aktuell | Dezember/Jänner 2016

Software im Abo Der lange Abschied von der Box Der Softwaremarkt ist in Bewegung: Anbieter wie Adobe stellen ihr Geschäft auf Abonnements um. Andere, allen voran Microsoft, setzen auf Cloud- basierte Geschäftsmodelle. Die Zeit der großen Releases und Lizenzverkäufe neigt sich dem Ende entgegen. Systemhäuser sollten sich jetzt Gedanken über ihre Rolle in der schönen neuen Softwarewelt machen.

Nachdem wir uns langsam daran gewöhnt haben, dass Hardware immer austauschbarer wird, dreht sich der Wind nun auch im Bereich Software – und es ist nur eine Frage der Zeit, bis er rau durch die Bilanzen der Anbieter und Vertriebsorganisationen bläst, die auf das herkömmliche Boxen- und Li- zenzgeschäft beharren. „Kunden wollen Software zunehmend nach Bedarf über das Internet nutzen – statt teure Lizenzen zu kaufen und die Program- me fest zu installieren“ berichtet inzwischen sogar die internationale Nachrichtenagentur Reuters. Kundenwunsch: Mehr Beweglichkeit Tatsächlich verlieren On-Premise-Lösungen be- reits jetzt an Boden. Einer der Gründe dafür: Bei der anstehenden digitalen Transformation der Geschäftsprozesse und Geschäftsmodelle erweist sich die vorhandene Softwarelandschaft oft als Bremsklotz. Auf der Suche nach Abhilfe versorgen sich Fachabteilungen und einzelne Mitarbeiter mit Anwendungen aus der Cloud. Es entsteht eine

Schatten-IT. Und um diese „einzufangen“ und in eine übergreifende, von den MitarbeiterInnen ak- zeptierte IT-Strategie zu integrieren, taugen die oft proprietären Alt-Lösungen erst recht nicht. Leistungsstress für Hersteller Konnten sich die großen Softwareanbieter früher leisten, zwischen verbesserten Versionen auch mal Jahre vergehen zu lassen (und die Anwender bei Veröffentlichung eines großen Releases dann unter extremen Handlungsdruck zu setzen), keh- ren sich die Vorzeichen nun um: Die Reaktionszei- ten auf Kundenwünsche und die Anpassungen an deren modernisierte oder neue Geschäftsmodelle werden zu erfolgskritischen Faktoren für die An- bieter. Unternehmenskunden verlangen Flexibilität, Skalierbarkeit, die Möglichkeit, Anwendungen per Cloud für (mobile) Mitarbeiter und Partner sicher nutzbar zu machen – und nicht zuletzt die schnel- le Bereitstellung für den aktiven Betrieb. Daher ist eine enge Verzahnung von Entwicklung und Be-

trieb (Stichwort „DevOps“) fast unabdingbar. Statt auf große Software-Releases zu warten, die bei ihrer Implementierung letztlich fast schon wieder „veraltet“ sind, wollen immer mehr Kunden neue Technologien und Features so rasch wie möglich adaptieren. Der Wettbewerbsdruck in Sachen digi- taler Angebote verlangt die kürzest mögliche Time- to-Market für neue Funktionen und Services, die auch auf mobilen Endgeräten angeboten werden können. Für gemütliches Austesten bleibt da oft keine Zeit und so verbessern die Entwickler ihre Anwendungssoftware heute eben, während sie bei den Kunden bereits im Gebrauch ist. Nicht ohne den Channel Fraglos werden in den Unternehmen künftig hyb- ride Betriebskonzepte dominieren. Darauf stellen sich internationale Großanbieter ebenso ein wie ISVs und Auftragsentwickler. Tendenziell wird alles digitalisiert, was digitalisiert werden kann. „Die Fachbereiche verlangen berechtigterweise für digitale Prozesse und Geschäftsmodelle mehr Benutzerfreundlichkeit, Flexibilität und Geschwin- digkeit. Der Trend beim Bezug von Softwarelösun- gen geht, verstärkt durch Businessanforderungen, in Richtung ‚Software as a Service‘. Der Bezug von IT-Leistungen wie Speicher, Entwicklungsplatt- formen oder Datenbanken aus der Cloud nimmt

Die Reaktionszeiten auf Kundenwünsche und die Anpassungen an deren modernisierte oder neue Geschäftsmodelle werden zu erfolgskritischen Faktoren für die Anbieter.

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