GOLF TIME 3/2018

COVER | 82. MASTERS

waren Bill und Jeannett von der Hochzeit im Dezember 2012 ausdrücklich ausgeladen worden, und seither herrscht Funkstille zwischen den Jungen und den Alten. Tota- le gefühlsmäßige Kälte. Totale emotionale Finsternis. Justine übernahm fast alle Funktionen, die bisher Patricks Vater innehatte, trug bei den Turnieren bis zu ihrer Schwangerschaft das Bag, chauffierte ihn von Turnier zu Turnier, und sorgte auch sonst dafür, dass niemand in die Quere kam, schon gar nicht die Schwieger-

Diese Aussage ist von ganz besonderer Bedeu- tung. Denn mit diesem Satz beantwortete er die Frage, warum seine Eltern nicht auf der Anlage waren, warum sie, wie in Augusta üblich, nicht am 18. Grün ihren Sohn in die Arme schließen konnten. Ja, Justine, seine Frau, stürmte ihm nach dem nervenstarken Siegputt aus knapp zwei Metern in die Arme, küsste ihn und zeigte den rund 5.000 Zuschauern um das 18. Grün und den 800 Millionen Fans vor den TV-Geräten, dass sie diejenige ist, die Patrick zu dem ge- macht hat, was er inzwischen geworden ist: zu ihrem Herzstück, zu ihrem Super-Mann, zum besten Golfer der Welt. Was auch schon die Erklärung für das Fernbleiben der Eltern von Patrick Reed, Jeannette und Bill, ist: Denn zwischen der Frau von Patrick und dessen Eltern herrscht Krieg. Krieg im wahrsten Sinne des Wortes. Krieg der unbarmherzigsten Form. Krieg der Uneinsichtigkeit. Seit über sechs Jahren. Die Reeds waren nämlich der Meinung, dass ihr Sohn noch nicht heiraten sollte, die offizielle Version war, er „ist doch noch zu jung für den Bund des Lebens“. Wahrschein- lich hat aber die Chemie zwischen Justine und den Eltern Reeds nicht gestimmt. Jedenfalls

süße Knirpse, zu Gesicht bekommen haben. Noch kein einziges Mal gesehen haben, noch kein einziges Mal in die Arme haben schließen können, noch kein einziges Mal sie einfach haben knutschen können. Einfach schrecklich. Die einzige Kommunikationsmöglichkeit für Jeannette und Bill: Die Facebook-Platt- form, wo sie wenigstens hie und da Fotos von ihren Enkeln anschauen können. Und sie verfolgen ihren Sohn via Fernsehen bei den Turnieren. So auch jetzt beim Masters. Die Reeds wohnen nur wenige Kilometer vom Augusta National GC entfernt und mussten vor dem Fernseher den bisher spektakulärsten Sieg ihres Sohnes miterleben. Auf die Anlage zu kommen und ihren Sohn live bei der Arbeit zu begleiten, ist längst illusorisch. Spätestens seit der U.S. Open 2014 in Pine- hurst ist selbst der distanzierte Kontakt auf dem Golfplatz unmöglich geworden. Als Justine bemerkte, dass ihre Schwiegereltern auf der Anlage waren – in bewusst sicherer Entfernung –, ließ sie über die Security am 18. Grün die „unliebsame Gesellschaft“ ent- fernen, die Tickets abnehmen. Patrick, darauf angesprochen, meinte nur, das „sei Justines Angelegenheit“.

„patricks eltern haben ihre enkel noch nie getroffen“

eltern. Nach der Geburt von Töchterchen Windsor Wells übernahm Justines Bruder Karain Kessler die Rolle des Caddies, der nach wie vor Patrick die Tasche trägt, so auch beim Masters-Sieg in Augusta. Wie groß die Kluft zwischen Schwieger- tochter und Patricks Eltern ist, beweist unter anderem der Umstand, dass Bill und Jean- nette noch kein einziges Mal ihre Enkel- kinder, mit Barrett Benjamin inzwischen zwei

FAMILIENALBUM Da war die Welt der

Reeds noch in Ordnung: Links Papa Bill mit Juni- or Patrick auf dem Arm (verblüffende Ähnlich- keit). Doch als Justine auftauchte, war es vor- bei mit der heilen Welt. Das Glück der jungen Reeds scheint jedenfalls perfekt zu sein, hier mit Tochter Windsor Wells

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