GOLF TIME 1/2021

FITTING BLOG

MARCO BURGER Der ehemalige

Plus-Handicapper hat Human Factors Engineering an der TU München studiert und ist einer der Gründer von HIO-Fitting

Der Dreh an der Schraube

FITTING Die Experten von HIO Fitting in München über die Verstellmöglichkeiten moderner Driver und die Gefahren, die das Drehen an der Schraube mit sich bringt.

V iele moderne Driver verfügen über ein verstellbares Hosel, das den Schaft mit dem Schlä- gerkopf verbindet. Manche Hersteller wollen darüber er- möglichen, die Schlagflächen- neigung (Loft) des Schlägers verstellen zu können, um so den Ballflug optimal einzu- stellen und einen zu hohen Ballflug flacher oder umgekehrt einen zu flachen Ballflug höher zu machen. Viele Golfer machen von diesem Tool auch gerne Gebrauch. Oft allerdings ohne zu wissen, dass man über den Loft auch gleichzeitig den Lie – Winkel zwischen der Horizontalen und dem Schaft – sowie die Schlagflächenstellung – offen und geschlossen – mit verstellt. Dadurch kann es im schlimmsten Fall durch ein selbst- ständiges Verstellen am Hosel dazu kommen, dass genau das Gegenteil davon erreicht wird, was der Spieler eigentlich wollte. Für viele Slice-geplagte Spieler, deren typi- scher Fehlschlag aus einer zu weit geöffneten Schlagfläche entsteht und in einem hohen Ballflug resultiert, der nach rechts abdreht und stark an Länge verliert, wäre es beispiels- weise logisch, den Loft zu verringern, um den Ballflug flacher zu halten und mehr Länge zu generieren. Allerdings wird über die Redu- zierung des Lofts (z. B. von 10 auf 9 Grad) die Schlagfläche im Verhältnis geöffnet und zeigt damit in der Ansprechposition eher nach rechts. Für den oben genannten Spielertyp wäre das also – auch wenn es auf den ersten Blick logisch erscheint – die denkbar un- günstigste Lösung. Deutlich besser wäre für einen „Slicer“ dagegen, den Loft am Hosel zu erhöhen und darüber die Schlagfläche zu schließen. Gleichzeitig wird über die Ver- stellung des Lofts auch der Lie-Winkel ver- ändert.

mit dem jeweiligen Trainer/Fitter absprechen. Wenn sich etwas in der Technik verändert, sollte der Fitter des Vertrauens der erste Ansprechpartner sein. Nur so kann man sicher- stellen, dass der Schläger immer optimal zum Spieler passt. Unser Fazit: Die Verstellmöglichkeiten sind ein sehr wertvolles Tool, das jedoch mit Bedacht genutzt werden soll. Auch eine ständige Ver- änderung ist aus unserer Sicht ohne erneutes Fitting nicht zu empfehlen. Fun Fact: Gerade Leftys sollten bei verstell- baren Hosels aufpassen. Wir haben es schon mehrfach erlebt, dass Hersteller aus Versehen ein Hosel für Rechtshänder in Linkshand- Schläger eingebaut haben. Diese benötigen aber ein gespiegeltes Hosel und können sich dann überhaupt nicht mehr darauf verlassen, was am Hosel eingestellt ist. GT

starten (über einen aufrechteren Lie-Winkel) und die Kurve nach rechts weiter verstärken. Also genau das, was der Spieler beim Verstel- len reduzieren wollte. Eine nützliche Funktion am Rande wäre die Einstellung des Lofts je nach Witterungs- bedingungen. Hat es viel geregnet und der Platz ist feucht, so kann etwas mehr Loft die Carry-Weite verbessern und vice versa. Auch das Golfplatz-Layout kann in die Entscheidung mit einfließen – spiele ich einen sehr schma- len und eher kurzen Golfplatz, so kann mehr Loft die Sicherheit steigern und womöglich in mehr Fairwaytreffern resultieren. Grundsätzlich sollte die ideale Einstellung am Hosel in einem professionellen Fitting heraus- gefunden werden, bei dem diverse Optionen ausprobiert und miteinander verglichen wer- den können. Einmal gefunden, sollten Golfer nur mit wirklichem Grund die Einstellung verändern und diese zur Sicherheit immer

Im oben beschriebenen Fall könnte durch das Verändern des Lofts der Ball dann weiter links

INFO www.hio-fitting.de

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