Fortbildung aktuell [ Das Journal ] 4/2018

DÖRTE SCHRÖDER-DUMKE

ABBILDUNG 1: Übelkeit ist ein häufiges Symptom im ersten Trimenon der Schwangerschaft.

nach wie vor Paracetamol das Mittel der ersten Wahl und als nichtmedikamentöse Maßnahme empfehlen sich Wadenwickel. Ibuprofen kann im ersten und zweiten Tri- menon angewendet werden. Im dritten Trimenon darf Ibuprofen aufgrund des vorzeitigen (ab 28. SSW) Schlusses des ductus botalli ateriosus nicht eingesetzt werden. Auch bei (Spannungs-) Kopf- schmerzen sind diese beiden Arzneistoffe die zu bevorzugenden. Migräne bessert sich oft in der Schwangerschaft, neben den oben genannten Wirkstoffen kann je- doch in sehr schweren Fällen Sumatriptan (rezeptpflichtig) verwendet werden. Eine alternative Möglichkeit bei Kopfschmerz und Migräne ist die topische Verwen- dung von Pfefferminzölen an den Schlä- fen. Nichtmedikamentöse Maßnahmen bei Migräne und Spannungskopfschmerz bilden Stressvermeidung, ausreichend Schlaf, frische Luft und ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Übelkeit ist ein häufiges Symptom im ersten Trimenon, teilweise sind auch Schwangere bis zur 20. SSW davon be- troffen (Abbildung 1). Nur bei ca. 0,2 bis 2 Prozent aller Schwangeren kommt es zum Hyperemisis gravidarum, das durch ständiges Erbrechen, Gewichts- und Elektrolytverlust gekennzeichnet ist. Hier kommen klassische Antiemetika, wie Do- xylamin, Imenhydrinat oder Diphenhydra- min zum Einsatz, bei schweren Verläufen Methylprednisolon oder auch Mirtazapin. Letzterer Arzneistoff insbesondere dann, wenn auch Hinweise auf eine depressive Symptomatik gegeben sind. Diphenhydra- min und Dimenhydrinat dürfen nicht bei drohender Frühgeburt oder in den letzten Wochen der Schwangerschaft verwen- det werden. Der „klassischen Schwanger- schaftsübelkeit“ ohne starkes Erbrechen kann hingegen durchaus gut mit nicht- medikamentösen Maßnahmen begegnet werden. Hierzu zählen vor allem häufige kleine leicht verdauliche Mahlzeiten, Ge- nuss von Nüssen, Ingwertee (Teile einer frischen Ingwerknolle in warmes Wasser reiben und dann trinken) oder aber Aku- pressur-Bänder (z. B. Sea band ® ). Oft reicht auch schon das Meiden starker Gerüche und scharf gewürzter Speisen. Pyridoxin (in der Dosierung dreimal täglich 10 bis 25 Übelkeit

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Alginat-Carbonat-Kombipräparat Gavis- con® ausdrücklich für die Schwanger- schaft zugelassen ist. Schichtgittersilikate mit Aluminium-Magnesium-Kombinatio- nen sollten nur kurzfristig eingesetzt wer- den. Außerhalb der Selbstmedikation wer- den bei stärkeren und langanhaltenden Beschwerden H2-Blocker, wie Ranitidin oder Protonenpumpenhemmer, wie Ome- prazol verordnet. Zu Beginn einer Schwangerschaft kann Verstopfung auftreten. Hier sollten im- mer, wie bei Nichtschwangeren auch, die Stuhlfrequenz und Stuhlbeschaffenheit hinterfragt werden. Bei Schwangeren stehen immer nichtmedikamentöse Maß- nahmen, wie Bewegung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und ballaststoffreiche Kost im Vordergrund. In hartnäckigen Fällen kann auf Füll- und Quellstoffe, wie Flohsamen oder auch auf Lactulose um- geschwenkt werden. Die Arzneistoffe Bisacodyl, Natriumpicosulfat etc. sind im- mer die zweite Wahl und sollten nur kurz- fristig zum Einsatz kommen. Mit Obstipation vergesellschaftet sind häufig Hämorrhoiden, die oft ab dem zweiten Trimenon und nach der Ge- burt auftreten. Auch hier hilft zunächst die Umstellung auf ballaststoffreiche Kost, bei stark juckenden, ekzematösen Beschwerden können gerbstoffhaltige Verstopfung

mg) lindert ebenfalls Übelkeit und kann in schweren Fällen zusammen mit Doxyla- min eingesetzt werden (Arzt!).

Sodbrennen

Sodbrennen plagt viele Schwangere auf- grund des zunehmenden Bauchumfangs und der damit erfolgenden Verlagerung des Magens häufig im letzten Trimenon. Langanhaltende Beschwerden (> 14 Tage), Schmerz und Nüchternschmerz sind im- mer Überleitungskriterien an den Arzt. Die gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) tritt bei ca. 30 bis 50 Prozent aller Schwangeren auf. Hier stehen neben Sod- brennen auch Brennen und Schmerzen als Beschwerden im Vordergrund. Auch hierbei sollte zunächst auf nichtmedika- mentöse Maßnahmen, wie kleine Mahl- zeiten, die gut gekaut werden, Schlafen mit erhöhtem Oberkörper, das Vermeiden von Stress, Kaffee, starken Gewürzen und beengter Kleidung zurückgriffen wer- den. Bewährt hat sich auch Kartoffelsaft (z. B. von Schoeneberger®), der aufgrund der möglichen Intoxikation mit Steroi- dalkaloiden (vor allem in grünen Stellen roher Kartoffeln) nicht selbst zubereitet werden sollte, das Essen von Nüssen, bei morgendlichem Sodbrennen, das Trin- ken von Milch oder das langsame Kauen von trockenem Brot. Auch Kamillentee oder Leinsamenschleim können hilfreich sein. Bei stärkeren Symptomen können Antacida gegeben werden, wobei das

AKWL Fortbildung Aktuell – Das Journal / 21

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