GOLF TIME 5/2024
TRAINING | STEFAN QUIRMBACH
MASTER CLASS STEFAN QUIRMBACH
DER BALLSCHACHTEL-DRILL FÜR DEN OPTIMALEN EINTREFFWINKEL BEIM DRIVE
Die Schwünge mit den einzelnen Schlägern ähneln sich sehr, aber durch den Bau des jeweiligen Schlägers und die veränderte Balllage gibt es Unterschiede beim Eintreffwinkel. Das wird im Bild auf S. 68/69 sehr deutlich, denn hier halte ich alle drei Schläger im Setup und es lässt sich bereits erkennen, dass jeder Ball an einer an deren Stelle im Schwungbogen getrof fen werden müsste. Der Eintreffwinkel verändert sich zudem auch noch auf dem Platz durch Schräglagen und die Lage des Balls. Daher ist es zuerst einmal wichtig für einen Golfer, die grundsätzlichen Unterschiede der Ein treffwinkel zu verstehen und dann zu lernen, sich auf dem Platz anzupassen.
Bedeutung unterschätzt. Unter der Voraussetzung, dass die Schlagfläche nicht verkantet ist und der Sweetspot getroffen wird, ist der richtige Eintreff winkel dafür verantwortlich, dass der Ball richtig hoch und weit fliegt. Sehr deutlich wird das beim Abschlag mit dem Driver. Ich habe in der Tabelle unten die „normale“ Geschwindig keit eines Amateurgolfers (90 mph) ausgewählt, die Längenunterschiede sind aber bei jedem Tempo so gut wie gleich groß. Bei einem Eintreffwinkel von -5 fliegt der Ball demnach nur 191 Yards weit. Ist der Eintreffwinkel aber +5, dann gewinnt man (automatisch) über 20 Yards an Länge!
Viele Golfer beklagen nach einer Runde, dass sie jeden Drive gut
getroffen haben, aber die Eisen toppten – oder umgekehrt. Zudem gibt es Spieler, die die verschiedenen Schlägertypen nicht gleichmäßig gut treffen, sondern beispielsweise die Eisen sehr gut schlagen, aber kein Fairwayholz treffen. Ausgehend davon, dass der Griff gut und auch der Schwung relativ rund ist, liegt der Hauptgrund für diese Ungleichmäßigkeit darin, dass es den Spielern nicht gelingt, den richtigen Eintreffwinkel für die verschiedenen Schläge zu generieren. Der Eintreffwin kel wird von vielen Spielern in seiner
4
3
CLUB SPEED (mph)
ATTACK ANGLE (°)
BALL SPEED (mph)
LAUNCH ANGLE (°)
SPIN RATE (rpm)
CARRY (Yards)
TOTAL (Yards)
90 90 90
-5
129 131 132
11,1 13,4 16,4
3689 3093 2633
191 203 214
215 228 239
0
+5
Ein kleiner Hinweis sei noch erlaubt: Überkleben Sie sicherheitshalber die Krone des Drivers mit Tesafilm, denn am Anfang könnte es passieren, dass Sie den Ball wegen des hohen Tees unterschlagen. Dass könnte ohne den Schutz hässliche Spuren auf dem Schläger hinterlassen, sogenannte „sky marks“.
Mit einer leeren Ballschachtel oder einem ähnlichen Gegenstand können Sie den Eintreffwinkel beim Abschlag mit dem Driver gut trainieren: Legen Sie hierfür eine Ballschachtel in Ziel richtung ca. 10 cm links vom Ball (Foto 3). Sie können dabei gut erkennen, wie hoch der Ball aufgeteet ist. Davor haben viele Golfer Angst, denn sie unterschla
gen oft, weil sie im Treffmoment den Oberkörper nach links bewegt haben und nicht mehr „hinter dem Ball“ sind. Beim Schlag möchte ich den Schläger so durch den Ball schwingen, dass er die Schachtel nicht trifft (Foto 4). Dann hat man den Ball mit einem positiven Eintreffwinkel getroffen – er fliegt hoch ab und sehr weit.
DER OPTIMALE EINTREFFWINKEL FÜR WEITE DRIVES
BRK 1: GLIDE DRILL
Die Kunst beim Schwung ist es, hinter dem Ball zu bleiben, obwohl man über das vordere Bein dreht. Das wird im Foto 2 deutlich, denn mein Kopf ist weiterhin hinter dem Ball und meine Wirbelsäule leicht nach rechts gekippt. Die Schulterlinie zeigt dabei ebenfalls nach oben. Das Tee wird im Zuge des Treffmoments regelrecht aus dem Boden „herausgezogen“ und nicht durchschlagen – dadurch fliegt der Ball hoch ab.
länger und rollt sogar weit, obwohl er so hoch geflogen ist. Mit der richtigen Ansprechhaltung bereitet man beim Drive den optima len Eintreffwinkel schon vor: Ich stehe deutlich breiter als bei den anderen Schlägen, zudem wird der Ball hoch aufgeteet und liegt weit links von der Körpermitte. Der Schlägerkopf sitzt nicht direkt am Ball, sondern ca. 10 cm rechts davon, und der Schaft zeigt zum Bauchnabel (Foto 1).
Es mag den Leser überraschen, aber der höchste Schlag bei den Pros ist der Drive! Die Höhe von ca. 30 Metern entsteht aber nicht durch Rückwärts drall (Spin), sondern durch den richti gen Abflugwinkel. Der Abflugwinkel ist das Produkt aus dem Loft des Drivers und dem Eintreffwinkel. Ist der Ein treffwinkel positiv, also von unten nach oben, fliegt der Ball höher ab und bekommt weniger Rückwärtsdrall (siehe Tabelle oben). Dadurch fliegt er
DER OPTIMALE EINTREFFWINKEL BEIM SCHLAG MIT DEN EISEN
5
6
Durch den Bau des Eisens wird bereits deutlich, dass der Schläger am besten arbeitet, wenn er im Treffmoment ganz leicht nach unten schwingt. Bei einem Eisen 8 sind es ca. 3°. Im Setup (Foto 5) stehe ich locker in den Beinen, meine Füße sind schulterbreit auseinander. Im Treffmoment (Foto 6) hat sich mein Körpergewicht deutlich nach links verlagert und die Hände sind ebenfalls näher zum Ziel. Der Ball hat gerade die Schlagfläche verlassen, die Leading Edge des Schlägerkopfs streift das Gras und wird ein Divot erzeugen. Die meisten Amateure meinen, man müsse für ein Divot nach unten schlagen, aber das stimmt nicht. Das Divot entsteht dadurch, dass der Ball im Impact den Schlägerkopf nach unten drückt. Wenn man jedoch nach unten schlägt, dann verringert man eher die Schlaglänge!
1
2
Setup beim Abschlag mit dem Driver
Mutig nach oben schwingen!
70 GOLF TIME | 5-2024
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