Cellitinnen 1_2020

Medizin | Betreuung

Wenn plötzlich die Luft wegbleibt Seltene Autoimmunerkrankung greift die Lunge, Muskeln und Gelenke an

er von der in der Region einzigarti- gen Zusammenarbeit von Rheuma- und Lungenspezialisten unter einem Dach. „Einige Symptome deuteten auf ein ‚Antisynthetase-Syndrom‘ hin, obwohl die Erkrankung nicht häufig vorkommt. Die meisten Fälle sind aus Südeuropa bekannt und treten eher bei Frauen auf“, berich- tet der Rheumaexperte. Das Anti- synthetase-Syndrom ist eine Auto- immunerkrankung, bei der sowohl die Lunge, die Muskulatur als auch die Gelenke befallen sein können und die diagnostisch schwer nach- weisbar ist. Ein Lungenfunktions- test (HRCT), eine Muskelbiopsie sowie weitere Laborwerte bestä- tigten den Verdacht. Jetzt kommt Zuralsky einmal im Monat für eine Nacht ins St. Ma- rien-Hospital, wo er eine Infu- sionstherapie erhält, die er trotz erheblicher Nebenwirkungen der Medikamente gut verträgt. Vor al- lem freut er sich über die merkliche Verbesserung seines Zustandes, die schon nach dem zweiten In- fusionstermin eingetreten ist. Die CT-Befunde sind besser, die Finger weniger steif und dem Patienten geht es deutlich besser. „Die Chan- cen, dass er nach Abschluss der sechsmonatigen Therapie wieder ein ganz normales Leben führen wird, stehen sehr gut“, sagt Dr. Andreas Schlesinger, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Pneu- mologie am St. Marien-Hospital.

Markus Zuralsky (2. v. r.) mit (v.li.) Dr. Andreas Schlesinger, Emine Troni, Rheumatologische Fachassistentin, und Oberarzt Sami Zeglam

Markus Zuralsky leidet unter dem ‚Antisynthetase-Syndrom‘, einer äußerst seltenen Rheumaerkran- kung mit Beteiligung der Lunge. Doch er hatte Glück im Unglück. Dank des Engagements seines Hausarztes und der guten Reak- tion im St. Marien-Hospital, ist seine äußerst seltene Erkrankung schnell gefunden worden. Sein Fitnesstraining hatte der 46jährige Zuralsky zuletzt vernach- lässigt – doch als ihm bei einem leichten Anstieg Ende 2018 plötz- lich förmlich die Luft wegblieb, war sofort klar: Da stimmt etwas nicht! Der erste Verdacht beim Haus- arzt deutete auf eine Lungenent- zündung hin. Doch die Antibiotika wirkten nicht. Atemtests zeigten ein erschreckend geringes Lungen- volumen. Ergebnisse weiterer Blut-

untersuchungen legten zunächst einen alarmierenden Verdacht nahe: Lungenembolie oder mög- licherweise ein Herzinfarkt. Zuralsky wurde telefonisch aufgefordert, sich sofort in das nächste Krankenhaus zu begeben. „Da musste ich doch erst einmal ganz schön schlu- cken“, berichtet er heute. Beide Verdachtsfälle konnten jedoch nach einer Herzkatheter-Untersuchung und einer Computertomographie (CT) der Lunge ausgeschlossen werden. Nach rund sechs Monaten kamen weitere Symptome wie steife Fin- gergelenke hinzu. Die Röntgenbe- funde der Lunge waren weiterhin besorgniserregend. So führte der nächste Weg des Patienten zu Rheumaspezialist Sami Zeglam im St. Marien-Hospital. Hier profitierte

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