normal magazin nummer18 sommer

Zur Abwechslung sitzt der Fotograf vor der Kamera: Portrait von Daniel Infanger The photographer places himself in front of the cam- era for a change: a portrait by Daniel Infanger.

(Photo: Anna-Maria Infanger)

Der Bergfotograf imTal Capturing the moment Text: Laetitia Hardegger, Fotos: Daniel Infanger

Inspiriert durch den berühmten Engelberger Fotografen Herbert Matter verliess Daniel Infanger vor 25 Jahren das Dorf, um in der grossen Stadt das Handwerk der Fotografie zu lernen. Aufträge führen ihn in alle Herren Länder, doch zu seinen Wurzeln kehrt er gerne zurück. Die Tür von Zimmer 310 öffnet sich. Heraus kommt der Engelberger Bergführer Remo Balter- mia, seine Hüfte umwickelt mit einemweissen, flauschigen Badetuch. Im Gang stehen Kameras, Metallschienen und Requisiten. Wir befinden uns mitten im Dreh für den der Auswahl der lokalen Models profitiert er von seinem Heimvorteil. Man kennt ihn hier. Er war der erste Schlagzeuger der einheimischen Band «Jolly and the Flytrap», die noch heute, allerdings ohne ihn, vor begeistertem Publikum in der ganzen Schweiz spielt. Aus dieser Zeit kennt er den Sänger Stephan Eicher. Während der Aufnah- men zu dessen Album «Engelberg» im Jahr 1991 konnte er im Kursaal die ersten Bilder von ihm schiessen. Inzwischen sind sie freundschaftlich verbunden und Daniel Infanger begleitet ihn als Fotograf bei Konzerten und gestaltet viele seiner CD-Covers. Auch am Album «Hotel* S», das eng mit dem ehemaligen Engelberger Hotel Hess verbunden ist, hat Daniel aktiv mitgewirkt. Gegenüber des Kursaals begann seine Leidenschaft für bewegte Bilder. Daniels Mutter Rita gehörte die Wäscherei, die sich im gleichen Gebäude wie das Kino Engelberg befand. Daniel schlüpfte heimlich durch die Hintertür ins Kino und verbrachte seine Nachmittage mit Spaghetti- Western wie «Zwei glorreiche Halunken» oder Image-Film des Hotel Bellevue Terminus in Engelberg. Zusam- men mit einem Hamburger Filmkollegen setzt Daniel Infanger seine Eindrücke in stimmungsvolle Bilder um. Bei

«Spiel mir das Lied vom Tod». Der Besitzer, im Dorf bekannt als «Kino-Dölfi», erkannte Daniels Poten- tial und schon bald durfte er die Filmrollen einfä- deln oder am Ende zurückspulen – natürlich noch alles von Hand. Den Rest der Freizeit verbrachte er in der improvisierten Dunkelkammer seines Freundes Ruti im Café Pöstli und experimentier- te mit geknipsten Bildern. Nach dem Besuch der Handelsschule, einigen Saisons als Skilehrer und ausgiebigen Reisen nahm er seine inzwischen gut gefüllte Mappe mit Fotos und bewarb sich in Basel bei einem Fotografen, der ihn als Assistent einstellte. Während vier Jahren ditionen». Mit dem Preisgeld kaufte er sich eine Grundausrüstung und machte sich selbständig. Seine Aufträge als Fotograf und Filmer sind vielseitig und bewegen sich in der Werbung, zeigen Menschen und Natur. Für eine Versiche- rung reiste er nach Dubai und fotografierte Roger Federer. Gemeinsammit Kollegen gewann er zweimal den Preis für die schönsten Schweizer Bücher. Im Bildband «Engelberg» setzte er den Tourismus fotografisch in ein neues Licht. In «2-Takt» dokumentierte er den Mofa-Kult der 70er und 80er Jahre. Er beschreibt seinen Stil als reduziert und ruhig. Darum hat der Engelberger wohl auch die Zwischensaison als Kind besonders gemocht – wenn alles wieder leer war. Hotels ha- ben ihn schon damals fasziniert. Heimlich seien sie in die geschlossenen Häuser geschlichen und hätten ihr Unwesen getrieben. Das Plakat «Venez en Suisse» von Herbert Matter, das ihn zu seinem Beruf inspirierte und in seiner Jugend zwischen AC/DC und KimWilde Postern hing, hat übrigens immer noch einen Ehrenplatz in seinem Studio. lernte er das Handwerk und schärfte seinen Blick für das «perfekte» Bild. Dann gewann er den 1. Preis bei einem Foto- wettbewerb in Genf zum The- ma «Die Schweiz und ihre Tra-

Daniel Infanger fühlte sich vom Engelberger Fotografen Herbert Matter inspiriert.

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