Was passiert eigentlich hinter den Kulissen einer Notauf-
nahme? Werden hier nur Menschen nach einem schlimmen
Unfall oder mit einer lebensbedrohlichen, akuten Erkrankung
behandelt? Kann man in der Notaufnahme auch mit einer
Lappalie auf schnelle Hilfe hoffen?
Vitamin W
hat darüber
mit Phillip Schöllgen, Leitender Arzt der Notaufnahme am
Wuppertaler Petrus-Krankenhaus, gesprochen.
Herr Schöllgen, wie beurteilen Sie
und Ihre Mitarbeiter, ob über-
haupt ein echter Notfall vorliegt?
Phillip Schöllgen:
Unsere Ersteinschät-
zung erfolgt nach dem so genann-
ten Notfall-ABCDE. Hier werden
folgende Punkte überprüft: A (Atem-
wege frei?); B (Belüftung/Ventilation
ok? Atemfrequenz normal, hoch oder
niedrig?); C (Circulation = Kreislauf =
Patient rosig oder blass, blau, mar-
moriert? Herzfrequenz oder Blut-
druck normal/erhöht/erniedrigt?); D
(Dysfunktion = orientierende neurolo-
gische Einschätzung); E (Entkleiden/
Erwärmen = Wärmeerhalt/Tempera-
turmanagement).
Wie wird festgelegt, nach welcher
Dringlichkeit ein Patient behan-
delt werden muss?
Phillip Schöllgen:
Die Manchester Tri-
age ist ein zertifiziertes Raster (das in
England entwickelt wurde), mit dem
eine Pflegekraft anhand bestimmter
Diagramme, spezifischer Fragen und
Befunde prüfen kann, wie dringend
der Patient behandelt werden muss
und wie groß das Zeitfenster sein
darf, bis er einen Arzt sieht. Deshalb
geht es bei uns nicht der Reihe nach,
sondern nach objektiv festgestellter,
medizinischer Dringlichkeit.
Warum lassen sich Wartezeiten
in der Notaufnahme nicht ver
meiden?
Phillip Schöllgen:
Das liegt zum einen
daran, dass viele Patienten gar nicht
wissen, wohin sie sonst gehen sol-
len, oder daran, dass die Hausärzte
heute schneller an die Notaufnahmen
Ein echter Notfall
Hier finden Sie Hilfe
Bei akuten Beschwerden gibt es auch andere Möglichkeiten der medizini-
schen Hilfe:
•
Hausarzt:
Zu den angegebenen Öffnungszeiten besteht für den Haus-
arzt Behandlungspflicht, wenn sich ein Patient mit akuten Schmerzen
vorstellt.
•
Telefon 116 117
– Kassenärztlicher Notdienst: Wenn der Hausarzt
geschlossen hat, steht der Notdienst bereit.
•
KV-Praxis im Petrus-Krankenhaus
, Carnaper Straße 48.
Notdienste: Mittwoch und Freitag von 16 bis 20 Uhr,
Wochenende und Feiertage von 9 bis 19 Uhr.
•
Apotheke:
Bei kleineren Beschwerden hilft der Apothekennotdienst.
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Vitamin
W
– Das Gesundheitsmagazin für Wuppertal – Ausgabe 2.2017
Treffpunkt Gesundheit