GOLF TIME 2/2018

TRAINING | SPORTPHYSIO

DR. CHRISTIAN HAID Biomechaniker, Universitätsklinik Innsbruck

DER VORTEIL EINER SCHWIERIGEN SPORTART M it zunehmendem Alter sinkt unsere Leistungsfähigkeit, im Golf kann sie jedoch steigen. Konnten wir früher 60 kg anheben, sind es

dürfen wir nicht einfach nachmachen, was wir „vermeintlich“ sehen, wir müssen wissen, um welche Bewegungsdetails es geht und was wir dabei fühlen sollen. Wer auf bewussten Kraft- einsatz verzichtet und sich mit Geduld in den Schwung „hineinfühlt“, wird Erfolg haben. Andernfalls geht man beim Golf den gleichen Weg wie in den meisten anderen Sportarten, und man wird jedes Jahr schlechter.

Die physikalischen Gesetze betreffen haupt- sächlich die Drehmomententstehung und die dabei ausgenützte Zentrifugalkraft des Schlägerkopfes auf seiner „Kreisbahn“. Be- trachtet man die Physik des Golfschwungs genauer, dann wird einem sehr schnell klar, dass wir unsere Energie falsch einsetzen und deshalb keine großen Schlägerkopf- geschwindigkeiten erreichen. Wir müssen unser geprägtes Bewegungsmuster des instink- tiven Zuschlagens überwinden und einfache Übungen so lange durchführen, bis neue Bewegungsabläufe automatisiert sind. Das Training erfordert nicht schweißtreibenden Krafteinsatz, sondern bewusstes Bewegungs- wahrnehmen und die Entwicklung koordina- tiver Fähigkeiten. Da ist Geduld und Anlei- tung notwendig, aber der Erfolg ist uns sicher. Die Bewegungsmöglichkeiten unseres Kör- pers erlauben fast jedem einen sehr guten Golfschwung. Wir müssen uns nicht verbie- gen, und ein guter Golfschwung wirkt fast schon wie eine therapeutische Übung für die Wirbelsäule. So wird der Golfschwung zwar selten gelehrt, aber inzwischen habe ich an sehr vielen „Patienten“ bewiesen, dass der Golfschwung sehr geringe Belastungen verur- sacht und als Gesundheitstraining eingestuft werden kann. Nun liegt es an Ihnen, den üblichen Weg des Leistungsverlustes zu gehen, oder doch die Chance wahrzunehmen, dass Golf eine Sportart ist, in der die besten Leistungen noch vor uns liegen. Im Golfschwung nützen wir Impulserhal- tung, Drehmomente und die Zentrifugal- kraft. Wir müssen lernen, diese Effekte zu spüren, dann erreichen wir mit geringem Krafteinsatz sehr hohe Schlägerkopfgeschwin- digkeiten. GT

jetzt nur noch 40 kg, wanderten wir früher 450 Höhenmeter in der Stunde, schaffen wir jetzt nur noch 300. Das ist normal und wir müssen uns damit abfinden. Durch Training können wir diesen Prozess verlangsamen, aufhalten lässt er sich nicht. Im Golf ist das anders. Der Grund dafür ist die „technische Raffinesse“ dieser Sportart. Durch die Optimierung von Bewegungs- details lassen sich Schlaglängen wesentlich verbessern und auch die Präzision des Spiels steigt. Um unser Potenzial auszuschöpfen,

BEIM GOLFSCHWUNG KOMMEN ZWEI KOMPONENTEN ZUSAMMEN:

ERSTENS DIE AUSNÜTZUNG PHYSIKALISCHER GESETZE

UND ZWEITENS DIE BEWEGUNGS- MÖGLICHKEIT UNSERES KÖRPERS

INFO christian.haid@i-med.ac.at

104 GOLF TIME | 2-2018

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