Blickpunkt Schule 5 2025
3 Fragen an …
3 Fragen an … Marcus Hahn, Vorsitzender des Saarländischen Philologenverbandes
Foto: Maks_Lab|AdobeStock
1 Was sind die Charakteristika des Saarländischen PhV? Wir im Saarländischen Philologenver band (SPhV) sind tief in den Strukturen unseres – zugegebenermaßen recht kleinen – Schulsystems verwurzelt. Im Saarland galt früher schon und gilt noch immer: Man kennt und respek tiert sich und man ist stets offen für Neues. Theoretische Diskussionen und erst recht Grabenkämpfe gelten nicht viel. Wichtig sind Ansprechbarkeit, Praxisnähe und Zusammenhalt. Wir im SPhV leisten die Arbeit eines ‘echten’ Landes-PhV mit zahlenmä ßig kleinen Kräften. Deshalb sind wir daran gewöhnt, über den Tellerrand der klassischen Arbeitsgebiete zu blicken. Beispielsweise werden bildungs- und berufspolitische Fragen stets im Kontext betrachtet – und nicht etwa getrennt. Zum Teil den Ressourcen geschuldet ist auch der innovative Ansatz in der Verbandsarbeit: Wer klein ist und wenig Ressourcen mobilisieren kann, muss innovativ sein und stets neue Wege suchen, zum Beispiel war die Digitalisierung oder die Moderni sierung der Arbeitsstrukturen angeht. Oft sind wir im SPhV darin anderen eine Nasenlänge voraus. Die saarländischen Gegebenheiten kennzeichnen auch unsere Zusam menarbeit mit unseren benachbarten Verbänden. Selbstverständlich spie gelt auch im Saarland die große Fami lie des dbb mit seinen Lehrerverbän den unterschiedliche Blickwinkel auf die Schul- und Bildungspolitik. Anders als vielleicht andernorts praktizieren
wir aber im Saarland eine intensive, auf guten persönlichen Beziehungen beruhende Zusammenarbeit all‘ der jenigen, die noch bei Verstand sind. 2 Welches waren im vergangenen Jahr seine größten Erfolge? Der größte Erfolg des SPhV ist die Wiedereinführung des neunjährigen Bildungsgangs am Gymnasium. Mit seiner Kampagne ‘Gymnasium Plus’ hat der SPhV den entscheidenden An stoß dafür gegeben, dass die Landes regierung sich auf den Weg zu einem neuen G9 im Saarland gemacht hat. Dieser Erfolg war kein Selbstläufer – immerhin war das Saarland seiner zeit das erste Land, das den Schritt hin zur Verkürzung der Schulzeit am Gymnasium gemacht hat. Die Kurs korrektur, über die – typisch saarlän disch? – letztlich Übereinstimmung von CDU und der jetzt alleinregieren den SPD herrschte, hat selbstver ständlich nicht nur Vorteile gebracht. Für einigen Unmut sorgte die saarlän dische ‘Sparversion’ von G9 mit der sehr knapp bemessenen Stunden- tafel. Diese hat uns an Gymnasien Zumutungen wie zum Beispiel ein stündige Fächer beschert. Allerdings liegen gleichwohl die Vorteile der Sa che auf der Hand, und auch die positi ven berufspolitischen Auswirkungen machen sich mittlerweile bemerkbar. 3 Welches sind seine aktuellen Arbeitsschwerpunkte? Das Hauptthema für den SPhV ist die Arbeitszeit für Lehrkräfte. Das Saar
39
Foto: privat
land belegt durchgängig, auch bei der großen LaiW-Studie des DPhV, einen blamablen Platz als rücksichtslosester Arbeitgeber für Lehrkräfte an Gym nasien. Beispielsweise ist die gemes sene Durchschnittsarbeitszeit die höchste in ganz Deutschland. Mit ‘Projekt 20’ hat der SPhV einen Aufschlag gemacht. Hinter ‘Projekt 20’ steckt eine valide gerechnete Kon zeption, wie die Regelstundenzahl für vollbeschäftigte Lehrkräfte im Saar land von 26 auf am Ende 20 Stunden gesenkt werden kann, ohne dass dafür die Unterrichtsversorgung gefährdet werden müsste. Im Haushaltsnotlage land besonders wichtig: Auch die Kos ten dafür sind beherrschbar – leichter zumindest, als wenn die überfällige Arbeitszeiterfassung das Land schlag artig vor dann kaum noch beherrsch bare Probleme stellt. Deshalb sind wir optimistisch: Wenn unsere Landes- regierung sich auf die (zum Teil aus der saarländischen Situation resultieren den) Tugenden besinnt, innovativ denkt und den Mut zu Veränderungen aufbringt, wird sie einen sachgerech ten Weg für das bekanntlich allerorten drängende Problem beschreiten.
SCHULE 5|2025
Made with FlippingBook - Online magazine maker