GOLF TIME 1/2016

VOR- SCHAU 2016

MARTIN KAYMER

WIR SETZEN AUF …

Anders als viele seiner Kollegen nimmt er den olympischen Wettbewerb sehr ernst. Und die großen Bühnen liegen Martin Kaymer nun einmal, immer- hin hat er schon zwei Major-Titel und eine Players Championship gewonnen, aber sonst kein einziges Turnier auf der PGA Tour. Eine Goldmedaille wäre zudem genau der Push, den der Golfsport in Deutschland gebrauchen könnte. Denn während Olympia drehen die Fernsehzuschauer doch sogar beim Tontaubenschießen durch ... GEHT UM ES GOLD

OLYMPIA 2016

bzw. vom 17. bis 20. August (Damen) statt- finden werden, sind jeweils die Top 60 der olympischen Rangliste. Die USA dürfen (als einziges Land) pro Wettbewerb mit vier Spie- lern antreten, aus den anderen Golfnationen mischen nur ein bis zwei Olympia-Recken beimKampf um eine Golfmedaille mit. Dieser Qualifikationsmodus bringt es mit sich, dass viele Weltklassespieler(innen) zu Hause blei- ben müssen, während ein nicht unerheblicher Anteil des Teilnehmerfeldes nur deshalb mit- mischen darf, weil man eben der größte Hecht in einem kleinen (zuweilen in exotischen Gefilden gelegenen) Golfteich ist. Doch die Organisatoren des Olympia-Tur- niers plagen derzeit ganz andere Probleme. In den Wasserhindernissen des Olympic Golf Courses brüten Abermillionen Moskitos, die Hauptüberträger des Zika-Virus, der zu erheb- lichen Missbildungen bei Neugeborenen füh- ren kann. Die WHO hat kürzlich für Brasilien den „Öffentlichen Gesundheitsnotstand inter- nationalen Ausmaßes“ ausgerufen. Einen Impfstoff gibt es noch nicht. Auf dem Golf- platz in Rio sollen nun Umwälzanlagen in die stehenden Gewässer eingebaut werden. Am Ende stellt sich Scotts Wochenplanung viel- leicht doch nicht als so verkehrt heraus ... GT

es aber noch einmal ganz anders. Man spielt nicht nur für sich selbst, sondern für sein Land, das man vor der Welt vertritt. Wer bei den Spielen gewinnt, siegt nicht nur für sich selber, sondern für seine Nation.“ Keine Frage, der Deutsche besitzt die rich- tige Einstellung. Es wird kaum einen Golfer aus der Weltspitze geben, der diese erste Gold- medaille seit 1904 mehr will als der zweifache Majorsieger. Für den Golfsport in Deutsch- land wäre ein erfolgreiches Abschneiden von Kaymer (bzw. Marcel Siem, Sandra Gal oder Caroline Masson) ein unglaublicher Glücks- fall. In den Olympia-Wochen stellen die TV- Zuschauer nämlich traditionell zum eige- nen Erstaunen fest, dass man sich selbst für Bogenschießen, Kanufahren oder Synchron- schwimmen begeistern kann, solange nur ein deutscher Athlet vorne mitmischt. Teilnahmeberechtigt für die beiden Tur- niere, die vom 11. bis 14. August (Herren) nicht alle Golfstars freuen sich auf dieses Ereignis, das zudem ein nicht unerhebliches Gesundheitsrisiko birgt ... DABEI SEIN 112 Jahre nach dem letzten olympischen Golf- turnier wird in Rio wieder um Edelmetall gespielt. Doch

E ine gute Woche, um sich auszuru- hen“, freut sich Adam Scott, wenn er an das olympische Golfturnier denkt. Der australische Masters- Champion von 2013 macht keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen Rio 2016. Scott spricht von einer verpassten Gelegenheit. Wie viele andere hätte er es gerne gesehen, wenn Olympia nicht einfach nur ein weiteres 72-Loch-Turnier im ohnehin schon übervol- len Kalender gewesen wäre. „Ich glaube nicht, dass irgendein weiteres Turnier der Golf-Ent- wicklung förderlich ist, bloß, weil es sich um die Olympischen Spiele handelt.“ Diese Kritik müssen sich die Organisa- toren der Spiele gefallen lassen, die sich ent- schieden haben, auf Nummer sicher zu gehen. Auch Jordan Spieth hätte ein Teamformat bevorzugt, doch anders als Scott stellt der Weltranglistenerste Olympia trotzdem auf eine Stufe mit den vier Major-Turnieren. Noch beseelter vom olympischen Geist gibt sich Martin Kaymer. Für den Rheinlän- der ist die Teilnahme ein Lebenstraum, den er in vollen Zügen genießen will. „Ein Major-Turnier zu gewinnen, ist ein unbeschreibliches Gefühl“, sagt Kaymer. „Mit solch einem Sieg kann man sich an der Spit- ze des Golfsports etablieren. Bei Olympia ist

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