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Es geht um neue Denk- und Handlungsweisen

Wo liegen die Potenziale von Data Science und Big Data? Sind Anwendungen wie die Cloud, fixer

Bestandteil der digitalen Transformation? Klaas Wilhelm Bollhöfer gilt als der Experte in der Big-Data-Szene.

Er weiß, welche Trends in den nächsten Jahren auf dem Plan stehen. Er ist Chief Evangelist bei The

unbelievable Machine Company (*um), einem Spezialisten für Cloud Computing und Big Data aus Berlin. Seit Jahren übersetzt

er Business-Anforderungen in kundenspezifische Big Data Lösungen und agiert an der Schnittstelle von Business, IT, Künstlicher

Intelligenz und Design. Als Chief Evangelist setzt er mit seiner Meinung wichtige Statements für die digitale Transformation.

Er wird am 30. Mai eine Keynote zu diesem Thema, am Cloud Summit, halten. Wir haben ihm vorab einige Fragen gestellt.

Was bedeutet es ein Chief Evangelist zu sein?

Ich bezeichne mich selbst als Vor-, Während- und

Nachdenker zu allen Themen und Aspekten unserer

digitalen Welt. Und setze dabei den klaren Fokus auf

Daten, Künstliche Intelligenz, Cloud Transformation

und Mindset. Insbesondere der letzte Aspekt ist

ein wesentlicher Punkt der digitalen Entwicklung

von Unternehmen – es geht um neue Denk- und

Handlungsweisen. Der amerikanische Ökonom

Peter Drucker nennt es „eine neue Logik“, die

Unternehmen brauchen, um aktiv und selbstbe-

stimmt aus der Turbulenz der Digitalisierung ins

eigene strategische Lead zu gehen. Als Evangelist

sehe ich mich in der Rolle, Unternehmen bei die-

ser Entwicklung zu helfen, dies passiert durch das

Schaffen von Awareness, die Kreation von Räumen

und Perspektiven (sowie teils Flucht-

wegen) aus dem eigenen Denken und

operativen Sackgassen.

Wo sehen Sie momentan Europa

rund um das Thema Industrie 4.0?

Industrie 4.0 ist ein Vehikel, um die Di-

gitalisierung und Datafikation in Unter-

nehmen aus Produktion und Fertigung

anzustoßen und anzutreiben. Der Begriff funktio-

niert in meinen Augen sensationell gut im DACH

Raum. Viele Unternehmen haben begonnen, sich

mit den Themen Daten, Künstliche Intelligenz, Cloud

und insgesamt neuen Technologien auseinanderzu-

setzen. Die Themen Predictive Maintenance, Con-

dition Monitoring, Root Cause Analytics und Deep

Learning, beispielsweise für die automatisierte und

intelligente Verarbeitung von Bild- und Videodaten

in Qualitätsprozessen, sind in vielen Unternehmen

initiiert, geplant und bereits teilweise realisiert. Viele

dieser Unternehmen haben begonnen, eigene Data

Labs & Data Lakes aufzubauen, um dieser Entwick-

lung Rechnung zu tragen und die Daten-technische

und organisatorische Basis für die eigene 4.0 Road-

map zu legen. Grundsätzlich stehen wir in Europa

dabei aber noch am Anfang der Entwicklung.

Wie hat sich das Thema Big Data in den letz-

ten Jahren verändert? Sehen Sie in den letzten

Jahren einen vermehrten Hype um das Thema?

Inwieweit spielt Vertrauen dabei eine wichtige

Rolle?

Big Data ist vom Hype zum Mainstream geworden

und ist in vielen Branchen und Bereichen Status quo

in Technik und Analytics. Wir erleben derzeit die In-

dustrialisierung von Big Data und den starken Shift

von der Exploration neuer innovativer Technologien

und Themen in die Produktion. Für Unternehmen

bedeutet das die Entwicklung und Organisation

ganzheitliche Strategien in IT und Business. Die Di-

gitalisierung ist ein C-Level Thema und ein C-Level

Projekt und bedeutet nicht nur den technologischen

Paradigmenwechsel, sondern in erster Linie den

strukturellen und organisatorischen Wandel. Ver-

trauen ist dabei ein wesentliches Thema: Vertrau-

en in die eigenen Stärken, die eigenen Teams und

Mitarbeiter, die Automatismen und Intelligenzen, in

externe Plattformen & Cloud Services und vor al-

lem Vertrauen im Umgang mit den eigenen Kunden,

ihren Daten, ihren Wünschen und Wertvorstellun-

gen. Datenethik wird zum USP und Transparenz in

der Kommunikation ist einer der wichtigsten Fakto-

ren – auch hier stehen wir noch ganz am Anfang.

Bleiben wir beim Thema Cloud Computing: Was

sagen Sie zur Aussage: Kein Big Data ohne Cloud?

Big Data und Cloud haben grundsätzlich nichts

miteinander zu tun. Cloud Services haben den

Vorteil, dass ich in erster Linie Compute- und Sto-

rage-Ressourcen für die Verarbeitung von Big Data

nach Bedarf nutzen und skalieren kann und damit

gegebenenfalls auch eine Optimierung der Kosten

vornehme (abhängig vom Case). Zudem stellen Pu-

blic Cloud Anbieter wie Amazon, Microsoft, Google

und Co unzählige Big Data Services als PaaS und

damit quasi auf Knopfdruck zur Verfügung, was

einen enormen Komfort- und Geschwindigkeitsvor-

teil bietet.

Welche Grundlagen bedarf es für Unternehmen,

für ein effizientes und gezieltes Nutzen einer

Cloud?

Es bedarf einer fundierten und durchdachten Cloud

Strategie, die alle Aspekte einer heutigen IT-Land-

schaft in Technologie, Organisation und Betrieb

inkludiert. Wichtig ist, sich die Frage zu stellen,

wie und ob sich eine Cloud Transformation für das

Unternehmen sinnvoll ermöglichen lässt – wir nen-

nen es „Cloud Thinking“. Der Move in die Cloud, die

Cloud-Migration einzelner Lösungen oder gar der

gesamten IST-Datenlandschaft, muss wohl über-

legt und durchdacht sein und Bedarf

einer stabilen Foundation. Gezielt und

agil erste Schritte gehen („Emerging

cloud“), regelmäßig in die Retrospek-

tive gehen und nach und nach einem

neuen „Modus“ (Gartner nennt es

Bi-modal) erlernen, etablieren, leben

und vorleben. Und damit die zukünftig

– wie ich es nenne - „Fraktale Infra-

struktur“ gezielt als Gravitationszentrum der Digi-

talen Transformation des Unternehmens etablieren

(„Enterprise cloud“). Die Cloud kann in beliebiger

Form klassische IT-Infrastrukturen auf ein nächstes

Level hieven. Klare Vorteile sind beispielsweise die

Performance, Schnelligkeit, Flexibilität und Skalier-

barkeit.

Was raten Sie Unternehmen, die es wagen, sich

der digitalen Transformation zu öffnen?

„Think big, start small, iterate often“: Unterneh-

men müssen sich öffnen und ein neues Denken

etablieren und Awareness auch intern schaffen.

Wichtig ist, die digitale Transformation strategisch

zu initiieren und entsprechend auch ein strate-

gisches Invest zu tätigen. Es gilt die digitale Ent-

wicklung als fundamentales, unternehmenseigenes

Projekt zu begreifen. Es gibt keine Best Practices,

nur Practices, von denen wir lernen können und die

uns inspirieren.

„Die Cloud kann in beliebiger Form klassische

IT-Infrastrukturen auf ein nächstes Level hieven.

Klare Vorteile sind beispielsweise die Performance,

Schnelligkeit, Flexibilität und Skalierbarkeit.„

„Ich bezeichne mich selbst als Vor-, Während- und Nachdenker zu allen

Themen und Aspekten unserer digitalen Welt. Und setze dabei den klaren

Fokus auf Daten, Künstliche Intelligenz, Cloud Transformation und Mindset.“

Klaas Wilhelm Bollhöfer

Chief Evangelist

Nicht

verpassen!

30. Mai 2017

Ab 17:40 Uhr