Mitteilungsblatt 1/2019, 21. Januar 2019

RATGEBER APOTHEKENPRAXIS

Ein Fall aus CIRS-Pharmazie

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> CIRS-Pharmazie NRW ist eine gemeinsame Initiative der Apothe- kerkammern Nordrhein (AKNR) und Westfalen-Lippe (AKWL). Die Buchstaben „CIRS“ stehen für Critical Incident Reporting-System, zu Deutsch „Datenbank für kritische Vorfälle/Ereignisse“. Es handelt sich um ein internetge- stütztes Fehlerberichts- und Lernsystem zur anonymen Mel- dung von Medikationsfehlern und „Beinahe“-Medikationsfehlern in der Apotheke. Vomex-Zäpfchen mit dem Wirkstoff Di- menhydrinat werden in der Regel zur Pro- phylaxe und symptomatischen Therapie von Übelkeit und Erbrechen verordnet. Laut Fachinformation können Überdosie- rungen mit Dimenhydrinat insbesondere bei Kindern unter drei Jahren lebensbe- drohlich sein und müssen in dieser Alters- gruppe unter allen Umständen vermie- den werden. Die empfohlene Höchstdosis darf auf keinen Fall überschritten werden – es dürfen nicht mehr als 5 mg/kg in 24 Stunden gegeben werden. Vomex 40 mg kann ab einem Körpergewicht von 8 kg und Vomex 70 mg erst ab einem Körper- gewicht von 14 kg (ca. sechs Jahre) ange- wendet werden. Weiter heißt es in der Fachinforma- tion, dass vor dem Hintergrund eines ge- häuften Auftretens von schwerwiegen- den Nebenwirkungen bei Kindern bis drei Jahren mit einer banalen Gastroenteritis Dimenhydrinat bei dieser Indikation nicht eingesetzt werden soll. Da Dimenhydrinat besonders bei Kleinkindern einen Krampf- anfall auslösen kann und diese Patienten- gruppe zu Fieberkrämpfen neigt, sollte Dimenhydrinat nicht bei fieberhaften

Foto: Fotolia.com©t.tomsickova

Vorsicht bei Dimenhydrinat für Säuglinge und Kleinkinder Folgendes Ereignis fiel an der Schnittstelle Apotheke-Patient auf:

Fall-Nr.: 176597

Wo sehen Sie Gründe für dieses Ereignis und wie hätte es vermieden werden können? Die Abgebende war sich nicht über die Brisanz der möglichen Nebenwirkun- gen im Klaren; Schulung über kritische Substanzen bei der Anwendung für Säuglinge und Kleinkinder.

Altersgruppe des Patienten: 0-1

Was ist passiert? Falsche Stärke (zu hoch) beliefert: Für einen Säugling ist Vomex 70 mg abge- geben worden, es hätte Vomex 40 mg sein sollen.

Wer berichtet? Apotheker/Apothekerin

Was war das Ergebnis? Nicht bekannt.

Kinder zugelassene Arzneimittel gar nicht gefunden werden. Die Datenbank ZAK® (Zugelassene Arzneimittel für Kinder), eine Initiative der Firma Hexal, enthält Arzneimittel, die für mindestens eine pädiatrische Al- tersgruppe vom Neugeborenen bis zum Jugendlichen zugelassen sind und unter- stützt die Auswahl einer altersgerechten Darreichungsform. <

Infekten gegeben werden. Die Indikation ist bei Kindern bis drei Jahren streng zu stellen. Aus dem Fallbericht geht nicht klar hervor, ob eine Verordnung vorlag und es zur Falschabgabe kam oder ob bei der Be- ratung im Rahmen der Selbstmedikation die falsche Stärke ausgewählt wurde. In jedem Fall ist vor der Abgabe durch das pharmazeutische Personal zu prüfen, ob die Stärke des Arzneimittels für den Pati- enten passend ist. Nur ein Bruchteil der verfügbaren Arz- neimittel ist für Kinder zugelassen, was das Auffinden eines geeigneten Arznei- mittels für Kinder sehr schwierig machen kann. Ein Problem ist jedoch auch, dass der Zulassungsstatus eines bestimmten Arzneimittels oft nicht bekannt ist und für

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AKWL Mitteilungs blatt 01-2019 / 19

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