normal magazin nummer18 sommer

* Dr. med. Andreas Anderhalden, Jahrgang 1947, führte im Anschluss an sein Medizinstudium (in Bern und Basel) und seine Assistentenjahre bis zur Pensionie- rung eine Hausarztpraxis in Sachseln/OW. Er verfass- te die Werke «Gebresten, Pest und Badestuben» (2013) sowie «Vom Siechenhaus zum Kantonsspital» (2015).

Das Nidwaldner Butzi an der Älperchilbi in Beckenried. A Nidwalden Butzi at the Älperchilbi harvest fes- tival in Beckenried.

(Photo: Foto Studio Fischlin, Stans)

Prof. Wyrsch 1946 folgende Prognose: «Wenn in ruhigen Zeiten einmal einem Unterwaldner die Ehre der Wahl in den Bundesrat zuteilwerden sollte, so wird es sicher ein Obwaldner sein.» Diese Prognose erfüllte sich im De- zember 1959, als Ludwig von Moos in den Bundesrat gewählt wurde. Zu den Bundes- ratschancen eines Nidwaldners meinte Prof. Wyrsch: «Wenn in wilden und stürmischen Zeiten dieses Ereignis eintreten sollte, haben die Nidwaldner noch ein wenig Aussicht.» Die Nidwaldner entwickelten ganz andere

ihnen im Vergleich zu den Obwaldnern des Sarneraatals leicht verschiedene Cha- raktereigenschaften zu beobachten. Beim Engelberger lässt sich ein besonders starker Hang zu Unabhängigkeit beobachten. Er ist unbeugsam, treu und zeichnet sich durch Besonnenheit, Ruhe und Bedächtigkeit in seinen Handlungen aus. Im Engelberger Gemütsle- ben findet sich auch eine starke Neigung zu barocker Gemütlichkeit und Geselligkeit, die möglicherweise vom Kloster geprägt ist. Ganz ausgeprägt besteht bei den Engelbergern eine

Eigenschaften. Sie haben Lust, aus sich herauszugehen, sich zu äussern, etwas darzustel- len, sich zu verstellen, neu zu gestalten oder auch missge- stalten. Sie sind offener und empfänglicher für schöngeis-

Fähigkeit zur Entsagung und gesunden Härte, sie sind zäh und ausdauernd in ihren Handlungen. Diese Charak- terzüge haben sich wohl durch das harte und karge Leben herausgebildet, welchem

Beim Engelberger lässt sich ein besonders starker Hang zu Un- abhängigkeit beobachten.

tige Kultur als die Obwaldner, was sich in ihrem reichen Theater- und Vereinsleben zeigt, bis hin zum «Unüberwindlichen Grossen Rat von Stans», der in Obwalden und anderswo undenk- bar ist. Das Spielen von Schein, das Unnütze ernst nehmen, das ist ihnen eigen. Ausgezeich- net werden die Nidwaldner auch durch Leiden- schaft und Gefühlsaufwallungen. Sie wollen den Augenblick schnell wahrnehmen und ohne Zögern alles auf eine Karte setzen, also rasch handeln, und weil rasch, vielfach unbedacht. Seine Grundsätze gibt ein Nidwaldner, wie wir aus der Geschichte wissen, nie preis, eher geht er unter, als dass er sich auch nur scheinbar etwas abmarkten lassen würde. Kurz: Dem Gefühl, dem Gemüt, dem Impuls wird in Nidwalden ein viel grösseres Mitspracherecht eingeräumt als in Obwalden, wobei nicht gesagt sei, dass die Obwaldner kein Gefühl und Gemüt hätten. Da die keltischen Engelberger schon

viele Bewohner von Engelberg bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts, dem Zeitpunkt des Be- ginns des Tourismus, unterworfen waren. Es war spannend zu erfahren, dass die Engelberger, die Nid- und Obwaldner verschie- dene genetische Wurzeln haben, wobei bei dieser Geschichte auch ein Augenzwinkern angebracht ist. Wir wissen alle, dass die Bewohner der drei Talschaften manchmal unterschiedlich ticken. Ob hier ein Zusammenhang mit der Genetik besteht, vermag niemand zu sagen. Wir wis- sen auch nicht, ob diese Erkenntnis künftig die gegenseitigen Neckereien noch verstärken wird, aber etwas wissen wir ganz genau: Dass alle Menschen dieser Erde von Leuten abstam- men, die als Klimaflüchtlinge vor rund 2-3 Millionen Jahren aus Ostafrika ausgewandert sind. In diesem Sinne sind wir alle Afrikaner und können heute nicht abschätzen, ob wir oder unsere Nachkommen ebenfalls einmal aus Klimagründen weiterwandern müssen.

seit dem Mittelalter, also schon vor der Klosteransiedlung hier lebten, sind bei

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blick zurück | looking back

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