normal magazin nummer18 sommer

Wildmann und Wildwyb in Engelberg und Obwalden, sowie die Butzis in Nidwalden, welche die Älplerchilbis aufmischen und durch ihre Sprüche zur Erhei- terung beitragen, sind Relikte der Keltenzeit. Hier abgebildet das Wildwyb in Engelberg.

Traditional harvest festival characters Wildmann (wild man) and Wildwyb (wild woman) of Engelberg and Obwalden, known as Butzis in Nidwal- den, originated in Celtic times. They pester the villagers and provide entertainment with their humorous rhymes. Pictured here: Wildwyb in Engelberg.

(Photo: Charles Christen)

DNA-Test zeigt dieHerkunft der Engelberger DNA testing reveals Engelbergers’ ancestry Text: Dr. med. Andreas Anderhalden*

Im Rahmen der Vorbereitungen zu den Feierlich- keiten des Jubiläums «200 Jahre Engelberg bei Obwalden» kam die Idee auf, mit Hilfe von DNA-Analysen zu untersuchen, ob die vielbe- schworenen Mentalitätsunterschiede der Leute von Engelberg, Ob- und Nidwalden einen genetisch bedingten Hintergrund haben könn- ten. Zu diesem Zweck wurde bei insgesamt 41 Personen der drei Talschaften das Erbgut untersucht – mit einem überraschenden Ergeb- nis. Die Obwaldner, Nidwaldner und Engel-

jedoch von einem anderen, seit viel längerer Zeit schon im Tal niedergelassenen Keltenstamm ab. Erstaunlich ist ausserdem, dass die nicht keltischen Engelberger, immerhin jeder fünfte, das Erbgut der Italiker, eines oberitalienischen Keltenstamms, in sich trägt. Dies dürfte eben- falls in Zusammenhang mit der Säumerei stehen. Die untersuchende Laborfirma kommen- tierte das Endergebnis wie folgt: «Es fällt auf, dass Engelberg genetisch eindeutig besser zu Obwalden passt als zu Nidwalden. Gerade vor dem Hintergrund der Trennung von Nidwalden und des Beitritts zu Obwalden Resultat erklärt mögli- cherweise die Mentali- tätsunterschiede, die in unterschiedlicher Ausprägung die Bezie- hungen der drei Talschaften prägen. Absolut realitätsnah finden sich diese in einem Vortrag mit dem Titel «Das Volk von Unterwalden» beschrieben, den Professor Jakob Wyrsch (1892- 1980), ein waschechter Nid- waldner, am 27.5.1945 in Stans gehalten hat. Er arbeitete ab 1934 an der psychiatrischen Uni- versitätsklinik Waldau in Bern, von 1945- 1962 als deren Chefarzt. Professor Wyrsch stand über jeglichen Animositäten und stellte als Fach- person die Charaktereigenschaften der Leute in unseren Talschaften sehr treffend dar. Die Obwaldner beschreibt er als viel nüchterner als die Nidwaldner, wodurch sie mit diplomatischen Tugenden wie Ge- duld und Besonnenheit ausgestattet seien. Der Obwaldner plant auf lange Sicht, lässt sich nicht aus der Fassung bringen. In Kleinigkei- ten gibt er nach und passt sich an die jeweils be- stehenden Verhältnisse an, wobei er das Grund- sätzliche nie aufgibt. Erstaunlicherweise wagte dürfte das Ergebnis sicher für Gesprächsstoff sorgen.» Das unerwartete

berger stammen nicht von den vornehmsten Römern, den Juliern und Claudiern ab. Diese edle Herkunft verkündete der Humanist Glareanus im frühen 16. Jahrhundert und erntete

Die Engelberger stammen nicht vom selben Stamm ab wie die Obwaldner.

dafür bei unseren Vorfahren eine begeisterte Aufnahme, die bis zum heutigen Tag anhält. Die Obwaldner stammen zum grossen Teil von einem keltischen Urvolk ab, welches sich vor Christi Geburt aus Westeuropa in den Alpenraum aufmachte. Wohl als genetisches Relikt der Säumerroute findet sich zudem eine Nachkommenschaft von Iberern, Slawen und Italikern. Bekanntlich wurde die Teufelsbrücke erst im Jahr 1230 errichtet, vorher bildete der Weg über den Brünig-, Grimsel- und Griespass eine wichtige Nord-Süd-Verbindung. Die Nid- waldner weisen zu einem weit überwiegenden Teil alemannische Ahnen aus, die in den Jahren 259/60 nach Christi Geburt von Norddeutsch- land nach Süden ziehend erstmals den Rhein überschritten und sich im schweizerischen Mittelland angesiedelt haben. Die keltischen Gene sind im heutigen Nidwalden nur schwach vertreten. Die meisten Engelberger besitzen, wie die Obwaldner, ein keltisches Erbgut. Im Gegensatz zu diesen stammen die Engelberger

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