GOLF TIME 3/2019

ehemaliges Kindermädchen. Dann die pein- liche Bloßstellung am 19. Februar 2010, als sich Tiger vor einem Millionen-Publikum tollpatschig für sein Verhalten entschuldigte. Die ständigen Trennungen von Partnerin- nen, unter anderem von dem amerikanischen Ski-Star Lindsey Vonn, mit dem er vier Jahre liiert war. Die beiden galten als Traumpaar schlechthin, doch der rastlose Tiger fand auch in dieser Beziehung keine Erfüllung. „I can’t get no satisfaction“, schrien sich schon die Rolling Stones in den Siebzigerjahren den Frust einer Wohlstandsgesellschaft, die mit dem Erreichten nie und nimmer zufrieden sein konnte, von der Seele. Der absolute Tiefpunkt: In der Nacht zum 25. November 2009 kamWoods unweit seines Hauses im Villenviertel von Isleworth, vor den Toren Orlandos, von der Straße ab und rammte einen Hydranten. Der Tiger war auf der Flucht vor seiner Frau, die ihn mit einem Eisen 6 aus dem Haus jagte. Dann gingen vor drei Jahren die Bilder der Verhaftung von einem offensichtlich total benebelten Tiger, in Handschellen und von zwei Sheriffs abgeführt, um die Welt. Der anfängliche Verdacht des Drogenkonsums stellte sich schließlich als totale „Verwirrung“ durch den Konsum von Medikamenten, die der völlig Orientierungslose nach einer Operation zu sich nehmen musste, heraus. Von den sportlichen Pannen und den ins- gesamt 14 Operationen an Rücken und Knien gar nicht zu reden. Wie konnte es passieren, dass der beste Spieler der Welt, der seine Karriere jahrelang minutiös geplant hatte, die Kontrolle über sein Leben, seine Karriere verloren hatte? Und in der Weltrangliste auf Platz 1.091 abrutschte? Ehemalige Weggefährten und Coaches wie Butch Harmon oder Hank Haney stellen ungefragt, allerdings messerscharf, fest, dass Woods neben seinen körperlichen Defiziten

vor allem in einem Bereich die größten Probleme hat – nämlich in seinem Kopf. Noch viel schlimmer muss es für Woods in dieser dunklen Lebensphase allerdings gewesen sein, dass ihm auf einmal aus dem Lager seiner Konkurrenten eine Emotion entgegengebracht wurde, die so überhaupt nicht in sein Weltbild passte: Die Kollegen auf der PGA Tour hatten Mitleid. Ja Mitleid. Mit ihm, dem Größten aller Zeiten. Nicht nur Rickie Fowler oder Billy Horschel sprachen in Interviews kopfschüttelnd ihr Mitgefühl aus, auch Ex-Ryder-Cup-Spieler und inzwischen witziger TV–Entertainer David Feherty erklärte damals: „Tiger tut mir wirklich leid. Er hat eine Menge Probleme zu lösen – und wir halten mit den TV-Kameras die ganze Zeit voll drauf.“ Tiger ist da nicht wirklich eine Ausnahme – unzählige andere Spitzensportler haben oder hatten mit solchen Problemen zu kämpfen. Ein Boris Becker kann auf eine ähnliche „Karriere“ zurückblicken – mit dem einen Unterschied: Tiger schaffte das sensationelle Comeback, das niemand wirklich in diesem Ausmaß für möglich gehalten hätte, während Boris imagemäßig wie auch wirtschaftlich Es passt überhaupt nicht zusammen, wie so vieles nicht zusammenpasst. So wie es auch keine generelle Erklärung oder Verhaltens- muster gibt. Vielmehr ist die Antwort: Es gibt nicht wirklich Regeln im Leben dieser Licht- gestalten. Ein Problem, das für Otto Normal- verbraucher nur schwer nachvollziehbar ist: haben sie doch alles, wovon Normalsterbliche träumen – Geld, Glanz, Glamour, Gloria; Ruhm, Ansehen, tolle Partner, Familien. Vermeintlich. Denn Reichtum, Berühmt- heit, Karriere sind nicht wirklich der Stoff, der wahres Glück bedeutet. Die Herrschaften haben alles, und doch finden sie nicht zur ordentlich abgewirtschaftet hat. KeiN VerHAlteNSMUSter

10 von 20 Tiger-TiTeln Insgesamt hat GOLF TIME seit der Gründung 1998 genau 20 Tiger-Woods-Titel produziert. Wir haben die zehn markantesten Cover herausgesucht, die am besten den Werdegang des Ausnahmeathleten, die Ups und Downs, beschreiben.

1998 „Das Jahr des Ti- gers – und was die Tigermania für Deutschland bedeu- tet“ war der erste GOLF TIME-Titel überhaupt

2001 Mit seinem vierten Major-Sieg in Folge machte sich der „beste Golfer aller Zeiten“ unsterblich: „Tigers Master Show – Best Ever“

2002 Bereits damals erste Zweifel, wie lange der Körper „Tigers Overdrive“ stand- halten würde – als gäbe es keine bio- logischen Gesetze

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