GOLF TIME 3/2019

COVER | TIGER WOODS

Am Beispiel Tiger Woods. Umwirklich glücklich, wirklich zufrieden zu sein, bedarf es mehr im Leben als 15 Major-Siege, 81 Turnier-Gewinne, über eine Milliarde Dollar verdient zu haben und ein ausschweifendes Sexleben zu führen. Eine Analyse.

Von Oskar Brunnthaler

T iger war den Tränen nahe, am 18. Grün unmittel- bar nach seinem 5. Masters-Triumph. „Dieser Sieg ist für Sam und Charlie“, betonte er immer wieder, „bei meinem ersten Sieg hier 1997 hat mich mein Vater umarmt, jetzt umarme ich als Vater meine Kinder.“ Das ist nicht der Tiger Woods, den wir kennen. Ein anderer Tiger Woods? Der andere Tiger Woods. Auf einmal ein Familienmensch, geläutert nach über zehn Jahren Ups and Downs in einem verrückten Leben, das an Höhepunkten, aber auch an Tiefschlägen kaum zu überbieten ist? Wenn das so einfach wäre, diese Entwicklung zu erklären. Aber versuchen wir zu verstehen, wie schwierig es für einen Aus- nahme-Sportler sein kann, sein muss, mit dem Erfolg, dem Ruhm, der unglaublichen Vergötterung fertigzuwerden. Was sicherlich kein reines Tiger-Woods-Problem ist, auch andere Sport-Idole haben mit diesem Effekt zu kämpfen. Aber gerade bei dem Sohn eines farbigen US-Bürgers und einer Thai- länderin ist die Popularität ganz speziell: Die TV-Einschalt- quoten schnellen um mindestens 50 Prozent nach oben, die Zuschauer auf dem Platz wollen alle nur Tiger sehen – zum Leidwesen der Spielpartner – und auch die Medien schreiben lieber über Tiger und seine Exzesse als nur über denGolfsport. HiStorie 1997 war es Vater Earl, der seinen Sohn umarmte, 22 Jahre später sind es Mutter Kultida und die Kids, die Tiger in Augusta herzen

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GOLF TIME | 3-2019

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