Table of Contents Table of Contents
Previous Page  9 / 68 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 9 / 68 Next Page
Page Background

SCHWEIZER GEMEINDE 6 l 2015

9

Raumentwicklung

Besichtigung einer Baustelle

mit vielen Bauherren

Die Forschungsanstalt WSL hat die Gemeinden zur Organisation und zu den

Massnahmen der Raumplanung befragt. Man will verstehen, über welche

Kapazitäten die Gemeinden verfügen und wie das alte RPG umgesetzt wurde.

«SG»:Wer «beplant» den Raum in der

Schweiz?

Jan Berli und Tobias Schulz:

Die Befra-

gung bestätigt die Erwartung, dass

grosse oder einkommensstarke Gemein-

den mehr Mittel für die Raumplanung

aufwenden können. In vielen kleinen Ge-

meinden tragen in der Regel die Gemein-

deschreiber die administrative Last der

Planungsaufgaben. Grössere Gemeinden

mit 2000 bis 5000 Einwohnern haben öf-

ter eine Verwaltungsabteilung, die auch

Planungsaufgaben übernimmt, zum Bei-

spiel das Bauamt. Eine eigenständige

Abteilung für Raumplanung weisen Ge-

meinden frühestens ab 5000, spätestens

aber ab 10000 Einwohnern aus.

Wie sieht es mit einer externen

Beratung aus?

Wenig überraschend ist, dass etwa 90 Pro-

zent der Gemeindenmit einemRaumpla-

nungsbüro zusammenarbeiten. In 80

Prozent der Fälle hat dieses Büro auch

eine beratende Funktion.

Raumplanung sollte nicht an

Gemeindegrenzen halt machen.

Eine Delegation von Raumplanungs-

aufgaben an eine interkommunale Ver-

waltungseinheit, etwa eine Regional-

konferenz, ist eher in zentrumsnahen

Gemeinden ein Thema.

Gibt es in Bezug auf die Massnahmen

gegen die Zersiedelung eine Art

Minimalstandard? Gibt es ein

Instrument, das praktisch überall

angewendet wird?

Freihaltezonen als raumplanerisches In-

strument sind stark verbreitet, denn die

meisten Kantone schreiben solche Frei-

halteflächen explizit vor. Ein weiteres

recht übliches, in der Wirksamkeit aber

schwierig einzuschätzendes Instrument

ist ein kommunales Leitbild, das raum-

planerische Ziele festhält. Solche sind in

der Deutschschweiz anscheinend belieb-

ter als im französischen und italieni-

schen Sprachraum. In der Westschweiz

wird hingegen stärker auf kommunale

Richtpläne gesetzt, die in der Regel eine

grössere Verbindlichkeit besitzen. Die

Gemeinden in der italienischsprachigen

Schweiz setzen offenbar eher weniger

auf solche Instrumente (vgl. Abb. 1).

Unter den konkreten raumplanerischen

Instrumenten sind vor allem jene im Zu-

sammenhang mit der Nutzungsziffer

(Heraufsetzung oder Festlegung einer

Minimalziffer) über Sprachgrenzen und

Gemeindetypen hinweg verbreitet (vgl.

Abb. 2). Was ebenfalls oft genannt

wurde, insbesondere von Zentren und

touristischen Gemeinden, sind Mass-

nahmen zur Einschränkung von Neuein-

zonungen (vgl. Abb. 3). Dabei fällt auf,

dass suburbane und einkommensstarke

Gemeinden der italienischsprachigen

Schweiz diese Massnahme sehr selten

angegeben haben.

Gibt es Instrumente die üblicher sind,

als in anderen?

Gewisse Massnahmen werden eher in

Zentren und zentrumsnahen Orten der

Agglomeration angewendet, weil der

Siedlungsdruck dort höher ist als in klei-

nen und peripheren Gemeinden. Darun-

ter fallen zum Beispiel Aufzonungen,

eine räumliche Beschränkung von Zonen

mit niedriger Dichte (Einfamilienhaus-

quartiere) oder eine Koordination der

Zonierung mit der Erschliessung durch

den öffentlichen Verkehr.

Auch die Verbesserung der (städte)bau-

lichen Qualität, die Evaluation von Ver-

dichtungspotenzialen (vgl. Abb. 4) oder

Masterpläne ergreifen öfter zentrums-

nahe und grosse Gemeinden, die über

die nötigen Kapazitäten verfügen.

Interessant ist, dass anspruchsvolle

Massnahmen wie Landumlegungen

oder der Rückkauf von privatem Bauland

für die öffentliche Hand eher in den zen-

0 - 20 %

20 - 30 %

30 - 40 %

40 - 50 %

> 50 %

Keine Daten

Datenbasis

< 10 Gemeinden

> 50 % Gemeinden in der Region

Anteil der 20 Raumplanungsmassnahmen, die in den Regionen von

Grafik: Natalie Kaiser/czd

Gemeinden angewendet werden.

Abb. 1 Anteil Gemeinden (%) die ein Leitbild

(rot) oder Richtpläne (grau) einsetzen

D-CH

I-CH

0

20

40

60

80

100

F-CH

R-CH

CH

%