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FUNDAMENT
Frau Kruse, Herr Sailer: War- um engagiert sich Kirche in der Krankenhausseelsorge? Sailer: Jesus steht den Bedürf- tigen bei und fordert uns wie im Beispiel des barmherzigen Sa- mariters auf, es ihm gleich zu tun „Dann geh und handle genauso!“ (Lk, 10,37) Sich um Arme, Schwa- che und Kranke zu kümmern ist der ureigene Auftrag der Kirche. Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Be- drängten, waren auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. (Pastoralkonsti- tution Gaudium et spes 1). Denn es gibt nicht nur Ostern, sondern auch die Tage davor. Jesus selbst erfährt Schmerz und Leid.Er weiß, wie wichtig Beistand in existenziel- len Situationen ist. Kruse: Am Anfang waren es Or- densfrauen und -männer, die sich ganzheitlich um Kranke geküm- mert haben. Die Pflege liegt heu- te in den Händen professioneller Fachkräfte. Parallel dazu hat sich die KHS professionalisiert und ist heute ein unverzichtbarer, in- tegrativer und anerkannter Teil im therapeutischen und interdis- ziplinären Team in der Institution Krankenhaus. In Deutschland ist die Krankenhausseelsorge in der Verfassung garantiert. Was sind die Schwerpunkte der Krankenhausseelsorge? Sailer: Wir hören den Patienten zu, achten auf die Zwischentöne und halten mit ihnen schwere Si- tuationen aus. Auf Wunsch beten
Was ist das Besondere an der ‚Gemeinde Krankenhaus‘? Kruse: Das ‚Gemeindeleben‘ ist geprägt von der engen Zeittak- tung und auf das Existenzielle ausgerichtet. In Gesprächen mit Patienten undMitarbeitern kommt direkt das Wesentliche zur Spra- che: Was macht das Leben aus? Was kommt danach? Denn Le- ben und Tod, Glück und Unglück liegen in unserem Arbeitsfeld eng beieinander. Sailer: In der Krankenhausge- meinde finden sie einen Quer- schnitt der Gesellschaft auf sehr engem Raum. Da teilen sich Christen mit Muslimen oder Athe- isten, Menschen verschiedener Nationalitäten, gut und weniger gut Situierte ein Zimmer. Unge- achtet ihrer religiösen Ausrich- tung, sind wir für alle da, ohne uns aufzudrängen. Welche Chancen ergeben sich aus der Krankenhausseelsorge für die Kirchen? Sailer: In den Krankenhäusern erreichen wir Menschen, die die Kirchen außerhalb unserer Mau- ern nicht erreichen.Gerade Nicht- Religiöse sind oft überrascht, wie wohltuend Kirche sein kann. Pati- enten und Mitarbeiter erfahren in den Kliniken Kirche, die sich ab- sichtslos dem Einzelnen zuwen- det und sich für ihn Zeit nimmt. Wenn wir Menschen dabei un- terstützen, trotz Krankheit oder anderen Sorgen neue, vielleicht auch nur kleine Horizonte für sich zu entdecken, machen wir Kirche im positiven Sinn erfahrbar.
„Wir bringen die Kirche in einen anderen Kontext.“
Anne Kruse
wir gemeinsam und bringen die Kommunion, segnen Kranke und Sterbende. Wir beraten bei der Erstellung von Patientenverfügun- gen. Selbstverständlich sind wir auch für die Angehörigen da. Kruse: Wir kümmern uns um die Mitarbeiter, machen ihnen ein Gesprächsangebot in für sie problematischen Situationen, begleiten in Trauerfällen, feiern miteinander Gottesdienste, bie- ten Wanderexerzitien, Tage im Kloster und Studientage an. Auf den Stationen sind wir präsent, suchen das Gespräch und ge- ben den Mitarbeitern das Gefühl: Wir sind für Euch da! Zum As- pekt Ethik: Wir sind Mitglieder der Ethikteams in den Häusern und kompetente Ansprechpartner bei ethischen Kurzberatungen und Fallbesprechungen.
CellitinnenForum 03 | 2021
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