GOLF TIME 3/2018

nachwuchsförderung | CLUBS

Die inDiviDualität eineS teamplayerS

analyse ausstechen. Es gibt zahlreiche Fak- toren, die am Ende eine Rolle spielen. Es ist wichtig, mit Trainern, Eltern und den Spielern ins Gespräch zu kommen, als Bundestrainer auf die Turniere zu fahren, um am Ende das Gesamtpaket und nicht nur die reinen Zahlen beurteilen zu können“, so Kadertrainer Sebastian Rühl. Ähnlich wie beim gesellschaftlichen Netz- werken, das in der Regel den Aufbau sowie die Erweiterung der eigenen Kontakte fördert, die- nen insbesondere der Informationsaustausch und die gegenseitige Hilfe dem Beziehungsauf- bau. Letztere sindwesentliche Schlagworte einer zukunftsfähigen und funktionierenden Nach- wuchsarbeit im Bundeskader. Die Coaches setzen hierbei ganz gezielt auf das Gespür und Fachwissen ihrer Kolleginnen und Kol- legen auf Landes- und Clubebene und stehen in ständigem Austausch. Auf direktem Wege können so Empfehlungen ausgesprochen und Spieler neben den klassischen Sichtungs- terminen rekrutiert werden. Erfüllt ein Jugendlicher gewisse Grundkriterien, kann er so mitunter auch auf Empfehlung vom Landestrainer eingeladen werden. Sichtungs- veranstaltungen sind dann die letzte große Entscheidungshilfe dafür, wer den Sprung in den Bundeskader schafft. Die Zusammenarbeit aller Trainer und die faire Betrachtung des individuellen Athleten sind zentrale Bausteine des Erfolgs. Natürlich sind Ergebnisse im Leistungssport wichtig und Spieler qualifizieren sich primär über ein Ranglistensystem. Allerdings ist in den jüngeren Altersklassen eine Topplatzierung auf internationaler Ebene noch nicht zwin- gend notwendig. National Erfahrungen zu sammeln und idealerweise das Siegen zu erlernen sowie bei Jugendturnieren auch Niederlagen richtig einzuordnen, darauf liegt das Augenmerk dieser Entwicklungspha- se. Jeder Leistungssportler erfährt in seiner Karriere Rückschläge, die im Idealfall seiner Persönlichkeitsentwicklung dienen. Die Ge-

Golfer sind nicht selten als egozentrische Einzelkämpfer verschrien. Was in der Öffent- lichkeit oft als Makel abgestempelt wird, weiß man im Team richtig einzuordnen. Es ist wichtig, auf der Runde ohne Unterstützung zu funktionieren. Dennoch ist das Trainer- team der festen Überzeugung, dass es nur mit- hilfe gemeinsamer Erlebnisse und Emotionen möglich ist, Leistungssportler über Jahre hin- weg diszipliniert bei der Stange zu halten. Das Kreieren von gemeinsamen Erlebnissen ist daher unersetzlich. Erlebnisse in der Gemein- schaft schweißen zusammen. Das „(Über-) Leben“ auf einer abgelegenen Berghütte bei- spielsweise – ohne fließend Wasser, Golf und Mobiltelefon – wird rückblickend genauso gefeiert wie ein individueller Turniererfolg. Holz hacken, selbst kochen und der Austausch untereinander bereitet allen Beteiligten sehr viel Freude und ist ein Stück weit das, wovon der Sport in Gänze lebt, die Emotion. Diese ist auch im Golfsport durch nichts zu ersetzen. Und dennoch ist die Individualität im Leis- tungssport elementar. Insbesondere in der Trainingssteuerung müssen im passenden Moment sinnhafte Dinge vermittelt bzw. verabreicht werden. Es wäre fatal, nach kalen- darischem Alter eine Gruppeneinteilung vor- zunehmen, da dies mitunter im krassen Miss- verhältnis zumbiologischen steht. Regelmäßige Tests zur Ist-Stand-Ermittlung liefern Rück- schlüsse auf den Leistungsstand, auf dessen Grundlage höchst individuelle Trainingspläne erstellt werden. Auch der psychische Allge- meinzustand wird in regelmäßigen Gesprä- chen abgefragt und gemeinsam werden diverse Angelegenheiten ganz unabhängig vomThema besprochen. Ein Übersteuern der persön- lichen Belastungsgrenze wäre fatal, somit ist das Mentaltraining im Bundeskader sehr facettenreich. Auch in diesem Aufgaben- bereich liegt das Augenmerk auf den bereits erwähnten Emotionen. Allerdings mehr in der Leitung bzw. Kanalisierung unerwünsch- ter Gefühlsregungen. „Das Mentaltraining ist sehr individuell. Auf den Lehrgängen be- kommen wir eine grobe Struktur, was man machen kann, um Dinge nüchterner und ohne Emotionen zu beleuchten. Zum Beispiel, nach einem schlechten Schlag die Wut im Bauch zu kontrollieren“, erzählen die Kader- spieler Philipp Katich und Felix Krammer von ihren Erfahrungen. GT

FitneSS alS GrunDlaGe Bundestrainer Athletik, Christian Marysko (u. l.), bei der Arbeit mit dem Junior-Team Germany

wissheit, schon in jungen Jahren solide Part- ner an seiner Seite zu haben, erleichtert auch in sportlich schwierigen Phasen, den Fokus auf das Wesentliche nicht zu verlieren. „Ich bin sehr dankbar, relativ früh die Förderung des DGV erhalten zu haben. Dadurch konnte ich mich immer auf das Wesentliche – mein Golf- spiel – konzentrieren und insbesondere auch international Erfahrungen sammeln. Zudem ist es wichtig, einen starken Partner zu haben, der nicht nur Forderungen stellt, sondern einen auch in schwierigen Zeiten motiviert und Verständnis aufbringt. In meinem Fall möchte ich der Deka großen Dank aussprechen, die mich, aber auch das gesamte Junior-Team, seit Jahren unterstützt“, sagt Max Schmitt, Deka-Markenbotschafter, Professional auf der European Challenge Tour und ehemaliger Kaderspieler des Junior-Teams.

Lesen Sie Teil 2 in der nächsten Ausgabe.

inDiviDuelle technik-analySen Bundestrainer Christoph Herrmann mit Junior-Team-Mitglied

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