GOLF TIME 1/2016

FRAGE DER EIENM EINE EHRE RYDER CUP

FREUNDSCHAFT Die Kapitäne Davis Love III (USA ) und Darren Clarke (Europa) verbindet eine enge Freundschaft. Zwischen 1997 und 2004 standen sie sich insgesamt in vier Ryder Cup- Matches gegenüber. Die Bilanz: 2,5 zu 1,5 Punkte für Clarke (Kapitän des Siegerteams 2008) oder Fred Couples als heißeste Kandidaten. Einerseits einen komplet- ten Neustart beschwören wollen, dann aber ausgerech- net den Mann zum Kapitän ernennen, der sinnbildlich für die Niederlage von 2012 steht, ist ebenso erstaunlich

DRAMA Steht 2016 die Zukunft des Ryder Cup auf dem Spiel? Kaum auszuden- ken, was passieren könnte, wenn die USA beimHeimspiel auch den vierten Ryder Cup in Folge verlieren würden. J eder Filmfan kennt die berühmte Szene aus dem ersten „Star Wars“- Streifen. Der kleine Droide R2-D2 spielt eine Art futuristisches Schach gegen den übellaunigen Chewbacca. Als der Roboter dabei ist, den pelzigen Hünen zu schlagen, erhält er den gut gemeinten Rat: „Lass den Wookie gewinnen.“ Anders als es Wookies in dem Weltraum- märchen zu tun pflegen, laufen die europäi- schen Ryder Cup-Spieler zwar nicht Gefahr, dass ihnen der unterlegene Gegner den Arm aus dem Gelenk dreht. Doch eine weitere Nie- derlage könnte durchaus dazu führen, dass die amerikanischen Spieler zukünftig schlicht keine Lust mehr haben könnten, bei demKon- tinentalvergleich anzutreten. 2008 befand man sich nach drei Niederlagen in Folge schon einmal an diesem Punkt. Damals jammerte Hunter Mahan, dass die Ryder Cup-Woche Sklavenarbeit sei und dass man sich nicht wundern solle, wenn amerikanische Spieler sich irgendwann weigern würden mitzuspie- len. Tiger Woods wurde zitiert, dass er für seinen Teil lieber ein lohnenswertes Golf- turnier als den Ryder Cup gewinnen würde. Unter diesen Vorzeichen war Nick Faldo, der wohl inkompetenteste Kapitän aller Zei- ten, ein Glücksgriff für beide Seiten. Team

wie (aus amerikanischer Sicht) besorgnis- erregend. Der Stachel der Niederlage dürfte bei Love besonders tief stecken. Die Angst, beim zweiten Anlauf erneut zu scheitern, könnte deshalb fatale Nebenwirkungen mit sich bringen. Oder um es mit einem weiteren Zitat aus den Star Wars-Filmen auszudrücken: „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass, Hass führt zu unsäglichem Leid.“ Nicht weniger besorgniserregend aus amerikanischer Sicht ist das aktuelle Kräfte- verhältnis der beiden Teams. Europa spielt nämlich erfahrungsgemäß immer dann am stärksten, wenn man es mit einem vermeint- lich übermächtigen Gegner zu tun hat. Der- zeit rangieren sechs Amerikaner, aber nur drei Spieler aus Europa in den Top 10 der Welt- rangliste. Drei der vier amtierenden Major- Sieger kommen aus den USA, genauso die Nummer eins der Welt. Mit anderen Worten: Werden 2016 wieder heiße Tränen fließen? GT

USA durfte endlich wieder feiern und die europäischen Spieler wussten, wem sie die ver- schmerzbare Niederlage zu verdanken hatten. Anschließend lief es zudem weiter wie gehabt. Vor allem die Heimspiel-Niederlage von 2012, als Team USA am Sonntag erleben musste, wie Europa nicht nur einen mög- lichen Kantersieg der USA verhinderte, son- dern gleich auch noch das gesamte Match auf den Kopf stellte, beschädigte das nationale Golfselbstbewusstsein nachhaltig. Im Grunde nicht weniger demütigend lief der Ryder Cup 2014 in Schottland ab, als man sich wie ein braver Sparringspartner nach der vereinbarten Tracht Prügel höflich grüßend trollen durfte. Seither genießt der Ryder Cup 2016 in Hazeltine, Minnesota, höchste Priorität. Eine eigene Task Force wurde eingerichtet, die schließlich Davis Love III zum neuen Kapi- tän berief. Die Wahl erstaunte die Fachwelt nicht wenig. Galten doch zuvor Paul Azinger

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