GOLF TIME 4/2019

GÖTZ ZITAT Fairways for Future V on dem Schrei des Entsetzens klingeln mir heute noch nach über 25 Jahren die Ohren, als der Bund Naturschutz

die Schaffung naturnaher Lebensräume und die Förderung von Artenvielfalt. Für die teil- nehmenden Golfanlagen ist dies allerdings ein alter Hut. Bekanntlich gibt es seit 2005 mit „Golf & Natur“ das „Bio-Siegel“ des DGV, das sich schon 162 ökologisch nachhaltig arbeitende Clubs in Gold, Silber und Bronze verdient haben. Alle diese Golfplatzbetreiber, die viel Geld und Arbeit in den Naturschutz investieren, tun dies freiwillig und ohne wirtschaftliche Vergünstigungen. Warum dann gerade einem so gesundheitsförderlichen Breitensport wie Golf, der sich mit kontinuierlicher Umwelt- arbeit hervortut, wenn es um Fördermittel geht, nach wie vor die kalte Schulter gezeigt wird, während „raumgreifende“ Exotensportanlagen wie bspw. Skischanzen, Bobbahnen oder Wild- Aber vielleicht beginnt nun auch auf Bundesebene ein Umdenken! Wenn bislang ein Politiker überhaupt mal das Thema Golf anfasste, dann meist nur als Synonym für „Dekadenz“ in einer dümm- lichen Brandrede. Doch dass eine Woche Wintersport (auch die Natur) deutlich mehr kostet als eine durchschnittliche Golfsaison, sollte ein Volksvertreter begriffen haben. Im nächsten Schritt gilt es, echte Anreize zu bieten, um mehr Golfplätze in den „grünen Bereich“ zu bekommen. Wie das geht, zeigen Länder mit gewachsener Golfkultur. Dort erhalten ökologisch nachhaltig arbeitende An- lagen die für den Club passende Unterstützung. Aber bevor wir Golfer uns nun mit stolz- geschwellter Brust als Umweltengel feiern lassen, sollte nicht unerwähnt bleiben, dass Golf- reisende (neben den Tauchern) den größten ökologischen Fußabdruck aller Sporttouristen hinterlassen. Was man mit dieser unbequemen Wahrheit anfängt, muss jeder für sich selbst entscheiden… GT wasser-Kanäle mit Millionen- geldern finanziert und unter- halten werden, erscheint nur schwer nachvollziehbar.

Kenntnis vomBauvorhaben unserer Golfanlage nahm. „Zerstörung unwiederbringlicher Rück- zugsorte für seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten zugunsten eines elitären Sports“, lautete der sinngemäße Protest-Tenor. Ein paar Jahre nach Platzeröffnung ging man auf die (nachhaltig) verärgerten Naturfreunde zu und lud diese als Friedensangebot zu einer Platzbegehung ein. Und siehe da, nach kurzer Zeit schon entspannten sich die Mienen der in Jack-Wolfskin-Rüstungen gewandetenUmwelt- ritter zusehends, bis sie schließlich ihre aus Vorurteilen und Hörensagen geschmiedeten Schwerter wegsteckten.

Denn kannte man diese Kröten, die sich in einem Wasserhindernis angesiedelt hatten, bislang doch nur von Fotografien und in der Wild- blumenvielfalt, die das Rough begrenzte, tummelten sichmehr Insekten als in einer komplet- ten Staffel „Biene Maja“. Als dann auch noch eine leibhaftige Kreuzottergesichtetwurde, ver- loren die erdverbundenen Be- sucher völlig die Bodenhaftung und schwebten in wonniger

GöTz sCHmieDeHaUsen Könnte sich freitags eine „Fairways for Future“-Demo gut vorstellen. Allerdings nur maximal vier Personen alle zehn Minuten …

Ekstase über den Golfplatz. Seither besuchen uns jedes Jahr zahlreiche Mitglieder des Ver- eins. Vornehmlich kommen sie zum Staunen. Nun endlich dämmert es auch der Politik, dass Golfplatzbetreiber keine Umweltferkel sind. Vielmehr erledigen sie den Job, den man in Berlin nicht gebacken bekommt. „Biodiversität“ heißt das Zauberwort, mit dem die Artenviel- falt auf unserem Planeten bezeichnet wird, und diese befindet sich im rasanten Sinkflug. Um die für 2020 beschlossenen Ziele doch noch irgendwie zu erreichen, rückt erstmals der Golfsport in den Fokus. Seit diesem Jahr kooperiert das Ministeri- um für Umwelt in Baden-Württemberg mit dem Golfverband des Bundeslandes. Ziel ist

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GOLF TIME | 4-2019

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