GOLF TIME 1/2021

Die GOLF TIME Ausgabe 1/2021 als E-Paper, Erscheinungstermin 15.03.2021.

TRAINING 12 SEITEN TIPPS & TRICKS

24. JHG. | AUSGABE 1 | MÄRZ 2021 € 6,90 | CHF 8,00 | US $ 8,00

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MASTERS Vorschau: Titelverteidiger Dustin Johnson wieder Top-Favorit WÜSTENGOLF Reise: Das Königreich Bahrain – zwei Meere, zwei Welten KÄMPFER-TYP Interview: Wie Marcel Siem um sein Comeback auf die European Tour fightet

ROBO TEST DRIVER TEIL 1 DIE NEUEN MODELLE AUF DEM PRÜFSTAND

DAS NEUE EQUIPMENT AUF 14 SEITEN IN THE BAG

WARUM 2021 DAS POTENZIAL ZUM WOHL SPANNENDSTEN GOLFJAHR ALLER ZEITEN HAT 2021 DIE HIGHLIGHTS

FUN-TALK SOPHIA POPOV FOTO-TIME PEBBLE BEACH ANDERS JAHRESRÜCKBLICK DER DGV PRÄSENTIERT DIE ZAHLEN VON 2020 GOLF-LEGENDEN BOBBY JONES

EDITOR’S INTRO

BANKROTTERKLÄRUNG Ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie ist einmal mehr deutlich bewiesen: Politiker, wären sie in der Privatwirtschaft tätig, würden kläglich versagen. Sie haben nicht die geringste Ahnung, wie Wirt- schaft in der Praxis funktioniert. Hätten sie das geringste G’spür bzw. Eigen- verantwortung für ein Unternehmen, sie hätten nicht in den vergangenen zwölf Monaten 83 Millionen Deutsche in dieser Art und Weise gegängelt. Lockdown, Ausgangsregulierungen, Grenzsperrungen und Pflichttests; totales Impfchaos, weil zu wenig Impfstoff organisiert; versprochene Gratis-Impfungen, die es plötzlich doch nicht gab, Millionen Impfdosen, die irgendwo verkommen; für Monate geschlossene Gastronomie und Hotellerie, Kultur und Events komplett gestrichen; ja, und natürlich auch Golf im Visier, ohne sich wirklich mit der unproblematischen Problematik eines Freiluftsports auf einem Gelände von mindestens 70 Hektar auseinanderzusetzen. Es ist ja geradezu kabarettreif, wie sich Politiker anstellen. Beispiel Golfanlage Bergkramerhof in Bayern: Da rückt eine ganze Einheit von 28 Bereitschafts- Polizisten aus, um die Öffnung des Golfplatzes trotz Corona-Verbots zu ver- hindern. Rechtsanwalt und Clubpräsident Dr. Josef Hingerl sieht die Schließung als verfassungswidrig und wartet gelassen auf diverse Bußgeldbescheide, die vom Mai 2020 wegen einer ähnlichen Aktion noch ausständig sind. Tatsächlich kugeln mehr als 1.000 Bußgeldbescheide unbearbeitet in den Amtsstuben von Bad Tölz herum. Und NRW-Verbandspräsident Ekkehart H. Schieffer in einem offenen Brief an Ministerpräsident Armin Laschet: „Die Ausübung des Golfsports ist ohne konkrete Ansteckungsgefahr möglich... Bemerkenswert ist, dass bislang 12 der 16 Bundesländer denselben Beurteilungs- und Prognosespielraum anders als Sie ausgeübt haben … auch der Präsident des Robert Koch Instituts, Prof. Dr. Wieler, übt in seiner Freizeit regelmäßig den Golfsport in Berlin aus.“ Es wird Zeit für ein Feintuning – nicht nur den Golfsport betreffend. Die gesamte Wirtschaft taumelt von einem Lockdown zum anderen, ohne irgend- eine Perspektive auf Erholung, Normalisierung oder Rettung. Milliarden an Steuergeldern zu verschleudern ist keine Kunst, keine Lösung – müssen doch wir Steuerzahler letztendlich dafür aufkommen. Bittere Wahrheit

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Kabarettreif. Um 16 Uhr traf die Polizei in Wolfratshausen auf der Golfanlage Bergkramerhof mit 28 Kollegen ein – eine angeforderte Bereitschaftseinheit aus München

OSKAR BRUNNTHALER Chefredakteur

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INHALT

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COVER 26 ZEHN HIGHLIGHTS 2021 Was ist und was wird – diese zehn spannenden Fragen stellen sich beim Blick auf das Golfjahr 2021. TURNIERE 36 MASTERS 2021 Eine Vorschau auf das SERIE 58 DIE GRÖSSTEN GOLFER ALLER ZEITEN Bobby Jones gewann einst 13 Majors in nur sieben Jahren. Grand Slam inklusive. AUSRÜSTUNG 38 ROBOTEST Die aktuellsten Driver-Modelle im Test durch unseren Schwungroboter. Wer hat was zu bieten? 44 NEUHEITEN 2021 Die Lawine rollt seit Beginn des Jahres – ein Blick auf die spannendsten Produktneuheiten. CLUBS 62 REPORT AUS WIESBADEN Der Deutsche Golf Verband berichtet über ein sehr spezielles Jahr 2021. 64 HANDICAP-REVOLUTION Die wichtigsten Neuerungen im Überblick. Was sich mit dieser Saison alles ändert. 65 MARKETING WIZARDS Carlo Müller gelingt, wonach andere oft im Trüben fischen: massiv Neumitglieder zu generieren. anstehende Major-Highlight, bei dem Dustin Johnson als großer Favorit antritt.

26 COVER Was steht an? Zehn Fragen, die sich im Golfjahr 2021 stellen werden

DIE NEUESTEN MODELLE IM HÄRTETEST TEIL 1 ab Seite 38 ROBOTEST DRIVER

MASTERS VORSCHAU Kann Dustin Johnson seinen Triumphzug wiederholen? 36

66 LEISUREBREAKS Der perfekte Begleiter

zum Durchstarten: der 18. Guide for Free Golf 2021/2022.

67 HARTER KAMPF Wie sich Marcel Siem nach verlorener Tourkarte wieder zurück in die erste Liga kämpfen möchte.

STANDARDS 5 Editor‘s Intro / 12 Foto-TIME / 14 Go ask ... Sophia Popov / 16 Countdown | News / 24 Tweet it / 87 Cartoon / 88 Impressum / 90 TIME-OUT

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REISE 68 BAHRAIN Moderne und Tradition. Grün und Braun. Das Königreich Bahrain ist ein Land mit zwei sehr facettenreichen Gesichtern.

72 GOLF TIME TOURS Dolomitengolf, Kreta,

Piemont und Co. – mit unserem hauseigenen Reiseveranstalter auf Entdeckungsreise gehen.

TRAINING 74 PETE COWAN Pete Cowan ist einer der gefragtesten Trainer im Profi-Golf. Hier seine zehn Gebote.

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BAHRAIN Zwischen Tradition und Moderne – zu Besuch in einem äußerst facettenreichen Land

76 THE MOVE ACADEMY Was Sie sich

beim Putten von Jack Nicklaus, Bobby Jones, Rory McIlroy und Co. abschauen können.

78 NICOLE & THOMAS GÖGELE Die

ehemaligen Tour-Spieler über Körperrotation und die Macht der Gedanken.

80 BODYBUILDER-GOLF Muss man aussehen wie DeChambeau, um weit zu schlagen? Retief Goosen beweist das Gegenteil. 81 MATTHIAS SCHWAB Auf ein Neues! So startet man als Amateur am besten in die neue Golfsaison. 82 TOM DUNCAN Der Teaching-Pro erklärt, was viele seiner Schüler und Schülerinnen falsch verstehen.

58 BOBBY JONES Die Erfolgsgeschichte des bisher einzigen Grand- Slam-Gewinners

67 INTERVIEW SIEM Der Routinier über den Weg zurück auf die European Tour

83 TIPPS VON DER TOUR Zwei einfache

Übungen, mit denen u. a. auch Alex Cejka regelmäßig seine Beweglichkeit überprüft.

85 KRAMSKI PUTT-CLINIC Eine perfekte

Ausrichtung der Hilfslinie ist die beste Basis für einen erfolgreichen Putt.

€ 1.350.000,–

FOTO TIME

DAS ANDERE PEBBLE BEACH Wilf Homenuik, Kanada, puttet am zweiten Loch im Januar 1961

MALERISCH Pebble Beach in Kalifornien bei herrlichem Sonnenschein

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SCHNEE IN PEBBLE BEACH

Das Pebble Beach Pro-Am blickt auf eine lange Geschichte zurück. 1937 hatte der Entertainer Bing Crosby die Idee, Prominente und Golfstars gemeinsam auf die Runde zu schicken. Seither ist das innovative Format ein beliebter Stammspieler im Turnierkalender der PGA Tour. Snead, Nelson, Nicklaus, Watson, Woods und Mickelson haben hier gewonnen, als sie mit den Größen des Showbusiness auf die Plätze marschierten. Als Bühne dienten die Weltklasse-Kurse der Monterey-Halbinsel. Zuletzt Spyglass Hill, Pebble Beach und Monterey Peninsula. 2021 triumphierte Daniel Berger an der Pazifikküste. Es war ein besonderes Jahr, in dem die Teil- nehmer pandemiebedingt ohne prominente Partner unterwegs waren. Der Amerikaner Berger ging während seiner Finalrunde zwar zwischenzeitlich in einem der Bunker in die Knie, setzte sich aber gegen die Konkurrenz durch. Besonders war übrigens auch die Austragung 1961. Das Spiel musste zwischenzeitlich wegen Schneefalls unterbrochen werden. Es war damals der erste Schnee seit 40 Jahren. Legendär der Kommentar des Teilnehmers Jimmy Demeret: „Ich weiß, dass ich letzte Nacht ordentlich getrunken habe, aber wie bin ich in Squaw Valley (ein Ski-Ort in Kalifornien, Austragungsort der Olympischen Winterspiele 1960) gelandet?“ GT

SIEGER 2021 Daniel Berger fällt im Bunker, steht am Ende jedoch ganz oben

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COUNTDOWN NEWS LEUTE HIGHLIGHTS

FUN-TALK Sophia Popov über ihren „perfekten Schlag“ während der Women’s British Open 2020, ihren Wunsch nach übernatürlicher mentaler Stärke und warum sie das Reisen als Tour-Proette so sehr schätzt.

GO ASK SOPHIA

S ie schrieb 2020 mit dem Sieg bei der AIG Women’s British Open in Royal Troon deutsche Sportgeschichte und sorgte auch international auf der LPGA Tour für die „Feelgood“-Story des Jahres. Sophia Popov, 28, im US-Bundesstaat Massachusetts geboren, ist damit nicht nur die erste deutsche Golfproette, die jemals ein Majorturnier gewinnen konnte. Sie schaffte dieses Kunststück als krasser Underdog und eroberte mit ihrer sympathischen, offenen Art die Herzen der Fans im Sturm. Vor allem die Arbeit an ihrer, wie sie sagt, bislang größten Schwäche, dem mentalen Aspekt, zeigte in kürzester Zeit Wirkung. Dein Leben steht auf dem Spiel und es gilt, einen Downhill-Putt mit starkem Break aus drei Metern zu lochen. Du darfst den Putt nicht ausführen – wen wählst du für diese Aufgabe? Inbee Park. Deine Top-3-Golfer (tot oder lebendig)? Annika Sørenstam, Tiger Woods, Jack Nicklaus.

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FUN TALK VIA ZOOM Sophia Popov und Markus Scheck beim Video-Interview

Dein Lieblingsschläger im Bag? 8er Eisen.

spielte mit Caro Masson in der letzten Runde und lag in den Top 10. Auf der 18 habe ich aus dem Grünbunker einen „Home Run“ ge- hauen, also voll über das Grün, was in einem Doppel-Bogey mündete. Den Schlag mache ich so nie und würde ihn direkt gerne wieder zurückhaben wollen (lacht).

Im Foursome spielst du gegen Sørenstam/ Ochoa in ihren besten Tagen. Wen würdest du dir als Partner wünschen? Ich glaube, weil sie auch meine beste Freundin ist: Anne van Dam. Was wärst du geworden, wenn nicht Golf- Pro? Hoffentlich Skiläuferin – oder Sport- journalistin. Welcher Sieg bedeutet dir am meisten? Ganz klar: der Sieg bei den Women’s British Open. Dein emotionalster Moment auf dem Platz? Das war sicher auch bei den Women’s British Open, auf der 18, kurz bevor ich den letzten Putt reingemacht habe. Dein emotionalster Moment abseits des Platzes? Wahrscheinlich als mein Opa gestorben ist, da er viel mit meiner Sportkarriere zu tun hatte. Gibt es einen Schlag in deiner Karriere, auf den du besonders stolz bist? Bei den Women’s British Open, der Drive auf Loch 6, nicht nur weil er perfekt ausge- führt war, sondern mit dem Eagle auch zum perfekten Resultat führte. Gibt es einen Schlag in deiner Karriere, den du gerne noch mal spielen würdest? Ja, das war vor zwei Jahren beim Meijer LPGA-Classic in Grand Rapids. Ich Dein „Best Buddy“ auf der Tour? AvD – Anne van Dam.

Fisch, Fleisch oder vegetarisch? Vegetarisch.

Hund oder Katze? Hund.

Wir nehmen dich auf eine Faschingsparty mit. Als was verkleidest du dich? Wahrscheinlich als irgendein Tier, im Normalfall als Biene oder Ähnliches. Welche übernatürliche Kraft hättest du gerne? Eine unfassbare mentale Stärke, wo es nicht möglich ist, einen negativen Gedanken zu haben. Gibt es Schwächen? Woran arbeitest du am meisten? Am meisten arbeite ich am mentalen Aspekt, das war meine größte Schwäche. Und am kurzen Spiel. Was ist das Schönste am Leben als Tour- Pro? Das Reisen. Nicht so sehr im Sinne des „aus dem Koffer leben“, das finde ich furcht- bar. Aber jede Woche einen neuen Ort zu sehen oder eine neue Stadt kennenzulernen – das finde ich cool. GT Was ist deine Stärke auf dem Platz? Mein Kampfgeist.

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Der US-Schlägerhersteller Tour Edge hat einen der erfolgreichsten Spieler aller Zeiten als neuen Testimonial verpflichtet: Bernhard Langer . Die deutsche Golflegende – zweimaliger Masters-Champion und Gewinner von 45 Events auf der European Tour und der PGA Tour sowie Gewinner von 41 Senior-Titeln – setzte bereits im November im Augusta National einen Tour Edge Exotics EXS Pro AUSRÜSTER VERTRAG

Hybrid ein, als er im Alter von 63 Jahren der älteste Spieler der Geschichte wurde, der jemals den Cut beim Masters geschafft hat. „Ich freue mich sehr, Teil des Teams von Tour Edge zu sein. Es ist wirklich toll, mit

ihnen zusammenzuarbeiten“, sagte Langer in einer Medienmitteilung. „Mir wurde schnell klar, dass sie die beste Option sind, um mir genau das zu verschaffen, was ich brauche, um weiter Leistung auf höchstem Niveau zu bringen.“

COLLIN MORIKAWA Nicht einmal zwei Jahre ist der 24-jährige Kalifornier Mitglied auf der PGA Tour und konnte nun bei der WGC-Workday Championship bereits seinen vierten Titel feiern. Eine gewinnbrin- gende, stählerne Entschlossenheit bei den größten Turnieren der Welt wird schön langsam zumMarken- zeichen von Morikawas Karriere. Nach dem fulminan- ten Sieg bei der PGA Championship im August 2020 bestätigte der US-Shootingstar nun im Concession Golf Club in Bradenton, Florida, beim bislang stärks- ten Feld des Jahres, dass sein Vorjahres-Majorsieg alles andere als eine Eintagsfliege war. Als erster Spieler seit Tiger Woods konnte Collin Morikawa ein Major und ein Turnier aus der WGC-Serie vor dem 25. Geburtstag gewinnen. Und wie es hätte passender kaum sein können, gelang ihm dies an dem Tag, als die Golfwelt sein Idol, den verunfallten Golf-Superstar, mit roten Hemden und schwarzen Hosen, Woods’ traditionellem Finalrunden-Outfit, ehrte.  „Tiger bedeutet mir alles“, erklärte ein emotionaler Morikawa nach seinem Sieg am 18. Grün. „Ich finde, dass wir uns oftmals nicht genug bedanken, deshalb möchte ich heute ganz bewusst sagen: Danke, Tiger!“

Dank der finanziellen Unterstützung der Vereinigung clubfreier Golfspieler (VcG) findet nach mehrjähriger Pause wieder ein Golf- turnier der Challenge Tour auf deutschem Boden statt. Die VcG ist für die nächsten drei Jahre (2021 bis 2023) Powering Partner der German Challenge. Das Turnier wird vom 9. bis 12. September 2021 über die Bühne gehen. Der Austragungsort soll in Kürze feststehen. Dabei stehen 200.000 Euro an Preisgeld zur Verfügung. Der Vorteil für deutsche Spieler: Bis zu 50 Startplätze können vom Veranstalter vergeben werden, darunter auch sechs an Amateure. Während die VcG über die drei Jahre als Powering Partner agiert, beginnt die Deutsche Golf Sport, die Wirtschaftstochter des Deutschen Golf Verbandes und gleichzeitig Veranstalter, Gespräche mit weiteren potenziellen Partnern. GERMAN CHALLENGE

SIEGFORMEL: COLLIN MORIKAWA (WGC-WORKDAY CHAMPIONSHIP)

18 unter Par

27 Birdies 67,5 Rundenschnitt

1.820.000 Dollar Preisgeld

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Ian Poulter DREI FRAGEN AN…

Hast du das Gefühl, dass du noch mit den jungen aufstrebenden Stars und Typen wie Bryson, die 350-Meter- Bomben schlagen, mithalten kannst? Würden wir einen Long Drive Wettbewerb bestreiten, gewänne Bryson jedes Mal. Aber das ist ja nicht der Fall. Unser Spiel ist ganz anders aufgebaut. Auf dem Papier sieht das natürlich einschüchternd aus, wenn jemand konstant über 300Meter schlägt, aber für das Shot Shaping und das effektive Golfspiel benötigt es schon mehr als das. Ich habe das Gefühl, ich kann es immer noch mit den jungen Hüpfern auf- nehmen – und das hält meine Motivation beimTrainieren aufrecht. Wie sieht‘s mit dem Ryder Cup aus? Hast du Ambitionen, das Team zukünftig als Kapitän anzuführen? Ich möchte es natürlich dieses Jahr in das Team von Padraig Harrington schaffen. Ich fühle mich frisch genug, noch mindes- tens einen oder zwei Ryder Cups zu spielen. Ich hoffe, ich erhalte die Möglichkeit, in vier Jahren dann das Team als Kapitän anzuführen. Dann bin ich 49 und das Event steigt in New York am Bethpage Black Course. Sind die Olympischen Spiele in Tokio auf deinem Schirm für dieses Jahr? Ich würde nur allzu gerne bei Olympia spie- len. Es war großartig, das beim letztenMal imTV anzuschauen und zu sehen, wie Jus- tin Rose Gold holte. Als Briten spornt es uns zusätzlich an, uns für die nächste Auflage zu qualifizieren. INTERVIEW Der englische Ryder Cup- Held fühlt sich noch frisch genug, auch 2021 dabei zu sein.

2020

WAS MACHT EIGENTLICH... ÁNGEL CABRERA?

Zwei Major-Turniere konnte Ángel Cabrera während seiner Laufbahn gewinnen. Er gilt damit als erfolgreichster Golfer Südamerikas. Im Juni 2007 gewann Cabrera die U.S. Open und war damit der erste Argentinier, der dieses prestigeträchtige Turnier für sich ent- scheiden konnte. Keine zwei Jahre später, im April 2009, sicher- te er sich im Playoff den Sieg beim Masters und damit seinen zweiten Major-Titel. Auch dieses Turnier wurde zuvor von keinem Argentinier gewonnen. Schon im Oktober 2007 wurde „El Pato“ (die Ente), wie er wegen seines eigenwilligen Gangs genannt wird, die Honorary Life Membership der European Tour zuerkannt und am Ende desselben Jahres wurde er in seinem Heimatland zum Sportler des Jahres gekürt. Mittlerweile spielt Cabrera, der 2013 beinahe noch einmal das Masters gewinnen konnte und sich erst am zweiten Extraloch dem Aus- tralier Adam Scott geschla-

2009

Es scheint gar so, als stünde dem Argenti- nier keine allzu rosige Zukunft bevor. Der 51-Jährige wurde nämlich im Februar nach einer Interpol-Suche in Rio de Janeiro, Brasi- lien, verhaftet und soll nach Argentinien aus- geliefert werden. Dort warten Anklagen gleich mehrerer Ex-Partnerinnen, die ihm unter anderem häusliche Gewalt vorwerfen. Der Anwalt Carlos Nayi, der Ex-Frau Silva Rivadero vertritt, meinte: „Jetzt ist die Zeit für Gerech- tigkeit gekommen. Er muss verhaftet werden, damit die entsprechenden Prozesse begin- nen können. Cabrera ist eine Gefahr für die gesamte Gesellschaft.”

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gen geben musste, vor- wiegend auf der PGA Tour Champions. Dort wurde er aber schon einige Monate nicht mehr gesehen, und nun weiß man auch warum.

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TOPS

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FLOPS

TIGERS FATALER UNFALL Die Überreste des Unfallwagens von Tiger Woods 6

Justin Thomas gilt eigentlich als Vorzeigeprofi auf der Tour. Beim Tournament of Cham- pions entkam ihm nach einem verpassten Putt ein homo- phober Fluch, der live im TV zu hören war. Der Amerikaner entschuldigte sich im Anschluss kleinlaut. Für seinen Bekleidungs- sponsor Ralph Lauren nicht genug, kündigte das Unter- nehmen mit sofortiger Wirkung den Vertrag mit Thomas.

2008 hatte Annika Sørenstam zuletzt auf der LPGA Tour abge- schlagen. Bei der Gainbridge LPGA feierte die Golf-Legende ihr Comeback. Auf ihrem Hei- matplatz in Lake Nona gelang der 50-Jährigen der Sprung ins Wochenende. Sie beendete das Turnier nach Runden von 75, 71, 79 und 76 Schlägen auf dem 74. Rang.

einem Stab stabilisiert sowie weitere Knochenverletzungen am Fuß mit Schrauben fixiert. Woods habe Glück gehabt, dass er noch am Leben sei, sagte eine Einsatzkraft vor Ort. Der Wagen habe sich mehrfach überschla- gen. „Vorne und hinten war alles kaputt, aber der Innenraum war relativ unbeschädigt. Das war das Polster, ansonsten wäre es tödlich gewesen”, erklärte der zu- ständige Sheriff Alex Villanueva. Woods sei ansprechbar und verhältnismäßig ruhig gewesen, als die Hilfe am Unfallort eintraf. Er saß aufrecht im Wagen und war zum Glück angeschnallt. Die Feuerwehr habe den 15-fachen Major-Sieger aus seinem Wagen bergen können, nachdem die Windschutzscheibe entfernt worden war.

Die wichtigste Nachricht vorweg: Er ist am Leben. Golf-Superstar Tiger Woods verunglückte am 23. Februar morgens an der Grenze der beiden Los Angeles-Districts Rolling Hills Estates und Rancho Palos Verdes. Woods kam dabei mit seinem SUV von der Stra- ße ab und überschlug sich mit diesemmehrfach. Er war der ein- zige Insasse und musste von der Feuerwehr unter schwerstem Einsatz aus dem Fahrzeug ge- borgen werden. Anschließend wurde Tiger in ein nahe gelege- nes Krankenhaus gebracht. Die Operation hat der für viele beste Golfer aller Zeiten gut überstanden. Er sei bei Bewusst- sein und ansprechbar, twitterte sein Management. Zuvor hatten die Ärzte offene Trümmerbrüche am Schien- und Wadenbein mit

Nachdem Davis Love III bereits zwei Mal das amerikanische Team im Ryder Cup angeführt hat (2012, 2016), wurde er nun zum Kapitän des US-Presidents Cup-Teams für 2022 ernannt. Der Vergleichskampf findet im Quail Hollow Golf Club in seiner Geburtsstadt Charlotte, NC, statt. „Dem Presidents Cup verdanke ich viele wunderbare Erinnerungen. Ich freue mich sehr, die besten amerikanischen Spieler im September 2022 anzuführen“, erklärte Love.

Trump-Anwalt Rudy Giuliani und LPGA-Star Michelle Wie- West lieferten sich in den sozia- len Medien ein Wortgefecht. In einem Podcast beschrieb der ehemalige Bürgermeister von New York, wie er einst mit Wie- West golfte und viele Paparazzi die Gruppe begleitet hätten, nur um die Unterwäsche der Major- Siegerin zu sehen. Wie-West reagierte naturgemäß erbost auf Twitter: „Mich schaudert es, wenn ich daran denke, dass er mir ins Gesicht gelächelt hat.“

LPGA-ASS MISSBRAUCHT

Die LPGA Tour-Spielerin Madelene Sagstrom hat erstmals öffentlich über ihr dunkles Geheimnis gesprochen. 16 Jahre lang tat sie so, als wäre nichts passiert. Sie tauchte in ihr Golfspiel ein und schuf eine eigene Identität auf dem Platz. Im März 2016, als sie sich auf ein Symetra Tour-Event vorbereitete, konnte Sagstrom es nicht länger für sich behal-

Alex Cejka debütierte bei der Cologuard Classic auf der PGA Tour Champions. Der Deutsche feierte im Dezember seinen 50. Geburtstag und ist damit bei den Senioren spielberech- tigt. Für das Event in Tucson, AZ, musste er sich aber erst im Monday Qualifyer ins Feld spielen. Das gelang und am Ende sprang Rang 38 heraus.

Für Francesco Molinari hätte der Moving Day in Pebble Beach nicht schlechter begin- nen können. Bei nasskaltem Wetter toppte er den Ball am Eröffnungsloch mit dem 3er Holz nach vorne. Ob der Ball den Damenabschlag passiert hat, konnte nicht geklärt werden.

ten und erzählte, dass sie im Alter von sieben Jahren von einem erwachsenen männlichen Freund in Schweden sexuell missbraucht wurde. In einem LPGA Drive On-Video gab die 28-Jährige nun detailliert Einblick in ihre Geschichte über sexuellen

Missbrauch in der Kindheit und die Heilung, die stattfand, nachdem sie beschlossen hatte, darüber zu sprechen.

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NEUE USGA- SPITZE: CEO MIKE WHAN Die United States Golf Association hat einen neuen Boss. Der scheidende LPGA- Commissioner Mike Whan wurde zum nächsten Executive Director und Chief Executive Officer ernannt und ersetzt damit ab Sommer in dieser Rolle Mike Davis . „Mike Whan ist ein bewährter, erfolgreicher und gestaltender Anführer, nicht nur in der Golfbranche, sondern während seiner gesamten Karriere“, sagte USGA-Präsident Stu Francis . „Er hat die einzigartige Fähig- keit, zu verstehen, wie sich das Umfeld im globalen Golfsport verändert, und wie man eine Organisation schnell und fürsorglich an diese Veränderungen anpasst.“ Als Chef der USGA ist Whan für die Aus- tragung von 14 Meisterschaften plus Walker Cup und Curtis Cup verantwortlich. Er übernimmt die Zügel inmitten einer hitzigen Distanzdebatte, die zu einem zentralen Thema des Spiels geworden ist. Als oberster Regelhüter gemeinsam mit dem R&A St Andrews liegt es an Whan und der USGA, nachhaltige Lösungen zu finden.

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Die Porsche European Open als Tor zum Major: Das prestige- trächtige Turnier auf dem Porsche Nord Course der Green Eagle Golf Courses bei Hamburg wird noch einmal aufge- wertet. Vom 3. bis 6. Juni 2021 kämpfen die Profis nicht nur um den begehrten Titel, den Paul Casey versuchen wird zu verteidigen. Zusätzlich steht bei der Porsche European Open die Entscheidung über zehn Startplätze für die U.S. Open, zwei Wochen später im Torrey Pines Golf Course in San Diego, Kalifornien, an. Über drei Turniere im Mai und Juni haben Golfprofis der European Tour die Möglichkeit, das Ticket für das dritte Major des Jahres zu lösen. „Das ist natürlich ein toller Bonus für die Porsche European Open – in Sachen Spannung und auch hinsicht- lich der Besetzung des Spielerfeldes“, sagt FINALE QUALIFIKATION

DIE „HEISSESTEN“ SPIELERFRAUEN

1. PAULINA GRETZKY Die Tochter von Eishockey-Legende Wayne Gretzky, die sich als Model und Schauspielerin die Sporen ver- dient, ist seit vielen Jahren mit Dustin Johnson liiert. Die beiden haben zwei Kinder zusammen.

2. JENA SIMS Die US-Schauspielerin, bekannt aus Rollen wie „Kill the Messenger“ oder „Three-Headed Shark Attack“, ist die bessere Hälfte des vierfachen Major-Siegers Brooks Koepka. Zeigt sich gerne auch mal ein wenig frei- zügiger.

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Dirk Glittenberg, Geschäftsführer der U.COM Event. „Wir werden am Final- Sonntag nicht nur einen strahlenden Sieger bejubeln dürfen, sondern können uns noch mit einigen weite- ren Profis über die Qualifikation für die U.S. Open freuen.“

3. ALLISON STOKKE Machte sich als erfolgreiche College- Leichtathletin im Stabhochsprung einen Namen und schaffte es beinahe zu Olympia. 2018 verlobte sie sich mit Golfstar Rickie Fowler, die Hochzeit ging im Oktober 2019 über die Bühne.

4. DANI VAGNEROVA Das tschechische Fashion- Model ist seit geraumer Zeit mit Südafrikas Jungstar Haydn Porteous liiert. Sie begleitet ihren Partner, der bereits zwei Mal auf der European Tour gewinnen konnte, gerne zu so vielen Tour-Events wie nur möglich.

5. TORI SLATER Die Freundin von Daniel Berger machte ihren Abschluss in Marketing an der University of Kentucky und verdient ihr Geld als Immobilien- maklerin, spezialisiert auf die Regionen Jupiter, Palm Beach Gardens und Tequesta in Florida.

Die Porsche European Open als finale Quali für die U.S. Open

LASERN ERLAUBT Die PGA of Ame- rica hat bekannt gegeben, dass so- wohl bei der PGA Championship auf Kiawah Island vom 20. bis 23. Mai 2021 als auch bei der Senior PGA Championship sowie der KPMG Women’s PGA Entfernungsmesser erlaubt sein werden. Eine durch- aus überraschende Meldung. Das Ziel liegt auf der Hand: schnelleres Spiel. Die Reaktionen sind geteilt.

WECHSEL Die PGA of America hat den Southern Hills CC zum Austra- gungsort der PGA Championship 2022 ernannt. Zwei Wochen zuvor zog die Organisation die Reißleine und entschied angesichts der Ein- flussnahme des damaligen US-Prä- sidenten Donald Trump bei der Ka- pitol-Erstürmung, das Majorturnier nicht wie geplant im Trump Natio- nal GC in Bedminster auszutragen.

REGELÄNDERUNG Die LPGA Tour hat ein Einsehen, auch wenn sich Sophia Popov nichts davon kaufen kann. Die Deutsche gewann letzten Sommer die Women’s Open, konnte aber aufgrund ihres Status keine Punkte für die Saisonwertung sam- meln. Zudem bekam sie lediglich für zwei Jahre die LPGA Tour-Karte. Ab dieser Saison gilt: Punkte zählen und Mitgliedschaft für fünf Jahre.

VERKAUF Laut NYTimes plant KPS Capital Partners, den Golfausrüster TaylorMade zu verkaufen. KPS er- warb die Marke im Mai 2017 von der Adidas AG für 425 Mio. erweisen, soll ein neuer Deal doch einen Wert von mehr als zwei Mrd. Dollar haben. 3 Dollar. Der Kauf könnte sich als Schnäppchen

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Der etwas andere Tribut an Tiger Woods, 25 Jahre „Happy Gilmore“ und die im Jahr 2021 dominierenden Korda-Schwestern – die Höhepunkte aus den sozialen Medien. TWEET IT!

Während die Golfwelt den verunfallten Golf- Superstar Tiger Woods mit roten Hemden ehrt, hält es Eddie Pepperell lieber mit einem Glas Rotwein.

Schalke-Fan Caro Masson ist ab sofort Botschafterin der Dortmunder Vereinigung Kinderlachen.

Der für jeden Spaß zu habende Schwede Henrik Stenson präsentiert sich als Vorzeige- Familienvater.

Brooks Koepka trinkt auf den Sieger des Super Bowl 2021, die Tampa Bay Buccaneers.

Golf’s First Family hat Grund zum Feiern: Die ersten beiden LPGA-Turniere im Jahr 2021 gingen an Jessica und Nelly Korda.

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Zum 25-Jahr-Jubiläum des Kult-Streifens „Happy Gilmore“ zeigt Adam Sandler, dass er es immer noch drauf hat.

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10 zehn brennendsten Fragen für 2021 zu beantworten. HIGHLIGHTS 2021 Dieses Jahr könnte das größte Golfjahr aller Zeiten werden, mit Top-Events in fast jedem Monat sowie Majors, Gold und Ruhm, die sich über den Kalender verteilen. Der Zeitplan wird aber auch so manches Gesprächsthema aufwerfen. Versuchen wir also, die GOLF TIME | 1-2021 www.golftime.de

COVER | AUSBLICK 2021

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WIRD 2021 DAS GRÖSSTE GOLFJAHR ALLER ZEITEN? 1 D ieses Jahr verspricht wirklich einiges – und das nicht nur, weil Ryder Cup und Solheim Cup im Abstand von nur drei Wochen stattfinden. Da sind auch noch Kleinigkeiten wie der zweite Auf- tritt des Golfsports bei den Olympischen Spielen seit 1904, die Rückkehr der Open Championship und gleich drei Tour-Events auf deutschem Boden (Porsche European Open, BMW International Open sowie die neu ins Leben gerufene German Challenge). Damit Sie den Überblick behalten, haben wir die wichtigsten Daten für Sie nebenan zusammen- gefasst, einschließlich aller neun Majors für Männer und Frauen. Damit Sie genau wissen, wann Sie Ihre freien Tage buchen müssen – und es sich auf dem Sofa vor Ihrem Fernseher gemütlich machen können…

15. – 18. Juli Euram Bank Open 22. – 25. Juli

11. – 14. März The Players Championship

24. – 28. März WGC-Match Play 1. – 4. April

Evian Championship 29. Juli – 1. August Olympic Men’s Golf Competition 4. – 7. August Olympic Women’s Golf Competition 5. – 8. August WGC-FedEx St. Jude Invitational 19. – 22. August Women’s Open 2. – 5. September Tour Championship 4. – 6. September Solheim Cup 9. – 12. September BMW PGA Championship 9. – 12. September German Challenge 24. – 26. September Ryder Cup 28. – 31. Oktober WGC-HSBC Champions 18. – 21. November

ANA Inspiration 8. – 11. April The Masters 20. – 23. Mai PGA Championship 3. – 6. Juni Porsche European Open 3. – 6. Juni U.S. Women’s Open 17. – 20. Juni U.S. Open 24. – 27. Juni Women’s PGA Championship 24. – 27. Juni BMW International Open 15. – 18. Juli The Open Championship

DP World Tour Championship

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GIBT ES MAL WIEDER EINEN EUROPÄISCHEN MAJOR-SIEGER? 2

COVER | AUSBLICK 2021

A lle drei Major-Sieger 2020 (die Open Championship wurde ja angesichts des Coronavirus abge- sagt) stammen aus den USA. Mit Collin Morikawa (PGA Championship) und Bryson DeChambeau (U.S. Open) gab es zwei Premierensieger und auch der Weltrang- listen-Erste Dustin Johnson sicherte sich beim Masters erst seinen zweiten Major- Titel. Für die Europäer gab es in den letzten Jahren wenn, dann meist nur bei der Open Championship etwas zu holen. 2019 siegte der Ire Shane Lowry in Portrush vor heimi- schem Publikum. Im Jahr davor schrieb Francesco Molinari mit seinem Sieg in Carnoustie italienische Sportgeschichte. Insofern wird sich der europäische Blick ganz besonders im Juli gegen Royal St. George’s richten, wo die diesjährige Open stattfindet. Vor zehn Jahren, als zuletzt auf

dem traditionellen Links-Course in Süd- england gespielt wurde, krönte der Nordire Darren Clarke mit dem ersten und einzigen Major-Sieg seine illustre Karriere. Royal St. George’s ist immer für einen Über- raschungssieger gut, man denke nur an Ben Curtis im Jahr 2003. Obwohl die Amerikaner mit Johnson, Koepka, DeChambeau oder Morikawa bei allen vier Majors in diesem Jahr zu favorisieren sind, gibt es aus europäischer Sicht auch einige heiße Anwärter auf einen Coup. Besonders der Spanier Jon Rahm, aktuell Nr. 2 der Welt, der norwegische Shootingstar Viktor Hovland oder der immer für eine Überraschung gute Eng- länder Tyrrell Hatton. Oder schafft gar Martin Kaymer die Sensation und holt nach PGA Championship (2010) und U.S. Open (2014) einen dritten Major-Titel?

DAS SIND DIE VIER MAJORS

The Masters Augusta, Georgia Datum 8. – 11. April Par 72 Yardage 7,475 Preisgeld $ 11.5 Millionen Titelverteidiger Dustin Johnson Das erste Major des Jahres kehrt zu seinem traditionellen April-Termin zurück und wird die Rückkehr des Par-3-Events sowie der Fans (limitiert) sehen. Lee Elder, der erste Farbige, der beim Masters spielte, wurde bereits eingeladen, sich Jack Nicklaus und Gary Player als Ehrenstarter anzuschließen, und es wird immer noch darüber diskutiert, ob sie den 13. Abschlag zurücksetzen.

PGA Championship Kiawah Island, South Carolina Datum 20. – 23. Mai Par 72 Yardage 7,848 Preisgeld $ 11 Millionen Titelverteidiger Collin Morikawa Am bekanntesten wohl für die Austragung des „War on the Shore“ Ryder Cups 1991, verläuft Kiawahs Ocean Course auf einem Band aus Sanddünen, die sich entlang des Atlantischen Ozeans erstrecken. Laut Designer Pete Dye ist der Charakter nahezu identisch mit den meisten Open Championship-Austragungs- orten. „Es gibt keinen anderen Golf- platz, der so viele Löcher am Meer hat.“

U.S. Open Torrey Pines (South Course), California Datum 17. – 20. Juni Par 71 Yardage 7,643 Preisgeld $ 12.5 Millionen Titelverteidiger Bryson DeChambeau Das letzte und einzige Mal, dass Torrey Pines ein Major ausrichtete, war 2008, als Tiger Woods auf denkwürdige Weise die U.S. Open auf einem Bein gewann. Der South Course in Torrey Pines präsentiert sich im neuen Look, wurde er doch für 14 Mio. US-Dollar überarbeitet, wovon die Spieler Ende Januar bei den Farmers Insurance Open einen ersten Eindruck bekamen.

Open Championship Royal St. George’s, Kent Datum 15. – 18. Juli Par 70 Yardage 7,204 Preisgeld $ 10.75 Millionen Titelverteidiger Shane Lowry Nach zweijähriger Wartezeit wird Shane Lowry den Claret Jug bei den mit Spannung erwarteten 149. Open endlich verteidigen. Royal St. George’s ist nach wie vor der einzige Open- Schauplatz in Südengland und wurde von Ian Fleming, dem Schöpfer von James Bond, unter dem Namen „Royal St. Marks“ in seinem Roman „Gold- finger“ von 1959 verwendet. Einfach gesagt, wir können es kaum erwarten.

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3 as wird eine harte Nuss und ist seit Start des Sol- heim Cups im Jahr 1990 nur einmal vorgekommen. Aber es gibt viel Grund zum Optimismus – und das nicht nur, weil Catriona Matthew erneut in die Rolle als europäische Kapitänin schlüpft, nachdem sie das Team 2019 zum Sieg geführt hat. D

KANN EUROPA DEN SOLHEIM CUP AUF US-BODEN VERTEIDIGEN?

wonnene Überzeugung, dass die Spielerinnen in der Lage sind, die Herausforderung in den USA zu meistern. „Es gibt keinen Grund, warum wir in Amerika nicht gewinnen können“, sagt Captain Catriona. „Wir haben ein gutes Team, dessen Kern derselbe ist wie beim letzten Mal.“ EUROPAS POSTFRAU Wie ihr Woburn-Kollege Ian Poulter liefert auch Charley Hull immer im alle zwei Jahre stattfin- denden Kampf gegen die USA ab. Und wie „Postman Poults“ ist sie eine wichtige Inspirationsquelle für ihre europäischen Kollegin- nen. Hull hebt sich ihr bestes Golf stets für das Drama Matchplay auf und hat in vier Solheim Cups nur drei Niederlagen bei 15 Ein- sätzen hinnehmen müssen. Von den aktiven Spielerinnen wird ihr 70-prozentiger Gewinnrekord nur von der Französin Céline Boutier übertroffen, die bei ihrem Debüt im Jahr 2019 vier Punkte aus vier Partien erzielte.

Solheim-Debüt im Jahr 2017 kom- plett verloren, und 2019 wurde die Dänin nicht einmal für das Team in Betracht gezogen. 2020 kam sie aber stärker denn je zurück und dominierte die LET. Sie gewann die Order of Merit und war die erste Spielerin seit über 30 Jahren, die drei Events hintereinander ge- winnen konnte. „Es zeigt einfach großartigen Charakter, zurück- zukommen“, sagte Matthew. „Sie hat die Erfahrung, schon gespielt zu haben, und sie weiß, was sie erwartet. Sie wird dieses Mal viel kompletter und besser darauf vor- bereitet sein.“ SECHS WILDCARDS Anders als ihr US-Gegenüber Pat Hurst, die nur zwei Wild- cards zur Verfügung hat, kann Captain Matthew die Hälfte ihres Teams auswäh- len, was Europa im Inver-

mit ihrer Wahl von Suzann Pettersen im Jahr 2019 bewiesen, wie wertvoll ein Captain’s Pick sein kann. Die Norwegerin sorgte für wichtige zusätzliche Erfah- rung und lochte am Ende den ent- scheidenden Putt. DEUTSCHE POWER Das europäische Team wird aller Voraussicht nach auch wieder mit deutscher Frauenpower ver- stärkt werden. Caroline Masson war wichtiger Bestandteil der letzten vier Teams und hat auch dieses Mal wieder gute Chancen. Und Women’s Open Champion Sophia Popov, die seit ihrem his- torischen Major-Sieg im Vorjahr auf Wolke 7 schwebt, sollte ihr viel beachtestes Solheim Cup- Debüt geben. Neben Popov konnten auch die Englän- derinnen Georgia Hall und Mel Reid nach dem Lock- down-Restart erstmals

JOKER IM GEPÄCK Erfahrung zählt enorm, und in Catriona Matthew wissen die Europäerinnen eine Veteranin von 10 Solheim Cups, davon neun als Spielerin, an ihrer Spitze. Da sie immer noch selbst bei LET- Events teilnimmt, hat Matthew den Vorteil, alle ihr zur Verfügung stehenden Spielerinnen zu ken- nen. Dabei wird sie 2021 erneut von Laura Davies, Kathryn Imrie und Suzann Pettersen als ihren Vize-Captains unterstützt. Aber den entscheidenden Unterschied könnte die Form der 24-jährigen Emily Kristine Pedersen aus- machen. Diese ging nach dem

ness Club in Ohio einen deutlichen Vorteil ver- schaffen könnte. Im- merhin hat Matthew

auf der LPGA Tour gewinnen. Es gibt daher eine neu ge-

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4 ie Antwort scheint jetzt ziemlich offen- sichtlich „Nein“ zu wir zunehmend besorgt. DeChambeaus Lockdown- Muskelaufbau und die aufge- pimpte Schwunggeschwindig- keit brachten eine Reihe von Golfbeobachtern verständ- licherweise ins Schwitzen. Bei der Charles Schwab Challenge im Juni lachte er den vielen Doglegs des Colo- nial Country Club direkt ins Gesicht. „Ich möchte sie obso- let machen“, gab er zu. Bei der Rocket Mortgage Classic im Juli inkludierte sein 3-Schläge- Vorsprung-Sieg einen 232- Yarder aus dem Rough auf das Grün – mit einem 8er-Eisen! „Es tut mir leid, Mr. Ross, ich wollte nicht die ganze Zeit über diese Bunker schlagen“, lachte er, nachdem er den von Donald Ross designten Detroit GC der Lächerlichkeit preisgegeben hatte. Und bei den U.S. Open im September kam die ultimative Bestätigung: DeChambeau gewann sein erstes Major, D sein, aber für ein paar Wochen vor dem Masters – als Bryson DeChambeau damit drohte, neue Wege in Augusta auf dem Weg zu einem Rekordge- winn zu beschreiten – wurden

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HAT BRYSON DECHAMBEAU DAS ZEUG ZU DOMINIEREN?

Die Neuerfindung von DeChambeau stach mitten ins Herz der Distanzdebatte. Ist dies wirklich der Weg, wie sich das Golfspiel entwickeln soll? Die Puristen beklagten sich, als DeChambeau Augusta mit seiner Power zerreißen wollte, bis ein 63-jähriger Deutscher mit einem viel langsameren Schwung uns alle daran er- innerte, dass es mehr als eine Möglichkeit gibt, das Spiel zu spielen (auch wenn das Green Jacket dennoch an einen Bomber ging). Bryson DeChambeau mag für viele dieser Puristen der Trottel sein, aber er ist einfach die nächste Stufe der Entwick- lung des PGA Tour-Spielers. Seit Tiger Ende der 90er-Jahre ist kein Spieler mehr so anders angekommen als alle, die man zuvor gesehen hatte. Sein Ansatz hat das Spiel komplett verändert, Brysons Blaupause ist nur die nächste Stufe – und das alles innerhalb der Regeln. Gut oder schlecht für das Spiel? Das hängt wahrschein- lich von ihrer Altersgruppe ab. Glücklicherweise scheint jetzt aber klar zu sein, dass DeChambeau trotz aller ihm zur Verfügung stehenden Waffen nicht jedes Mal gewin- nen wird, wenn er am Abschlag steht. „Würden wir einen Long Drive Wettbewerb bestreiten, gewänne Bryson jedes Mal“, sagte Ian Poulter. „Aber das tun wir nicht. Wir spielen ein ganz anderes Spiel als das.“

obwohl er nur 23 von 56 Fair- ways traf, der niedrigste Wert aller U.S. Open-Champions, wobei seine durchschnittliche Entfernung vom Abschlag (325 Yards) die weiteste von allen vergangener Champions war.

5 WIE ENDET DAS HEISSE THEMA DISTANZ?

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träumen können. Die einfachste Lösung wäre, ein anderes Regel- werk für Profis einzuführen, aber selbst das wird wahrscheinlich nicht allen gefallen, nicht zuletzt den Traditionalisten, die glauben, dass der USP des Golfsports darin besteht, dass Amateure dieselbe Ausrüstung verwenden und nach denselben Regeln spielen. Der aktuelle Distance Insights-Report von USGA und R&A sollte bald mehr enthüllen. Jedoch wird es aufgrund von Unentschlossenheit wohl Jahre und nicht Monate dauern, bis Ver- änderungen genehmigt werden.

Moment ist alles noch Gerede und keine Aktion sichtbar. Letztes Jahr forderte Martin Slumbers vom R&A die wichtigs- ten Stakeholder des Spiels auf, zusammenzukommen und „das Richtige zu tun“ – aber hier liegt das größte Problem. Schläger- und Ballhersteller zögern weiter- hin, Veränderungen zu akzep- tieren, wenn dies bedeutet, ihre Ausrüstung nicht auf noch mehr Weite bringen zu dürfen, wäh- rend die professionellen Touren argumentieren, dass die Fans da- für bezahlen, dass Spieler Drives schlagen, von denen sie nur

ugusta National behaup- tet, an einem „Scheide- weg“ angekommen

zu sein, während die beiden Leitungsgremien bereits ihre Absicht bekundet haben, die Fortschritte in der Schläger- und Balltechnologie einzudämmen, um zu verhindern, dass Plätze als überholt gelten. Dies könnte zu einer weiteren Regeländerung für Ausrüstung führen oder dazu, dass möglicherweise lokale Regeln für bestimmte Plätze und Wettbewerbe wie das Masters eingeführt werden, um Bryson & Co. einzubremsen. Aber im

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ie USA scheinen ihre Produktionsstätte zur Schaffung junger Major-Sieger perfektioniert zu haben, aber was ist mit dem Rest der Welt? Wir schauen in die Kristallkugel und sehen rosige Zukunfts- aussichten für diese talentierten Nachwuchsasse… WER SIND DIE POTENZIELLEN NÄCHSTEN SUPERSTARS? D

WERDEN DJ & CO. DIE WEITEN VON BDC JAGEN?

Sam Horsfield Alter 24 Nationalität England Von Ian Poulter als große Zukunftshoffnung geadelt, nachdem er ihn in einem 9-Loch-Match im Alter von 14 Jahren geschlagen hatte. Der in Manchester geborene Horsfield unterstrich sein Potenzial, als er sich als 18-jähriger Amateur für die U.S. Open qualifizierte. 2017 gewann er sechs Monate nach seinem Wechsel ins Profilager die Final Stage der Q-School mit acht Schlägen Vorsprung. Letzten Sommer sicherte er sich bei den Hero Open seinen ersten European Tour-Titel und gewann nur zwei Wochen später erneut beim Celtic Classic. Wayne Riley verglich ihn mit einem jungen Brooks Koepka – großes Lob in der Tat. Rasmus Højgaard Alter 19 Nationalität Dänemark Højgaard wurde erst Anfang 2019 Profi, jedoch bereits von Thomas Björn als „Komplettpa- ket“ bezeichnet, nachdem er mit nur 18 Jahren der drittjüngste Spieler war, der bei den Mauri- tius Open 2019 auf der European Tour gewann. Die Tatsache, dass er bei seinem 15. Start bereits einen zweiten Titel hinzufügte, blieb selbst Ryder Cup-Kapitän Padraig Harrington nicht ver- borgen, zumal er damit die UK Swing Order of Merit anführte. Sein identischer Zwillingsbruder Nicolai spielt ebenfalls auf der Tour und wurde bei den KLM Open 2019 Zweiter. Winkt da gar eine zukünftige Ryder Cup-Part- nerschaft?

Sami Välimäki Alter 22 Nationalität Finnland

Robert MacIntyre Alter 24 Nationalität Schottland MacIntyre ist ein Lichtblick, seit er im Jahr 2019 mit einem sechsten Platz bei The Open und drei zweiten Plätzen auf der European Tour die Szene im Sturm eroberte. Zu Recht wurde er im selben Jahr zum Sir Henry Cotton Rookie of the Year ge- wählt. Letzten November holte er im Aphrodite Hills Cyprus seinen ersten Titel und durchbrach Anfang 2021 erstmals die Top 50 der Welt. Könnte es sein, dass Schottland endlich einen Nach- folger für Monty gefunden hat? Sein neuer Caddy Mike Thomson könnte ihm dabei helfen. „Er hat die Siegermentalität, die ich wollte“, sagt Robert MacIntyre. „Wir haben keine Angst, die Welt zu erobern.“

Obwohl als Amateur ein Serien- sieger, verzögerte Välimäki den Wechsel ins Profilager, um den Militärdienst zu absolvieren. Im Anschluss daran hatte er sofort Erfolg. Anfang 2019 konnte er bei seinem ersten Start auf der Pro Golf Tour gleich gewinnen und wurde kurz danach schon zur Challenge Tour befördert, bevor er wenige Wochen später die European Tour Q-School erfolgreich abschloss. Seine erste ET-Saison beendete er mit sieben Top-10-Platzierungen, darunter einem Sieg bei den Oman Open bei seinem erst sechsten Start. Er wurde als Sir Henry Cotton Rookie of the Year ausgezeichnet und gesellte sich damit in eine Reihe mit Faldo, Koepka oder Rahm.

ie Frage ist nicht mehr ob, son- dern wann die besten Spieler der Welt Brysons Beispiel folgen und mit Driverschäften zu flirten beginnen, wie sie eher bei Long Drive-Wettbe- werben anzutreffen sind. Einige haben bereits begonnen. Phil Mickelson etwa hat jahrelang der Weite Vorrang vor der Genauigkeit eingeräumt und war neben Adam Scott und Dylan Frittelli einer von drei Spielern, die beim Masters zu einem längeren Schaft wechselten. Viktor Hovland und Eddie Pepperell haben ebenfalls einen 48-Inch-Driver getestet, die nach den Regeln des Golf- sports maximal zulässige Länge für einen Driverschaft. Laut Tour-Vertretern expe- rimentieren eine Reihe anderer Golfer mit Schäften, die bis zu drei Zoll länger sind als Standard. TaylorMade gab bekannt, dass Dustin Johnson vor dem Masters nicht nur einen 47-Inch-SIM-Driverschaft getestet, son- dern während einer Trainingsrunde in Augusta in die Tasche gesteckt hat, was ihm zehn Meter mehr Weite brachte. Der einzige Grund, warum er ihn nicht im Turnier einsetzte, war, dass dies sein Timing mit anderen Schlägern in der Tasche beeinflusste hätte. Ein Punkt, den Sie vielleicht auch in Betracht ziehen sollten. „Ich würde sagen, 90 Prozent der heute in den Läden verkauften Driver sind für die meisten Spieler zu lang”, sagt der Clubmaker Tom Wishon von Wishon Golf. „Die von den meisten Unternehmen angebotene Standard-Driverlänge von 45,5 bis 46,5 Zoll ist für die meisten Golfer zu lang und vereitelt, dass sie ihr maximales Potenzial für Distanz und Genauigkeit erreichen. Ich baue sehr sel- ten Driver mit 46 Zoll und es gibt immer noch einen sehr guten Grund, warum die durchschnittliche Driverlänge auf der PGA Tour 44,5 Zoll beträgt, nicht 45,5 oder 46,5.“ Länger scheint also nicht immer besser zu sein!

Will Zalatoris Alter 24 Nationalität USA

Takumi Kanaya Alter 22 Nationalität Japan

OK, noch ein Amerikaner. Als ehemaliger Walker Cup-Team- kollege von Collin Morikawa wurde der Longhitter aus San Francisco 2018 Profi und machte sich letztes Jahr einen Namen, nachdem er auf der Korn Ferry Tour einmal gewonnen und zehn Top10-Resultate in 16 Starts aufzuweisen hatte. Er konservierte diese Form auch auf der PGA Tour, wo er nach einer bemerkenswerten Reihe von Ergebnissen, einschließlich des sechsten Platzes bei den U.S. Open, schlaggleich mit Dustin Johnson, mittlerweile in die Top 50 der Welt vorgestoßen ist und nun für die WGCs und Majors qualifiziert ist.

Vielen asiatischen Spielern wurde eine große Zukunft vor- hergesagt, doch Kanaya scheint nun „the real deal“ zu sein. Er stand 55 Wochen lang an der Spitze des World Amateur Ran- kings und schaffte den Cut beim Masters 2019. Er siegte bei der Asia-Pacific-Amateur Champion- ship und war 2019 erst der vierte Amateur in der Geschichte, der auf der Japan Golf Tour gewann. Bei seinem dritten Start als Profi fügte er beim Dunlop Phoenix- Event im vergangenen Novem- ber einen zweiten Sieg hinzu. Er ist bereits für die Open qualifi- ziert und sein nächstes Ziel ist es nun, seinen Status als European Tour-Mitglied zu sichern.

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8 S tatistisch gesehen gewinnt das Auswärtsteam sehr selten in Übersee. In den letzten 24 Jahren passierte dies nur zweimal, und in beiden Fällen waren es die Europäer, die sich den Erwartungen widersetzten und die Nase vorn hatten. Es gibt also durchaus Grund, optimistisch zu sein. Jedoch herrscht Einigkeit darüber, dass es wohl ein weiteres „Wunder“ braucht, um dieses Jahr eine Wiederholung zu schaffen. Nicht zuletzt, weil das US-Team mit Major-Siegern vollgepackt sein wird, während die Europäer ein wenig das Ge- fühl haben, ein Team im Übergang zu sein. Ein Blick auf die aktuelle Weltrangliste zeigt sieben Amerikaner in den Top 10, KÖNNEN UNSERE JUNGS DEN RYDER CUP IN DEN USA WIEDER VERTEIDIGEN? COVER | AUSBLICK 2021

und blickt man bis Platz 19, könnte man bereits einen gesamten 12-Mann-Kader aufstellen. Im Gegensatz dazu sind nur sechs Europäer (Jon Rahm, Tyrrell Hatton, Rory McIlroy, Viktor Hovland, Matt Fitzpatrick und Paul Casey) in den Top 20, und man muss schon bis zu Sergio García auf Platz 41 scrollen, bevor man den 12. Platz in Europa komplettiert. Das letzte Mal, dass es – zumindest auf dem Papier – eine so große Talentlücke gab, war 2016,

und Europa wurde in Hazeltine mit 17:11 nach Hause geschickt. Ein Mangel an Zuschauern könnte diesmal den Heimvorteil zunichtemachen, aber Kapitän Steve Stricker wird immer noch den Vorteil haben, das Setup des Platzes zu bestimmen, um seine Spieler zu begünstigen, so wie es Thomas Björn 2018 mit großer Wirkung getan hat. Aber genau wie in Paris ist für die US- Amerikaner nach wie vor wohl die größte Herausforderung, ob sie als Team zusammenfinden können. Es ist kein Geheimnis, dass Bryson DeChambeau und Brooks Koepka nicht miteinander auskommen, aber wie steht’s mit Koepka und Dustin Johnson? Seit

WELCHE FORM NEHMEN DIE BEIDEN TEAMS AN? Die USA sehen sehr stark aus. Die Europäer nicht ganz so. Die Entscheidung, den europäischen Quali- fikationsprozess bis zum neuen Jahr anzuhalten, war zwar verständlich, aber auch ein wenig unfair gegenüber Turniersiegern wie Viktor Hovland oder Matt Fitzpatrick, die sich aber dank starker Leistungen mittlerweile schon ins provisorische Team gespielt haben. Österreichs Bernd Wiesberger kämpft aktuell mit der Form und fiel vorerst aus der Runde der fix Qualifizierten. Von den deut- schen Spielern wie Martin Kaymer bedarf es einer Leistungs-Explosion, um es noch nach Whistling Straits zu schaffen. Auf US-Seite hat Kapitän Steve Stricker erstmals sechs Wildcard-Picks zur Auswahl. Harrington bleibt bei drei, obwohl er es möglicher- weise bedauert, dass erfahrene Köpfe wie Rose, Poulter, García, Stenson und Francesco Molinari in der Rangliste noch hinterherhinken.

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