Mitteilungsblatt 1/2019, 21. Januar 2019

RATGEBER APOTHEKENPRAXIS

Medikationsplan

für: Marlene Mustermann

geb. am: 03.12.1939

ausgedruckt von: Apothekerkammer Westfalen-Lippe Bismarckallee 25, 48151 Münster 0251/52 00 50

Geschl.: w

mor- gens

mit- tags abends zur Nacht

Wirkstoff

Handelsname

Stärke Form

Einheit Hinweise

Grund

Bisoprolol hemifumarat Bisoprolol-CT 5mg

5 mg Tabl

1 0 1 0 Stück

zur MZ, unzerkaut

Herzinsuffizienz

0,07 mg Tabl

Digitoxin

1 0 0 0 Stück

nach MZ, unzerkaut

Herzinsuffizienz

Digitoxin AWD 0,07mg

MZ-unabhängig, unzerkaut, kein Grapefruitsaft

Apixaban

Eliquis 5mg

5 mg Tabl

1 0 1 0 Stück

Schlaganfallprophylaxe

Lorazepam

1 mg Tabl

0 0 1 ½ Stück

Schlafstörung

Lorazepam-neuraxpharm Macrogol-CT Balance Abführpulver

MZ-unabhängig, in 125 ml Wasser auflösen Einnahme nach Packungsbeilage

Kombi-Präp.

Pulver

1 1 0 0 ST

Obstipation

Metformin hydrochlorid Metformin-axcount 500mg 500 mg Tabl

1 1 1 0 Stück

Diabetes mellitus Typ II

Quetiapin

2 2 2 0 Stück

25 mg Tabl

Quetiapin Henning 25 mg

Trospium chlorid

15 mg Tabl

1 0 1 0 Stück

Inkontinenz

Trospium 15mg Pfleger

Mo., MZ-unabhängig, unzerkaut

Torasemid-1A Pharma 10mg Pregabalin-neuraxpharm Levodopa plus Benserazid AL 100mg/25mg

Torasemid

10 mg Tabl

1 0 0 0 Stück

Herzinsuffizienz

Pregabalin Levodopa Benserazid

50 mg Kaps 100 mg 25 mg Kaps

1 1 2 0 Stück

unruhige Beine

0 0 0 1 Stück

unruhige Beine

Medikationsplan kritisch hinterfragt Sturzneigung durch anticholinerge Belastung

Benserazid-Präparat; dies beinhaltet jedoch eine unretardierte Formulie- rung. Aufgrund der kurzen Halbwerts- zeit von Levodopa erscheint es plausi- bel, dass die beobachtete Unruhe in den frühen Morgenstunden durch eine nachlassende Levodopa-Wirkung ver- ursacht wird. • Benzodiazepine wie Lorazepam sind bei älteren Patienten grundsätzlich problematisch. Der Gebrauch steht mit einem erhöhten Sturz- und Frakturri- siko in Verbindung, das sich durch die muskelrelaxierende Wirkung der Ben- zodiazepine erklärt. Die HWZ beträgt zwölf bis 16 Stunden, mit einem Hang- over-Effekt inklusive Sturzneigung am frühen Morgen ist also zu rechnen. Bei vorliegender Indikation für ein Schlaf- mittel wäre eine Z-Substanz sinnvoller, z. B. Zopiclon in einer Dosierung von 3,75mg; die Halbwertszeit beträgt hierbei etwa fünf Stunden. • Quetiapin könnte als Retardpräparat einmal täglich dosiert werden. Die Gesamttagesdosis kann beibehalten

• Die Patientin nimmt mehrere Arznei- mittel mit erwünschter oder uner- wünschter anticholinerger Wirkung ein, z. B. Trospiumchlorid, Quetiapin. Durch die hohe anticholinerge Gesamtlast (engl. anticholinergic burden) besteht gerade bei älteren Patienten ein mas- siv erhöhtes Risiko für Verwirrtheit, Delirium, Sehstörungen, Obstipation und Stürze. Die Osteoporose macht die Sturzneigung im Hinblick auf das Frak- turrisiko besonders problematisch. • Zur Behandlung der Inkontinenz soll- ten bei älteren Patienten beispielswei- se Physio- und Verhaltenstherapie im Vordergrund stehen. Trospium ist in Bezug auf die anticholinerge Belastung besonders kritisch, andere Mittel ge- gen Inkontinenz jedoch genauso. Zu- demwird die Wirkung von Trospium im vorliegenden Fall als nicht zufrieden- stellend empfunden, sodass man nach Nutzen-Risiko-Analyse eventuell darauf verzichten könnte. • Zur Behandlung des RLS bekommt die Patientin abends ein Levodopa/

> In der Apotheke geht die Anfrage eines Pflegeheims ein: Eine 79-jährige demenzkranke Bewoh- nerin ist in den vergangenen zwei Wochen mehrfach gestürzt, weil sie in den frühen Morgenstun- den unruhig wurde und „umher- wanderte“. Nun wird ein Zusam- menhang mit der umfangreichen Medikation der Bewohnerin vermutet (siehe Medikationsplan oben) und die Apotheke gebeten, eine Medikationsanalyse durchzu- führen. Die Liste der diagnostizierten Erkrankun- gen ist lang: Neben der Demenz sind ein Restless-Legs-Syndrom (RLS), eine Oste- oporose, ein Diabetes mellitus Typ 2, eine Herzinsuffzienz (NYHA Stadium II), Vor- hofflimmern und Inkontinenz aufgeführt. Außerdem hat die Patientin vor vier Jah- ren einen Schlaganfall erlitten. Folgende arzneimittelbezogene Pro- bleme wurden identifiziert:

14 / AKWL Mitteilungs blatt 01-2019

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