normal magazin nummer18 sommer

Weitere Infos zu den Wanderwegen in Engel- berg: www.engelberg.ch Wandertipp: Aaschlucht-Erlebnisweg und Buirebähnli-Safari

Nach dem Winter müssen die Wan- derwege wieder in Schwung gebracht werden. Unter anderem werden Wegweiser und Sitzbänke montiert.

The hiking trails need to be spruced up after winter – this includes putting up signposts and installing benches.

Über Stockund Stein On the right path Text: Michèle Fröhlich, Transhelvetica Magazin, Fotos: Engelberg-Titlis

Rucksack packen, Schuhe schnüren, den Schil- dern folgen und auf geht’s! Ganz einfach – oder doch nicht? Für die Wege, auf denen wir beim Wandern froh ein Liedchen trällern und Gedan- kennetze spinnen, fliesst beim Unterhalt so viel Schweiss, wie Wasser die Engelberger Aa hinun- ter – und das seit Jahrzehnten. Zwei Stunden und fünfunddreissig Minuten bis nach Grafenort verrät das gelbe Schild beim Bahnhof in Engelberg. Zwischen Obermatt und Untertrübsee und den anderen gut dreissig Zielen wäre es fast unbemerkt im

Das Signalisationsprojekt wurde vorerst auf Eis gelegt. Dafür fanden die geführten Wanderun- gen ihren Anfang – und sind wegen ihrer gro- ssen Beliebtheit bis heute bestehen geblieben. Als der Krieg beendet und die Tafeln wie- der montiert waren, folgte das zweite Problem: Das Strassennetz breitete sich wie eine Decke übers ganze Land aus und viele Wanderwege wurden geteert, und damit hart erkämpfte Wege ausgelöscht. So kam ein weltweit einzig- artiges Gesetz zu Stande. Seit 1979 ist das Wan- derwegwesen in der Bundesverfassung sowie

Schilderwald untergegan- gen. Doch dieser Weg ent- lang dem Eugenisee über die Aaschlucht nach Grafenort ist nicht nur einer der schönsten im Klosterdorf, gleichzei- tig schwebt über ihm eine

seit 1987 im Bundesgesetz für Fuss- und Wanderwege geregelt. Dank dieser Grund- lage dürfen Wanderwege in der Schweiz unter anderem nicht mehr einfach nach Gut- dünken asphaltiert werden.

Viele helfende Hände halten die 100 Kilometer Wanderwege in Engelberg in Schwung.

Wolke voller Energie, Engagement und Natur- verbundenheit. Aber alles der Reihe nach. Hätten wir uns vor dem 20. Jahrhun- dert auf diese Wanderroute gewagt, wären wir womöglich irgendwo im Nirgendwo ver- schwunden. Wegweiser suchte man vergebens; gute Kartenkunde war unumgänglich. Damals wurden die umherziehenden Naturgelehrten und die gipfelerklimmenden Engländer noch belächelt, aber das Bedürfnis durch die wilde Natur zu stapfen wuchs ums Jahr 1900 immer mehr. Plötzlich schossen an den verschiedensten Orten signalisierte Wanderrouten wie Pilze aus dem Boden – und irgendwann hatte keiner mehr den Überblick über den Wildwuchs. Das Markie- rungschaos rief nach Ordnung. Der Dachverband Schweizer Wanderwege wurde 1934 gegründet und die gelben Tafeln mit schwarzer Schrift waren geboren. Kaum angebracht, verschwan- den aber alle Schilder wieder. Der Grund: Der Zweite Weltkrieg – niemand wollte dem einfal- lenden Feind eine Orientierungshilfe bieten.

Mit der schweizweit einheitlichen Signalisierung und der Gesetzgebung war ein wichtiger Grundbaustein gelegt; der Unterhalt blieb jedoch Sache der Kantone oder Gemein- den – bis heute. Und so stehen wir wieder bei den Schildern am Bahnhof. Da, wo die Arbeit von Patrik Emmenegger beginnt. Ohne Berg- schuhe, Wanderhose und guter Jacke trifft man ihn selten an. Jung ist er, seit sieben Jahren als Bezirksleiter für die Wanderwege in Engelberg verantwortlich, markiert, kontrolliert und pflegt sie. Er lächelt, strahlt Zufriedenheit aus – «das kommt von der Arbeit», meint er. Die Natur gebe ihm viel: Dort fühle er sich wohl, dort tanke er Energie und dort gäbe es genügend zu tun. 100 Kilometer Wanderwege sind es in Engelberg, doch die Arbeit dehnt sich über die Grenze in die Nachbarsgemeinde Wolfenschiessen aus. Mit dem dortigen Gebietsvertreter Sepp Hurschler trifft er sich häufig, obwohl die Organisation ennet der Grenze anders funktioniert. Denn so wie in Engelberg ist kaum eine andere Gemein-

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natur | nature

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