GOLF TIME 3/2016

SZENE | TIGER WOODS

DER BOTSCHAFTER Tigers wahres Entwicklungspotenzial ist abseits des Platzes zu finden. F ür viele Beobachter war die eigentliche Sensation derMeldung, dass Tiger Vize- kapitän beim Ryder Cup 2016 sein wird,

Die Sponsoren des Turniers waren glück- lich, da das Zuschauer- interesse, nachdem Woods seinen Platz in der Sprecherkabine be- zogenhatte, spürbar an- zog. Tigers Ausrüster Nike freute sich, da Woods mal wieder im Golfoutfit vor den Ka- meras zu sehen war. Die Fans profitierten, weil Tiger in dreieinhalb

dass Woods sich aktiv um diese Rolle bemüht hatte. Er hatte sogar Davis Love III beim Presi- dents Cup angerufen, um über seine Ideen und was er zumTeam beitragen könnte zu sprechen. Woods stellt klar, dass er fit werden und der erste spielende Vizekapitän sein möchte. Das Gelingen dieses Vorhabens bezweifeln jedoch viele Experten. „Ich frage mich, wie es um seine Gesundheit wirklich bestellt ist“, sagte Rory McIlroy und Sportreporter Mark Roe (Sky Sports UK) geht sogar noch weiter: „Ich sehe eine Traurigkeit in seinen Augen, als ob er wüsste, dass dies die Verletzung sein könnte, von der er sich nicht mehr erholen kann.“ Die Vorstellung, dass Tiger Woods die Schläger endgültig an den Nagel hängen könnte, ist niederschmetternd. Aber die Vision, die Transformation der einstigen Nummer 1 der Welt zum Vollblutturnierveranstalter, Markenbotschafter oder Golfkommentator zu erleben, hat durchaus auch einen gewissen Charme. „Ich habe Tigers Auftritt wirklich ge- nossen“, postete Golfbloggerin Stephanie Wei auf Twitter nach der Hero World Challenge. „Wir hören und sehen Tiger in einem völlig neuen Licht. Ein echter Gewinn für alle.“

TIGERS ZEIT IST VORBEI Golfexperte Iain Carter (BBC) glaubt nicht an den Spieler Tiger Woods beim Ryder Cup 2016. „In der Rückschau wird 2015 als das Jahr gelten, in dem die Ära des akti- ven Golfers Tiger Woods geendet hat. Neben seinen zählbaren Erfolgen ist seine Hauptleistung das allgemeine Umdenken in puncto Fitness im Golf- sport und dass man heute den Begriff „Athlet“ in den Mund nehmen darf, wenn man von Golf spricht. Insofern sind Spieth, Day oder McIlroy im übertragenen Sinne Tigers Söhne. Aber was ist mit Tiger selbst? Die Tatsache, dass er noch immer glaubt, beim Ryder Cup als Spieler antreten zu können, zeigt, dass das Feuer in ihm noch brennt. Doch in der Realität konnte er sich bis vor wenigen Wochen noch nicht einmal nach einem Golf- ball bücken. Es wäre wahrlich einer der größten Erfolge seiner Laufbahn, wenn Woods bis Ende September wieder einer der zwölf besten Golfer der USA sein könnte. Jedoch denke ich vielmehr, dass er in Hazeltine in einem Buggy herumfahren wird, während seine Schläger zu Hause in der Garage stehen werden. Tief drinnen weiß er, wie ernst seine Verletzung ist, und er setzt sich ernsthaft mit der Möglichkeit auseinander, dass es unter dem Strich bei 14 Majors und 79 PGA Tour- Titeln bleiben wird.“

Minutenmehr von seinemwahrenWesen offen- barte als in den 19 Jahren an der Weltspitze. Und Woods stand ebenfalls als Sieger da, denn er stellte unter Beweis, dass er witzig, wortgewandt und ein sehr kompetenter Sportkommentator ist. Potenzielle Geschäftspartner werden bein- druckt gewesen sein, ebenso die zukünftigen Ryder Cup-Spieler, die mit Tiger arbeiten dürfen. „Tiger wird eine Menge Intensität, Motiva- tion und Drive ins Team bringen“, sagt Patrick Reed. Auch Ian Poulter glaubt, dass Woods das gewisse Extra für die USA sein könnte. „Ich freue mich, Love und dem Team zu helfen, einen Sieg für die USA zu ermöglichen“, fasst Tiger Woods zusammen.

DER GESCHÄFTSMANN Golfplatzarchitektur und andere Geschäftsfelder.

A bseits des Golfplatzes feierte Woods 2015 zwei große Erfolge. Im August eröffnete er sein erstes Restaurant mit Sportsbar The Woods Jupiter. Und im Novem- ber stellte er mit dem Bluejack National sei-

nen ersten von ihm designten Golfplatz in den USA vor. Das Restaurant erhielt auf den ein- schlägigen Nutzerportalen wie bspw. TripAd- visor herausragende Bewertungen und PGA Tour-Trainer Dave Stockton attestiert Tigers Golfplatz ein „höllisch gutes Design“. Es ist also offensichtlich, dass Tiger Woods auch als Unternehmer ein glückliches Händchen besitzt – aber leider auch viel Trainingszeit für

DAS KÖNNTE SICH TIGER ABSCHAUEN: ARNOLD PALMER Während seiner Spielerkarriere verdiente Arnold Palmer 1,9 Mio. Dollar. 2015 verdiente die 86-jährige Golfikone mehr als das Zwanzigfache. Er führt diesen Erfolg auf seinen „gesunden Menschenver- stand“ und das Unterstützen von Produkten zurück, die er selbst nutzt.

seine Projekte opfern muss. „Ich bin wirklich in jedes kleine Detail des Restaurants invol- viert“, bestätigt der Junggast- ronom, „ich habe ein tolles Team, aber es ist trotzdem eine Menge Arbeit.“ GT

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