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GOLF TIME

|

5-2016

www.golftime.de

CLUB

FITTING

DAS KURZE SPIEL

UNTER DER LUPE

G

rundsätzlich gibt es zum

Thema Bounce zwei unter-

schiedliche Herangehenswei-

sen bei der Auswahl. Zum

einen kanndie Beschaffenheit

des Untergrundes auf den am häufigsten

gespielten Plätzen ein Auswahlkriterium

sein. Hier gilt ganz einfach: Je weicher die

gespielten Plätze sind, desto höher darf der

Bounce sein, um das Spiel zu erleichtern.

Bei weichen Böden können Wedges mit

viel Bounce das Eingraben der Führungs-

kante vermindern und leicht fette Treffer

wirken sich nicht ganz so negativ aus.

Die andere Betrachtungsweise geht von

den jeweiligen Schwungeigenheiten aus. In

den meisten Fällen wird grob in drei Klas-

sen unterteilt: Man spricht vom Picker,

vom Driver und vom Digger. Der Picker

bürstet mit den Wedges auch bei größeren

Schwüngen nur das Gras. Ein Divot sieht

man bei ihm höchst selten. Und wenn es

dann doch mal passiert, dann ist es extrem

klein und man sieht vielleicht drei ab-

rasierteGraswurzeln. BeimDriver ist schon

ein Divot sichtbar und wird bei jedem

Ballkontakt produziert. Das Divot ist aller-

dings deutlich länger als tief undmeist wird

es mit einem Geldschein verglichen – flach

und lang. Die vom Digger produzierten

Divots sind deutlich sichtbar und von der

Größe her ein gutes Schnitzel. Wenn man

die Extreme mit Tourspielern in Verbin-

dung bringen würde, wäre der Picker ein

Spieler wie Steve Stricker und der Digger

wird perfekt durch Sergio Garcia abgebil-

det. Von der Fittingidee her ist es dem-

entsprechend sehr einfach: Picker – wenig

Bounce (0-6°); Driver – mittlerer Bounce

(6°-10°) und Digger – hoher Bounce (10°-

16°). Erfahrungsgemäß ist eine Mischform

der entsprechenden Betrachtungsweisen

am sinnvollsten. Man sollte also im Vor-

feld entscheiden, für welchen Einsatzbe-

reich ein Wedge hauptsächlich gedacht ist

und wählt dann seinen Bounce anhand der

Bodenbeschaffenheit in Übereinstimmung

mit den persönlichen Schwungeigenheiten.

SOHLENGRINDS –

DER FEINSCHLIFF

In den letzten Jahren hat sich die Wedge-

auswahl noch weiter verkompliziert, weil

ein Element von den Touren dieser Welt

auf den normalen Markt ausgedehnt wur-

de – der Sohlengrind. Der Feinschliff der

Wedgesohle ermöglicht es, die Spielbarkeit

und auch den Einsatzbereich eines Wedges

zu verändern. Inzwischen gibt es eine

Unzahl verschiedener Schliffe, sodass eine

Erklärung aller theoretischen Optionen

inzwischen fast ein ganzes Buch füllen

würde. Insofern beschränken wir uns hier

auf die Grundformen.

LEADING EDGE RELIEF ODER „PREWORN

LEADING EDGE“:

Hier ist die Führungs-

kante der Sohle leicht abgerundet, sodass

ein Eingraben abgemildert wird. So wer-

den auch niedrige Bounce-Grade etwas

spielfreundlicher und die Führungskante

ist nicht mehr ganz so scharf.

TRAILING EDGE RELIEF:

Bei dieser

Schliffform wird die sog. Trailing Edge

auf der Rückseite des Wedge-Muscles

leicht angeschrägt/abgerundet. Hierdurch

versprechen sich die Hersteller etwas

weniger Widerstand im Rough.

HEEL RELIEF:

Beim Heel Relief wird der

Bounce im Fersenbereich minimiert. Dies

erleichtert das Aufdrehen des Schläger-

blattes für Flopshots und ähnliche Kunst-

schüsse. Durch den Schliff wird ver-

hindert, dass sich die Führungskante zu

stark anhebt, wenn man das Schlägerblatt

öffnet, um mehr Loft zu erzeugen.

TOE RELIEF:

Der Toe Relief wird meist

genutzt, um den effektiven Bounce einer

Sohle zu vermindern und in den meisten

Fällen in Kombination mit einem Heel

Relief geschliffen.

Die Hersteller haben nun ihrerseits un-

terschiedliche Namen für ähnliche Grinds.

So gibt es bei Titleist fünf unterschiedliche

Grinds, die Bounce und Schliff kombinie-

ren. Betrachtet man die Sohlen genauer,

dann ist es immer eine Kombination aus

den vier Grundschliffen in unterschied-

lichen Gewichtungen. Mal treten einige

Elemente verstärkt auf und andere über-

haupt nicht. Mal sind alle vier Bestandteile

in der Schliffform zu finden.

GT

JOHANNES HERBIG

Jahrgang ’61,

Inhaber der Fitting-

Schmiede Clubmate Golf

mit Stützpunkten

in Pfungstadt und

im Jordan Golfdom,

Köln

TEIL 2: FORTSETZUNG BOUNCE

Wer die Wahl hat, hat die Qual. Welche Arten von

Bounce gibt es und welcher ist der optimale für das eigene Spiel?

FAUSTREGEL

Einfach zu merken: Je weicher

ein Platz, desto höher darf der Bounce sein