Blickpunkt Schule 3/2020

mit all ihren Funktionen als Ort der Bildung, der sozialen Kontakte und auch als Schonraum temporär weg- fällt, verdichten sich die Konflikte zu- hause. Lauscht man den Gesprächen, die unter den Lehrkräften im Bezirk Fulda über das Homeschooling stattfinden, so wird häufig als erstes die gestiege- ne Arbeitsbelastung geäußert. Die oben genannte Umfrage des Fuldaer Gymnasiums kommt zu dem Ergebnis, dass achtzig Prozent aller Schüler und Schülerinnen sowie aller Lehrkräfte angeben, dass sie im Homeschooling erheblich mehr arbeiten. Trotz des tra- ditionell hohen Anteils an Home-of- fice-Stunden haben auch Lehrkräfte keinerlei Erfahrung darin, ein volles Stundendeputat vom heimischen Schreibtisch aus – neben Familie und Haushalt – zu gewährleisten; auch wenn das Homeschooling bisweilen ei- ne höhere zeitliche Flexibilität bietet. Dennoch lässt sich dem Home- schooling im Bezirk Fulda nach den

anfänglichen Schwierigkeiten ein ten- denziell positives Zeugnis ausstellen. Die unterschiedlichen Schulträger sind ihren Pflichten nachgekommen und haben die Schulen im Rahmen des Möglichen gut unterstützt. Nach nunmehr gut zwei Monaten des Ler- nens auf Distanz lässt sich eine ge- ordnete Routine feststellen, die dazu beiträgt, die zu befürchtenden Lücken möglichst klein zu halten – dies ist al- lerdings nur möglich aufgrund der ge- meinschaftlichen Anstrengungen, die von den Schulen, den Schulträgern und den Elternhäusern unternommen wurden, sowie aufgrund einer gewiss festzustellenden Experimentierfreude in Bezug auf das digitale Lernen. Erst der Regelbetrieb in den Schulen wird zeigen, wie groß die entstandenen Lücken tatsächlich sind, zumal sich während des Homeschoolings schlecht feststellen lässt, wie welche Lernergebnisse durch wen entstanden sind. Hier muss seitens der Bildungs- politik ein rechtssicherer Rahmen ge-

schaffen werden, der das mehrfach kommunizierte Motto, dass nieman- dem Nachteile entstehen sollten, in die Tat umsetzt. Daher ist ebenso festzustellen, dass das Homeschooling keine Alternative zum Präsenzunterricht in den Schulen darstellt. Der Schub, den die Schulen im Bezirk Fulda nun erfahren haben, ist sicherlich Anlass, Elemente des di- gitalen Lernens in den Alltag zu inte- grieren. Dies ist allerdings nur mög- lich, wenn es weiterhin eine sichtbare Bereitschaft zur Unterstützung der Weiterentwicklung dieser Unter- richtsformen gibt. Bleibt diese aus, verpuffen die durchaus positiven Er- fahrungen und Ideen aus der Home- schoolingphase ergebnislos. Alle Ak- teure des Homeschoolings haben in den vergangenen Wochen viel gelernt, neue Impulse wurden gesetzt, Wege vorgezeichnet – das digitale Lernen könnte jetzt Einzug in die Schulen halten. Nun muss der Schatz gehoben werden!

Lehren und Lernen in Zeiten von Corona

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