GOLF TIME 1/2021

8 S tatistisch gesehen gewinnt das Auswärtsteam sehr selten in Übersee. In den letzten 24 Jahren passierte dies nur zweimal, und in beiden Fällen waren es die Europäer, die sich den Erwartungen widersetzten und die Nase vorn hatten. Es gibt also durchaus Grund, optimistisch zu sein. Jedoch herrscht Einigkeit darüber, dass es wohl ein weiteres „Wunder“ braucht, um dieses Jahr eine Wiederholung zu schaffen. Nicht zuletzt, weil das US-Team mit Major-Siegern vollgepackt sein wird, während die Europäer ein wenig das Ge- fühl haben, ein Team im Übergang zu sein. Ein Blick auf die aktuelle Weltrangliste zeigt sieben Amerikaner in den Top 10, KÖNNEN UNSERE JUNGS DEN RYDER CUP IN DEN USA WIEDER VERTEIDIGEN? COVER | AUSBLICK 2021

und blickt man bis Platz 19, könnte man bereits einen gesamten 12-Mann-Kader aufstellen. Im Gegensatz dazu sind nur sechs Europäer (Jon Rahm, Tyrrell Hatton, Rory McIlroy, Viktor Hovland, Matt Fitzpatrick und Paul Casey) in den Top 20, und man muss schon bis zu Sergio García auf Platz 41 scrollen, bevor man den 12. Platz in Europa komplettiert. Das letzte Mal, dass es – zumindest auf dem Papier – eine so große Talentlücke gab, war 2016,

und Europa wurde in Hazeltine mit 17:11 nach Hause geschickt. Ein Mangel an Zuschauern könnte diesmal den Heimvorteil zunichtemachen, aber Kapitän Steve Stricker wird immer noch den Vorteil haben, das Setup des Platzes zu bestimmen, um seine Spieler zu begünstigen, so wie es Thomas Björn 2018 mit großer Wirkung getan hat. Aber genau wie in Paris ist für die US- Amerikaner nach wie vor wohl die größte Herausforderung, ob sie als Team zusammenfinden können. Es ist kein Geheimnis, dass Bryson DeChambeau und Brooks Koepka nicht miteinander auskommen, aber wie steht’s mit Koepka und Dustin Johnson? Seit

WELCHE FORM NEHMEN DIE BEIDEN TEAMS AN? Die USA sehen sehr stark aus. Die Europäer nicht ganz so. Die Entscheidung, den europäischen Quali- fikationsprozess bis zum neuen Jahr anzuhalten, war zwar verständlich, aber auch ein wenig unfair gegenüber Turniersiegern wie Viktor Hovland oder Matt Fitzpatrick, die sich aber dank starker Leistungen mittlerweile schon ins provisorische Team gespielt haben. Österreichs Bernd Wiesberger kämpft aktuell mit der Form und fiel vorerst aus der Runde der fix Qualifizierten. Von den deut- schen Spielern wie Martin Kaymer bedarf es einer Leistungs-Explosion, um es noch nach Whistling Straits zu schaffen. Auf US-Seite hat Kapitän Steve Stricker erstmals sechs Wildcard-Picks zur Auswahl. Harrington bleibt bei drei, obwohl er es möglicher- weise bedauert, dass erfahrene Köpfe wie Rose, Poulter, García, Stenson und Francesco Molinari in der Rangliste noch hinterherhinken.

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