GOLF TIME 1/2021

TRAINING | SPORTPHYSIO

DR. MED. NORBERT DEHOUST Lehrstellenleiter der deutschen Gesell- schaft für Manuelle Medizin (MWE) und der österr. Arbeits- gemeinschaft für Manuelle Medizin (ÖAMM), Hcp –4,1

„BODYBUILDER“-GOLF? POWER Muss man aussehen wie DeChambeau, um einen langen Ball zu schlagen? Goosen beweist das Gegenteil – keine Drivemaschine und trotzdem lang.

S chon bei Tiger Woods und später auch bei Rory McIlroy hat sich der Trend zum Athletik-Training im Golfsport abgezeichnet. Län- genentwicklung durch gezielten Muskelaufbau und die Entwick- lung in der Golfschlägertechno- logie tat ein Übriges, um die Ent- fernungen zumGrün schrumpfen zu lassen. Schließlich war es auch bei Amateuren enorm sexy, einen endlos langen Drive zu schla- gen und die Mitspieler „kurz“ zu lassen.

Spätestens bei der Metamorphose von Bryson DeChambeau vom schlanken jungenMannmit 88 kg Körpergewicht zu einer Drive- maschine von Bodybuilder- format mit 108 kg Körpergewicht. 20 Kilo Gewichtszunahme sind für einen Körper, der bei einer ausgewogenen Ernährung eine normale Gewichtsentwicklung durchschritten hat, kein Pappen- stiel, das betrifft nicht zuletzt die Belastung der Gelenke und des Bindegewebes, die einen zusätz- lichen Rucksack von 20 kg mitzu-

die beste ist. Dies hat auch Tiger Woods leidvoll erfahren, der in seiner Karriere viele Operationen an seinem Bewegungsorgan er- leben musste. Einige von denen wärenmöglicherweise durch einen adäquateren Umgang mit Trai- ningsintensitäten vermeidbar ge- wesen, was seiner langfristigen Performance sicher nicht gescha- det hätte. Dass man langfristig auch ohne massiven Muskelaufbau einen sehr langen Ball schlagen kann, beweist Retief Goosen auf der Champions Tour, der Tour der über 50-Jährigen, mit einer Durchschnitts-Drivelänge von 300 Yards; im Vergleich zu Bryson DeChambeaus 324 Yards ein durchaus respektabler Wert für einen Golfer im Alter von 52 Jahren (!), der nach eigener Aussage statt auf Protein Shakes lieber auf ein Glas seines guten Goosen-Weins vertraut (keine allgemeine Ernährungsempfeh- lung). Bei Retief Goosen entwickelt sich die hohe Schlägerkopfgeschwin- digkeit aus der hervorragenden Kopplung der Abschwungbewe- gung, gestartet vom Unterkörper mit schneller Hüftrotation, die alles andere wie von selbst folgt, bei optimal gehaltenen Körper- winkeln. Diese Abfolge können auch Amateurgolfer in ihren Trai- ningsplan einbauen, indem sie versuchen, den Abschwung durch eine schnelle Beckenrotation zu starten. GT

schleppen haben. Das mag junge Golfer nicht besonders stören, aber beim Älterwerden kann sich das rächen, da insbesondere die Entwicklung zu degenerativen Gelenkerkrankungen und Ab- nützungsfolgen sich oft nicht mit Frühwarnzeichen ankündigen. Aber auch in mittleren Alters- klassen machen sich die Über- lastungen durch Gewichtszunah- me und übermäßige Trainings- intensitäten bemerkbar, insbe- sondere wenn die Stabilität des Bindegewebes anlagebedingt nicht

INFO info@mbz-herrsching.de

TRAINING Beckenrotationsdrill bei gehaltenen Körperwinkeln mit dem Baseballschläger am Impact Bag

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GOLF TIME | 1-2021

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