GOLF TIME 3/2018

TIME OUT

Historische Entscheidung

E

s gibt keine Umkleide für Frauen; es gibt für sie auch keinen Zutritt im Clubhaus

am Samstag vor dem Masters die Finalrunde im Augusta National aus- getragen. Bei gleichem Engagement wie beim Masters und auch weltweiter Fernsehübertragung. Ich erinnere nur zu gerne an die Frauen- rechtlerin Martha Burk, die 2003 unmittelbar vor demMasters mit einer Demonstration an der Washington Road gegen Diskriminierung und frauenfeindliches Gehabe im Augusta National Golf Club kämpfte.

zum Locker Champions-Room; es gibt auch keine Damen-Abschläge – und bis zum Jahre 2014 hatten die Ladies auch keine Chance, Club-Mitglied zu werden. Seither wurde Condoleezza Rice, Darla Moore, Virginia Rometty und Diana M. Murphy die Ehre zuteil.

Nicht schwer zu erraten, von welchem Golf Club hier die Rede ist: dem Augusta National Golf Club in Geor- gia, USA, gegründet 1934 und inzwischen der elitärste Herren-Zirkel der Welt. Das ist nun Geschichte! Fred Ridley, seit vergangenem Jahr neuer „Green Jacket-Präsident“, kündigte während der Masters-Week eine historische Entscheidung des als erzkonservativer Männer-Klüngel bekannten Vereins an: Ab 2019 werden für die nächsten fünf Jahre die „Augusta National Women’s Amateur Championship“ ausgetragen. Wumms, einfach so! Alte Grundsätze über Bord geworfen, mufflige Männer-Zöpfe abgeschnitten, dem Vorwurf, auf „frauenfeindlichen Club-Statuten“ zu bestehen, ein jähes Ende gesetzt. Sensationell, aber auch höchste Zeit. Konkret: Die 72 besten internationalen Amateurinnen werden in einem 54-Loch-Zählspiel zunächst im nahe gelegenen Champions Retreat GC in Evans die besten 30 und schlaggleichen Spielerinnen ermitteln. Danach wird

DaS waR EInMaL Frauenrechtlerin Martha Burk demonstriert gegen das „No woman“ im Augusta National GC

Vergeblich. Je mehr von außen gegen die Herren im grünen Jackett gewettert wurde, desto mehr hielten sie an ihrer Strategie „no women“ fest. Dabei hat schon 1996 Augusta-Präsident Jack Stephens versucht, Golf in Atlanta wieder olympisch werden zu lassen und Augusta, nicht weit von Atlanta gelegen, als Austragungsort schmackhaft zu machen. Er scheiterte am Veto des Vorstandes: Sind doch auch Frauen in olympischen Disziplinen am Start. Vielleicht ist ein ganz simpler Umstand ausschlag- gebend für den großartigen Sinneswandel im Augusta National GC: Chairman Fred Ridley präsentiert trotz seiner 65 (!) Jahre eine neue Generation im Alt-Herren- Club, war als US-Amateur-Champion von 1976 bis ’78 selbst dreimal beim Masters am Start. Und: Er ist Vater von drei Töchtern, allesamt ausgezeichnete Golf- spielerinnen.

oSKaR bRuNNThalER ob@golftime.de

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erscheint am 25. Juni 2018

114 GOLF TIME | 3-2018

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