CellitinnenForum_04_20

TITELTHEMA

Im Seniorenhaus Heimat finden Es ist nicht einfach, die private Wohnung gegen eine Senioreneinrichtung zu tauschen. Was gibt Menschen dort Heimat?

Was ist das Wichtigste in Ihrem Zimmer? Daum: Mein Fotoalbum. Wollen Sie mal sehen? Ich habe viel gearbeitet in meinem Leben. Ich fühle mich gut umsorgt hier. Ich bin zufrieden. Wenn der ‚Fastelovend‘ im Haus ist, bin ich dabei. Der Rhein ist ganz nah. Jetzt tun mir die Füße zu weh, um spazieren zu gehen. Aber ich sehe ihn von oben.Da kommt mein Nachbar! Gerhard Sahl ist über

Zwei des Seniorenhauses St. Angela in Hersel erzählen, wie ihnen der Umzug in das Seniorenhaus gelungen ist. Margarete Daum, Jahr- gang 1937, ist eine der ersten Bewohnerinnen des Bornheimer Seni- orenhauses. Sie lebt schon fast zwölf Jahre in St. Angela. Was hat die gebürtige Kölnerin ans Herseler Rheinufer ver- schlagen? Bewohner

Gerhard Sahl

Margarete Daum

Daum: Ich komme aus Köln, und lebte mit meinem Mann im zweiten Stock eines Mietshauses.Dann ist er gestorben, und ich blieb zurück. Mein Sohn hat mir den Platz hier organisiert. Noch beim Umzug war ich ihm böse, ich wäre gern in Köln geblieben. Inzwischen ist mir das Haus hier Heimat geworden. Was macht es für Sie heimatlich? Daum: Dass ich mein Zimmer für mich habe. Dass niemand anders als ich über meine Belange zu be- stimmen hat. Einmal wollte jemand mein Bett an die andere Wand stellen. Der habe ich aber Bescheid gesagt! Selbstbestimmt leben ist wichtig. Was noch ? Daum: Meine Möbel habe ich fast alle in Köln gelassen. Nur den gemütlichen großen Sessel und den Fernseher habe ich mitgenommen. Mein Sohn ist Schreiner. Er hat mir einen Kühlschrank eingebaut.

90 Jahre alt und war in seinem Leben viel sportlich un- terwegs. Er ist kürzlich aus dem Servicewohnen in die vollstationäre Pflege gezogen und fühlt sich hier wohl. Sahl: Man muss entscheiden, dass es irgendwann nicht mehr alleine geht. Ich bin früher viel im Park gelaufen. Das kann ich jetzt nicht mehr, aber er ist ja da. Ich sehe das ganze Grün. Das tut mir gut. Sahl: Die Frau Nachbarin hier. Wir beide, wir ver- stehen uns gut, und das reicht mir. Ich war 54 Jahre verheiratet, bin jetzt allein. Da weiß man gute Be- ziehungen zu schätzen. Ich bin ein kleiner Mann, gerade 1,41 Meter groß. Schon beim Militär passte keine Uniform. Als Kaufmann konnte ich kaum über die Theke gucken. Die Mitarbeiter hier im Haus ha- ben mich gern und nehmen mich so, wie ich bin. Das mag ich! (M.A.) Was hat Sie unterstützt, im Seniorenhaus gut an- zukommen?

18 CellitinnenForum 04 | 2020

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