Fortbildung aktuell [ Das Journal ] 4/2018

ARZNEIMITTELTHERAPIE IN DER SCHWANGERSCHAFT

Iod: Iod wird durch die Nahrung (iodiertes Speisesalz) aufgenommen. Trotzdem wird bei Schwangeren die erforderliche Menge nach wie vor nicht erreicht, um eine aus- reichende Versorgung des Ungeborenen zu gewährleisten. Aus diesem Grunde empfehlen die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) und das Bundesin- stitut für Risikobewertung (BfR) eine Iod- Supplementierung von 100 bis 150 μg/ Tag, bei Schilddrüsenfunktionsstörungen der Mutter sollte die Höhe der Supple- mentierung mit dem Arzt besprochen werden. Eisen: Der Eisenbedarf steigt in der Schwanger- schaft, weil Fetus und Plazenta mehr Ei- sen benötigen und das Blutvolumen der Mutter steigt. Deshalb wird im Programm der Vorsorgeuntersuchungen der Hämo- globinwert bestimmt, wonach ggfs. eine Eisen-Supplementierung ausgewählt wird. Die Nahrungsmittelergänzung mit Eisen kann Verstopfung als Begleiterscheinung nach sich ziehen. Durch eine ausgewogene Ernährung wird in der Regel die übrige Vitamin- und Nährstoffversorgung in der Schwanger- schaft sichergestellt. Bei veganer Ernäh- rung, die in der Schwangerschaft als sehr problematisch angesehen wird, kann die ausreichende Versorgung mit Calcium, Ei- sen, Iod, Zink, Vitamin B12 und Vitamin D sehr kritisch sein. Eine Übersicht über den Mehrbedarf gibt Tabelle 4. 1 Grospietsch/Mörike Erkrankungen in der Schwangerschaft WVG 2018 2 Friese, Mörike, Neumann, Windorfer Arzneimit- tel in Schwangerschaft und Stillzeit WVG 2016 3 Schaefer, Spielmann, Vetter, Weber-Schön- dorfer Arzneimittel in Schwangerschaft und Stillzeit; Elsevier 2011 4 Rohde, Dorsch, Schaefer Phsychopharmakologie in Schwangerschaft und Stillzeit; Thieme 2016 5 Smollich, Jansen Arzneimittel in Schwanger- schaft und Stillzeit – schnell und sicher beraten; Hippokartes 2009 6 Körner, RöschErnährungsberatung in Schwan- gerschaft und Stillzeit; Hippokartes 2014 7 Stadelmann, die Hebammensprechstunde; Stadelmann Verlag 2005 8 Beer, Adler, Leitfaden Naturheilverfahren für REFERENZEN & LITERATUR

nichtmedikamentöse Maßnahmen emp- fohlen werden, wie allgemeine Hinweise zur Schlafhygiene (gute Matratze, keine schweren Mahlzeiten am Abend, gut be- lüfteter Schlafraum, Seitenkissen für drü- ckenden Bauch benutzen etc.), das abend- liche Waschen mit Lavendelbademilch (z. B. Weleda ® ), ein (nicht zu heißes!) Bad mit Lavendelblütenzusatz oder auch der Einsatz von Akupressurpflaster (z. B. H7 Insomnia Control®). Einen Überblick über die häufigsten Schwangerschaftsbeschwerden und ihre Therapiemöglichkeiten im Rahmen der Selbstmedikation gibt Tabelle 3. Folsäure: Der Folsäurebedarf steigt in der Schwan- gerschaft auf 600 μg Folsäure pro Tag. Aus diesem Grunde sollten zusätzlich 400 μg mindestens bis zum Ende des ersten Tri- menons, möglichst über die Dauer der gesamten Schwangerschaft, zugeführt werden. Folsäure muss physiologisch in 5-MTHF (5-Methyltetrahydrofolat) über- führt werden, die quantitativ wichtigste Folatform. Man schätzt, dass in Deutsch- land jede zweite Schwangere von einem Polymorphismus der MTHF-Reduktase (ca. 10 Prozent homozygot, ca. 45 Prozent heterozygot) betroffen ist und dann nur 25 Prozent bzw. 70 Prozent der zugeführ- ten Folsäure umwandeln kann. Aus die- sem Grunde wird zunehmend die Gabe von Folsäure/Metafolin-Kombinationen empfohlen. Supplementierung von Iod, Folsäure und Eisen

Sitzbäder und adstringierende, juckreiz- stillende Hämorrhoidalsalben verwendet werden.

Heuschnupfen/Allergie

Allergische Rhinitis nimmt in allen Bevöl- kerungsgruppen immer weiter zu, man schätzt, dass ca. 20 Prozent aller Schwan- geren betroffen sind. Bei Beschwerden, die Schwangere stark beeinträchtigen, können neben Befeuchtung der Nase mit salzhaltigen Nasensprays und der Ver- wendung von Nasenduschen, zunächst topische Antiallergika wie Cromoglycin- säure, Azelastin und Levocarbastin, sowie unter der Vorrausetzung der klaren Diag- nosestellung durch den Arzt, auch Bude- sonid als Nasenspray verwendet werden. Als systemische Antiallergika sind Lorata- din und Cetirizin Mittel der Wahl. Eine gute Alternative bilden auch homöopathi- sche Komplexmittel, wie z. B. Heuschnup- fenmittel DHU®. Bei allergischen Insektenstichen hel- fen zur Kühlung topische Antihistaminika oder Zubereitungen mit Hydrocortison, bei stärkeren Beschwerden kann Predni- son (rezeptpflichtig) kurzfristig und klein- flächig verwendet werden.

Schlafstörungen

Im letzten Trimenon schlafen viele Schwangere oft schlecht, weil der Baby- bauch zunehmend drückt und sicherlich auch Gedanken über die kommende Si- tuation hinzukommen (Abbildung 2). Bei Schlafstörungen sollten in der Offizin nur

ABBILDUNG 2: Im letzten Trimenon der Schwangerschaft leiden viele Schwangere un- ter Schlafstörungen.

Foto: Antonioguillem/Fotolia.de

22 / AKWL Fortbildung Aktuell – Das Journal

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