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wertet. Kombiniert mit Netzdaten

der Energieversorger entsteht ein

modernes Energiemanagement, das

für Großverbraucher und -erzeuger,

wie es Unternehmen der Wasser-

wirtschaft oft sind, unabdingbar ist.

Digitale Workflows in der Planung

und Durchführung von Baumaß-

nahmen optimieren nicht nur die

betriebsinternen Prozesse und in-

tegrieren beispielsweise Beschaf-

fung und Auftragsvergabe ganz na-

türlich in den Planungsprozess, sie

schaffen auch Synergien, von denen

eine ganze Stadt profitieren kann –

nämlich, wenn alle Infrastruktur-

betreiber nach einem Modell vor-

gehen, ihre Daten austauschen und

so Maßnahmen bündeln. Die Folge

sind nicht nur geringere Kosten für

jeden Betreiber, sondern auch kür-

zere Bauzeiten mit geringeren Belas-

tungen für Anwohner und Verkehr.

Die Beispiele zeigen, dass Was-

ser-Unternehmen schon heute er-

heblich von der Digitalisierung

profitieren. So ist ein modernes,

unternehmensweites Asset Manage-

ment erst durch die digitale Samm-

lung, Bereitstellung und Analyse

von Daten möglich. Nachhaltigkeit

und Effizienz von Managementpro-

zessen und Finanzierungskonzepten

lassen sich heute nicht nur imNach-

hinein bewerten. Vielmehr können

wir unter Zuhilfenahme datenge-

stützter Simulationen verschiedene

Varianten vergleichen und Entschei-

dungen so auf einer wesentlich bes-

seren Grundlage fällen.

Big Data ist kein inhaltsleeres

Schlagwort, bereits heute verfügen

wir über Datensammlungen, die

sich für entsprechende Analysen

nutzen lassen. Dies kann beispiels-

weise bedeuten, Kunden vollstän-

dig digitalisierte Kommunikations-

prozesse anzubieten, wie sie sie aus

anderen Branchen bereits kennen,

und so Kundenbeziehungen und

Marketing besser auszusteuern.

Daten zumWassernutzungsverhal-

ten lassen sich quasi in Echtzeit zur

Anpassung betrieblicher Prozesse,

etwa für ein modernes Druckma-

nagement im Wassernetz, nutzen.

Und Daten zu Niederschlägen,

ebenfalls in Echtzeit, helfen beim

Management der innerstädtischen

Abwasserströme. Dies beschreibt le-

diglich in Ansätzen das, was unter

dem Stichwort Smart City möglich

ist. Denn Sensorik und Datensamm-

lung finden in allen Bereichen des

Lebens statt.

Für die Wasserwirtschaft kommt es

darauf an, sich dem nicht zu ver-

schließen, sondern Chancen zu er-

kennen und Innovationen für sich

zu nutzen. Unter anderem deshalb

unterstützen die Berliner Wasser-

betriebe eine Stiftungsprofessur an

der Technischen Universität Berlin,

die sich in den nächsten Jahren mit

intelligenten Wasser-Infrastruktu-

ren beschäftigen wird. Und wir sind

Partner im InfraLab, in dem die

großen Infrastrukturbetreiber der

Stadt Ideen zur Digitalisierung und

Vernetzung der Smart City Berlin

entwickeln und gemeinsammit Un-

ternehmen an den Markt bringen.

Innovationsbereitschaft darf nicht

verwechselt werden mit blinder

Fortschrittsgläubigkeit. Das Verhält-

nis zwischen Digitalisierung auf der

einen und Systemsicherheit auf der

anderen Seite muss immer wieder

neu betrachtet werden. Eine konti-

nuierliche Prüfung von Schnittstel-

len und möglichen Gefahrenquel-

len ist dennoch unabdingbar. Denn

Digitalisierung kann eben auch Un-

sicherheit bedeuten. Die Antwort

darauf kann nur die entschiedene

Trennung der Prozessleitsysteme

von der übrigen – vor allem der

internetangebundenen – IT-Land-

schaft sein. Was das betrifft, sind

viele Unternehmen der deutschen

Wasserwirtschaft bereits heute gut

aufgestellt.

Wasser- und Abwassernetze lassen

sich weder miniaturisieren noch

entmaterialisieren. So digital unsere

Kundenkommunikation auch ist,

unsere Dienstleistung wird immer

eine ganz persönlich Erfahrbare

bleiben: die ständige Lieferung von

frischem Trinkwasser bester Qua-

lität und die sichere und umwelt-

gerechte Behandlung des Abwas-

sers. Doch daraus eine Ablehnung

neuer Technologien zu folgern, wäre

grundfalsch und gefährlich. Denn

es hieße, die Chancen, die in diesem

Thema für die Wasserwirtschaft ste-

cken, zu leichtfertig zu vergeben.

Unter dem Einsatz digitaler

Technologien kann die Wasserwirt-

schaft ihrer Rolle als wichtiger

Akteur einer intelligenten Stadt

gerecht werden.

energie | wasser-praxis kompakt 

4/2017

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