neu

bepflanzt. Gerber und sein Team legten

selber Hand an. Auf Strohballen wuch-

sen Rettiche, Salate und Tomaten. Sogar

kleine Bäume mit Kirschen, Äpfeln,

Pflaumen und Feigen wurden gepflanzt.

«Am Anfang sah es ziemlich kahl aus»,

erinnert er sich. Mittlerweile spriesst es

aus allen Töpfen und Trögen. Die Gäste

lieben es, zwischen den verschiedenen

Pflanzen ihre Pausen oder das Mittag-

essen zu geniessen. Wenn zum Beispiel

der Duft des Lavendels oder vom Thy-

mian der Nase schmeichelt. Oder man

sich im Schatten des Kiwibaumes aus-

ruhen kann. Alles, was auf demDachgar-

ten wächst, wird in der Küche der Cafe-

teria genutzt. Ganz auf Zulieferungen

verzichten könnten sie deshalb aber

nicht, sagt Gerber. Doch es komme der

Philosophie der Stadt Zürich, die Cafete-

ria möglichst biologisch und nachhaltig

zu betreiben, sehr entgegen. Die Mitar-

beitenden der Cafeteria schätzen ihren

Dachgarten, den sie täglich hegen und

pflegen, ebenfalls. «Viele entdecken hier

Freude am Gärtnern und erfreuen sich

an diesem kleinen Stück Natur.» Dies

steigere das Selbstwertgefühl und sorge

für ein Erfolgserlebnis, wenn die selber

gepflanzten Gemüse oder Beeren nach

einigen Monaten prächtig gediehen.

Gerber hofft, dass das Modell des Dach-

gartens auch an anderen Orten der Stadt

Schule machen wird. Ein kleiner Dach-

garten dieser Art konnte jedenfalls be-

reits auf der Terrasse des Amtshauses

Walche realisiert werden.

Fabrice Müller

Informationen:

www.unigaerten.unibas.ch

Gärtnerstolz: Beat Gerber, Teamleiter

Personalcafeterias der Sozialen Einrich­

tungen und Betriebe der Stadt Zürich.