Fortbildung aktuell [ Das Journal ] 4/2017

CHAOS IM KINDERZIMMER

die Alltagsbewältigung akuter Probleme gefördert werden und es entwickelte sich eine vertrauensvolle Kooperation zwi- schen Jugendlichen und Apothekern. Die Ergebnisse konnten sich sehen lassen, der HbA 1C -Wert der Interventi- onsgruppe sank deutlich ab, nach drei Monaten um - 1,09 Prozentpunkte vs. + 0,23 Prozentpunkte (Kontrolle). Als Zeichen für eine sinkende Motivation oder Rückfall in alte Verhaltensmuster werteten die Studienautoren, dass der Effekt nach sechs Monaten nicht mehr so ausgeprägt war (- 0,54 Prozentpunkte vs. + 0,32 Prozentpunkte (Kontrolle)). In Bezug auf die Anzahl schwerwiegender hypoglykämischer Ereignisse wurden kei- ne Unterschiede zwischen Interventions- und Kontrollgruppe festgestellt. Dieses Projekt zeigt, dass Apotheker bei Jugendlichen mit Typ 1 Diabetes eine wichtige Berater- und Motivatorfunk- tion einnehmen können, zur Therapie- optimierung beitragen und Jugendliche befähigen, ihre Krankheit und akute Pro- bleme selbst zu managen. Die Studien- beteiligten waren sich einig, dass alle da- von profitieren, wenn Apotheker sich als kompetente Ansprechpartner jenseits der Eltern und ergänzend zu den Diabetesbe- ratern/Diabetologen etablieren. Außer- halb einer intensiven pharmazeutischen Betreuung sind wesentliche, allgemeine Hilfe zur Selbsthilfe

ZUSAMMENFASSUNG UND EMPFEHLUNGEN: Unzureichende Therapietreue führt bei jugendlichen Typ 1 Diabetikern zu akuten Komplikationen (z. B. schwere Hypoglykämien), bedroht die Gesundheit aber auch in Form irreparabler Folgeschäden. Der größten amerikanischen Studie zufolge er- reichen nur 21 Prozent der Jugendlichen zwischen 13 und < 20 Jahren das HbA 1c - Therapieziel von < 7,5 Prozent. Neben physiologischen Veränderungen in der Pubertät führen vor allem psychosoziale Faktoren zu einer drastischen Verschlechterung der Qualität der Blutzuckereinstellung. Eltern, die oft jahrelang als „Diabetes-Manager“ fungiert haben, müssen früh- zeitig lernen, Verantwortung imUmgang mit der Erkrankung und ihrer Therapie an die Heranwachsenden abzugeben, sich aber nicht zu früh aus dem Geschehen zu- rückzuziehen. Apotheker können den Jugendlichen beratend neben dem Diabetes- Team zur Seite stehen und als zusätzlicher Motivator fungieren.

Voraussetzungen zur Förderung der Adhä- renz bei jugendlichen Typ-1-Diabetikern durch Apothekerinnen und Apotheker neben einer positiven Gesprächshaltung (aufmerksam und interessiert) auch die patientenorientierte Sprache (einfache und kurze Sätze, möglichst keine Fremd- wörter) zu nennen. Man sollte regelmä- ßig den Wissens- und Schulungsbedarf abklären (findet man gut heraus, indem man den Patienten bittet, etwas in sei- nen eigenen Worten zusammenzufassen), sowie anbieten, als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen. REFERENZEN & LITERATUR 1 Hanlan M. E. et al. Eating Disorders and Disor- dered Eating in Type 1 Diabetes: Prevalence, Screening, and Treatment Options. Current

diabetes reports 2013:10.1007/s11892-013- 0418-4. doi:10.1007/s11892-013-0418-4. 2 King P. S. et al. Longitudinal Trajectories of parental involvement in type 1 diabetes and adolescents’ adherence. Health Psychol 2014;33(5):424–432. 3 Miller V. A. und Jawad A. F. Relationship of youth involvement in diabetes-related decisi- ons to treatment adherence. J Clin Psychol Med Settings. 2014;21(2):183–-189. 4 Wood J. R. et al. Most Youth With Type 1 Diabe- tes in the T1D Exchange Clinic Registry Do Not Meet American Diabetes Association or Inter- national Society for Pediatric and Adolescent Diabetes Clinical Guidelines. Diabetes Care 2013;36(7):2035–2037. 5 Obarcanin E. et al. Pharmaceutical care of adolescents with diabetes mellitus type 1: the DIADEMA study, a randomized controlled trial. Int J Clin Pharm. 2015 Oct;37(5):790–8.

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