GOLF TIME 8/2017

TRAINING | SPORTPHYSIO

EASY SWING DAS MACHT HOFFNUNG So reagieren Schüler auf die Erklärungen zum Healthy-Swing – dem biomechanisch optimierten Golfschwung.

DR. CHRISTIAN HAID Biomechaniker, Universitätsklinik Innsbruck

Wir schalten die wichtigsten physikalischen Effekte aus. Die Schlägerkopfgeschwindigkeit verringert sich dadurch. Überspitzt formu- liert: Wir könnten den Ball genauso gut mit der Hand werfen. Wozu dann das „Werk- zeug“ Schläger? Da gibt uns die Golfindustrie hochentwickelte Geräte in die Hand und wir nützen sie nicht aus. Wir setzen all unsere Kraft ein, damit unsere Hände schnell sind, und vergessen dabei, dass der Schläger die Arbeit verrichtet. „Let the club do the work“ , wie oft haben wir das gelesen und halten uns doch nicht daran. Hinweise wie „mit der linken Hand ziehen“ verstärken noch unseren schwungvernichtenden Krafteinsatz und fördern den Slice. So können wir später un- zählige Golfstunden aufwenden, um die un- erwünschte Flugbahn des Balles mit willent- lich eingesetztem Release zu korrigieren. Weihnachten, neue Golfschläger, das ist eine gute Idee. Aber vergessen Sie nie, die Schläger sollen Freude machen, super aussehen und gut klingen, schwingen müssen Sie jedoch selbst. Das ist wie beim Autofahren: Was nützt das beste Auto, wenn der Fahrer miserabel ist. Daher ist es sicher eine gute Idee, in die nächste Saison einen verbesserten Schwung mitzunehmen. Wie hat einer meiner Schüler einmal so treffend formuliert: „Wenn alle meine Driver gehalten hätten, was sie ver- sprochen haben, dann müsste ich jetzt schon über 500 Meter weit schlagen.“

Es liegt an uns, den Reset-Knopf zu drücken. Uns auf ein gänzlich anderes Gefühl ein- zulassen. Den Golfschläger tatsächlich als Werkzeug zu nützen und auf die Leichtig- keit im Schwung zu vertrauen. Viele von uns nützen ja bereits Teile einer guten Schwung- bewegung, aber wir sind in einem Alter, in dem man sich bestimmte Bewegungen „nicht mehr leisten kann“. Daher gibt es nur eine konsequente Lösung, um noch lange schöne und weite Schläge zu erleben: den Körper nicht überfordern, mit eingeschränktem Bewegungsumfang auskommen und die Physik des Golfschwunges nützen. Die notwendigen Bewegungen muss man erfühlen und darf sie nicht erzwingen. Golf- unterricht muss daher anders aufgebaut sein, als man es häufig sieht. Hat man die schlägerbeschleunigenden Effekte einmal wahrgenommen, dann kann man mit einfa- chen Übungen spüren lernen. Dafür benötigt der Körper Zeit. Es ist ein neues Bewegungs- gefühl, mit dem sich der Körper vertraut machen muss, denn eigentlich kann er nicht glauben, dass der Ball mit so wenig Aufwand so weit fliegt. Aus diesem Grund ist die Winterpause die beste und wichtigste Trainingszeit. So gesehen erleben viele in meiner Indoor-Trainingsstätte in Innsbruck den Anstoß zur Leichtigkeit des Golfschwunges. GT

MARTIN KAYMER Schon während des Schwunges lächeln

K ein hartes Training, sich einfach mit der Bewegung auseinandersetzen und dem Körper die Zeit geben, unge- wohnte Bewegungsmuster zu verinnerlichen. Die Biomechanik und die Medizin machen klar, dass die am häufigsten zu beobachten- den Schwungmuster wie Kopf stillhalten, linker Arm gestreckt oder Ball anschauen nicht zielführend sind. Am Anfang will man das alles nicht wahr- haben. Zu tief steckt in uns der Zusammen- hang zwischen Krafteinsatz und Schlag- weite. Auch wenn Kinder mit wenig Kraft weit schlagen. Wir glauben fest, dass unser erhöhter Einsatz den Ball weiter fliegen lässt. Tatsächlichwendenwir mit guter Schwung- technik Kraft auf, aber dieser Aufwand erfolgt ganz anders, als wir es uns vor- stellen. Wir haben falsche Bewegungs- vorstellungen. Beim Probeschwung gelingt es uns darauf zu achten, dass die Bewegung rund und harmonisch ist. Liegt der Ball vor uns, dann verlassen wir uns doch lieber auf das „bisschen Extra“, das dem Ball Weite geben soll. Und genau dieser zusätzliche Einsatz wirkt als Bremse.

THOMAS BJORN LACHT Leichtigkeit und Hoffnung

HAT MAN DIE SCHLÄGERBESCHLEUNIGENDEN EFFEKTE EINMAL WAHRGENOMMEN, DANN KANN MAN MIT EINFACHEN ÜBUNGEN SPÜREN LERNEN

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