GOLF TIME 6/2018 als E-Paper

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löder kann es eigentlich gar nicht laufen. Da kommt ein reamateu- risierter Golfer über die Wildcard gnadenhalber ins Spielerfeld der PorscheEuropeanOpen.Undwird

am Schlusstag auf dem 18. Grün des Green Eagle Golf Courses in Winsen an der Luhe bei Hamburg gefeiert wie der Sieger: Standing Ovations für Allen John, 30, derzeit Amateur (St. Leon-Rot), zu 95 Prozent von Geburt an taub, aber alles andere als gehandicapt. Allerdings: Als Amateur steht dem gebürti- gen Ludwigshafener das Preisgeld für den ge- teilten zweiten Platz in Höhe von 173.710 Euro nicht zu. Es wäre dies der höchste Scheck in seiner bisherigen Laufbahn gewesen. „Da muss ich schon schlucken“, war der erste Kommentar des leer ausgehenden Sport- und Fitness-Kaufmannes, der von 2011 bis 2015 bereits einmal Profi war und einige Achtungserfolge auf der Challenge Tour vor- weisen kann (Sieg 2011 bei der NÖ Open in Haugschlag/Österreich). Immerhin erhielt der glücklichste Pech- vogel der Porsche European Open von Tur- nierdirektor Dominik Senn eine Uhr über- reicht – der Preis für den besten Amateur des Turniers… RÜCKSCHLAG Eine schmerzhafte Schambein- verletzung setzte den zweifellos talentierten Allrounder für zwei Jahre total außer Ge- fecht. Das war auch der Grund seiner Reama- teurisierung 2015. Jetzt ist die Zeit gekom- men, da der Weltmeister und Olympia-Sieger der Gehörlosen 2017 (den Deaflympics mit 32 Teilnehmern) darüber nachdenken kann, wieder ins Profi-Lager zu wechseln. „Ich bin überzeugt, dass ich heute besser Golf spiele als seinerzeit auf der Challenge Tour“, sagt Allen. Denn allen Ernstes – wie John bei den 40. European Open aufspielte, das war schon absolute Spitze. Mit einer 67 (–5) kam er am Schlusstag mit der besten Runde des Tages ins

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1 RICHARD MCEVOY Der Augenblick des Triumphes – der Engländer schleudert sein Cappy in die Menge 2 ALLEN JOHN Turniedirektor Dominik Senn überreicht dem besten Deutschen eine Uhr für den „besten Amateur“ 3 BRYSON DECHAM- BEAU Bitterer Absturz des Langzeitführenden an den beiden letzten Löchern – Enttäuschung groß Clubhaus und ließ Größen wie den Masters- Sieger Patrick Reed, den Golf-Professor Bryson DeChambeau, den unorthodoxen Pat Perez, den Ryder Cup-Recken Paul Casey – von den Deutschen gar nicht zu reden – hinter sich.

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Und wer weiß, wie das Turnier letztendlich ausgegangen wäre, wenn es zum allgemein erwarteten Stechen zwischen Allen John, dem Schweden Christofer Blomstrand, dem jun- gen Italiener Renato Paratore und einem

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