CellitinnenForum_04_20

MENSCHEN

Der Dichter im Seniorenhaus

Heimat Wer lange in der Fremde ist dort seine Heimat oft vermisst und hält die Sehnsucht länger an man von Heimweh sprechen kann Gedanken schwirren hin und her das zu Hause fehlt doch sehr denn in diesem fernen Land ist man fremd und unbekannt es wäre doch ein wahrer Segen hätt man hier Freunde und Kollegen Gedanken gehen weit zurück an Tage voller Kinderglück wie man im Garten hinterm Haus packte froh das Spielzeug aus an Langeweile man nicht litt denn Nachbars Kinder spielten mit die Schulzeit auch gut überstanden wenn wir sie oft auch lästig fanden auch Streiche wurden ausgeheckt und Zigaretten gut versteckt wir stellten manchen Unfug an über den man heut noch lachen kann die Berufswahl stand nun an danach die Lehre dann begann für Mama war das sonnenklar der Papa hier das Vorbild war was man beruflich angefangen ist Gott sei Dank auch gut gegangen und Freunden die behilflich waren ist dankbar man auch noch nach Jahren schön wenn man zu schätzen weiß den Freundes- und Familienkreis abgeschirmt von Müh und Sorgen weiß man sich auch hier geborgen voll Wehmut geht der Blick zurück es war nicht nur das Kindheitsglück zu Hause war Geborgenheit das sag ich voller Dankbarkeit denn wer lange in der Fremde ist dort seine Heimat oft vermisst ...

Kein Fest ohne gereimte Worte von ihm: Karl Rosenbaum ist als Dichter nicht erst im Seniorenhaus bekannt geworden. Das Cellitinnenforum traf den begabten Rheinländer.

Herr Rosenbaum, Sie sind das, was man einen echten Rhein- länder nennt? Wie man es nimmt. Ich bin ge- bürtiger Troisdorfer, entstam- me aber einer alten angese- henen Kölner Familie. Mein Urgroßvater Andreas Ro- senbaum, der mir wohl auch das Dichten vererbt hat, war 40 Jahre als Buchdrucker und Korrektor bei der Kölnischen Zeitung, heute Stadt-Anzeiger, tätig. Mein Großvater Johann- Josef Rosenbaum war Stati- onsvorsteher auf dem Kölner Hauptbahnhof. 1890 zogen wir von Köln nach Troisdorf um. Liegt Ihnen das Dichten im Blut? Zuerst das Singen. Ich sang 68 Jahre im MGV-Spich und war zwölf Jahre dessen erster Vorsitzender. Der Chorgesang

war mein Hobby. Für den Ver- ein habe ich fast 40 Jahre den Vortrag von Sankt Nikolaus in Reimform geschrieben. Das Verfassen von Gedichten ist als liebgewonnener Zeitvertreib übrig geblieben. Es sind inzwi- schen über 130 Gedichte zu verschiedenen Anlässen und Themen, teils in Hochdeutsch und teils in rheinischer Mundart niedergeschrieben. Meine Kin- der haben diese in drei kleinen Bänden drucken lassen, ein weiterer Band ist in Vorberei- tung, mir sehr zur Freude. Seit Juli 2018 lebt der inzwischen 93-Jährige ehemalige Betriebs- Ingenieur mit seiner Frau im Hermann-Josef-Lascheid-Haus in Spich. Die beiden haben drei Kin- der, zwei Töchter und einen Sohn. (M.A.)

Karl Rosenbaum

62 CellitinnenForum 04 | 2020

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