normal magazin nummer18 sommer

Das Internatsgebäude hinten im Bild, vorne die Räumlich- keiten der Stiftsschule. The boarding house can be seen in the background, with the Stiftsschule prem- ises in the foreground.

Pater Andri ist in der Prä- fektur des Internats mit Schülern im Gespräch.

Father Andri chats to pupils in the boarding school prefecture.

Das Internat trotzt denSchwierigkeiten Renewed success for the boarding school Text: Andrea Hurschler, Fotos: zVg

Nur schwer erziehbare Kinder, deren Eltern nicht mehr weiterwissen, werden ins Internat geschickt. Das ist nur eines von vielen Klischees, mit denen das Internat der Stiftsschule Engel- berg unter der Trägerschaft des Klosters zu kämpfen hat. Dank neuer Ausrichtung der Schule und hohen Investitionen in die Infra- struktur geht es dem Internat trotz schwierigem Umfeld heute so gut, wie schon lange nicht mehr. «Man kommt von der Schule nach Hause und es ist, als ob man mit Kollegen abgemacht hätte», sagt Frederik. Mit «nach Hause» meint

rigen Kinder, die von den Eltern abgeschoben werden», erzählt der Benediktinermönch. Für andere Eltern spielt die Tatsache, dass es sich in Engelberg um ein Klosterinternat handelt, eine entscheidende Rolle. «Sie schicken ihre Kinder aus christlicher Überzeugung zu uns», sagt der Internatsleiter. «Wir sind bewusst eine Kloster- schule.» Das heisst, es gibt nicht nur den üblichen Religionsunterricht. Dazu kommen Tischgebete oder freiwillige, spirituelle «Chill-Outs» sowie eine allgemeine christliche Grundhaltung. Ein Schuljahr inklusive Schulgeld kostet

der 17-jährige Gymnasiast das Internat an der Stiftsschule Engelberg. Er vermisse seine in Ennetbürgen wohnhafte Fa- milie, Expats aus Deutschland, nicht. Denn im Kollegi hat er immer Kameraden um sich. Die

41’000 Franken. Für dieses Geld können sich die Eltern sicher sein, dass ihre Kinder dank den Strukturen die besten Voraus- setzungen erhalten, um den angesehenen Schulabschluss erfolgreich zu absolvieren.

«Wir sind den Schülern sehr nah, halten aber trotzdem eine gesunde Distanz.»

Internatsschüler besuchen entweder das Gym- nasium oder die IOS (integrative Orientierungs- schule). Trotz gedrängtem Stundenplan, Zimmer- stunden und Blöcken, die fürs Lernen reserviert sind, bleibt genügend Zeit, um zusammen mit den anderen Schülern die Freizeit zu geniessen. An diesem schulfreien Nachmittag sind viele Kollegianer gerade vom Skifahren zu- rückgekehrt und treffen sich im Internat. Sie tauschen sich mit dem Internatsleiter Pater Andri Tuor aus. Dieser bestätigt, was man als Besucher sofort spürt: «Wir haben eine gute Atmosphäre. Wir sind den Schülern sehr nah, halten aber trotzdem eine gesunde Distanz.» Das Familiäre ist für viele Eltern ein wichtiges Argument, weshalb sie gerade das Klosterinter- nat in Engelberg für ihre Kinder aussuchen. «Wir können bei Problemen sofort reagieren», sagt Pa- ter Andri. Er betont aber auch, dass das Internat keine Sozialstation ist. «Internate haben einen schlechten Ruf, nicht nur wegen der früheren Missbrauchsfälle. Wir haben hier keine schwie-

Noch vor wenigen Jahren stand das Internat vor dem finanziellen Aus. Nur noch 50 Interne lebten hier. Heute sind es wieder 78, davon 22 Mädchen. «Im Vergleich mit den vergangenen Jahren ist das ein Höchststand. Das freut uns natürlich riesig», so Pater Andri. Zu verdanken ist dieses Wachstum, das weiter anhalten soll, verschiede- nen Faktoren. In den letzten fünf Jahren wur- den 13 Millionen Franken in die Infrastruktur investiert. An der Stiftsschule wurde die zwei- sprachige Maturität in Deutsch und Englisch mit dem integrierten, weltweit kompatiblen International Baccalaureate (IB) eingeführt. Eine weitere wichtige Neuerung: Während die Kinder früher sieben Tage im Internat lebten, dürfen sie heute am Freitagnachmittag nach Hause. Gehen darf aber nur, wer sein Zimmer geputzt hat. Nach der Kontrolle werden die Schüler per Handschlag ins Wochenende entlas- sen, wo sie die Zeit mit ihrer Familie geniessen können. Denn, so findet Pater Andri: «Wir sind eine Ergänzung zur Familie – und kein Ersatz.»

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