GOLF TIME 2/2018

AUSTRAGUNGSORT Ein Überblick über die beeindruckende Anlage des Le Golf National vor den Toren von Paris. Hier wird genau drei Monate vor dem Ryder Cup auch die Open de France 2018 ausgetragen

Exemplarisch für diese monothematische Sicht steht dieser Vorfall bei der Farmers Insurance Open 2018: Als der Schwede Alex Norén (bis August 2017 noch unter den zehn besten Golfern der Welt, aktuell Nr. 17) nach einem denkwürdigen Play-off schließlich dem Australier Jason Day auf dem sechsten Extraloch unterlag, schrie der amerikanische TV-Kommentator begeistert ins Mikrofon: „Alex Norén, meine Damen und Herren, merken Sie sich diesen Namen!“ Norén gewann 2016 viermal auf der European Tour. Der amerikanische Profigolffreund (und damit sind auch zahlreiche Fachleute gemeint) blendet das europäische Golf konsequent aus. Der amtierende Race to Dubai-Champion Tommy Fleetwood, der unter anderem die auf der Ryder Cup-Bühne Le Golf National ausgetragene Open de France 2017 gewinnen konnte, firmiert bei vielen Amerikanern nach wie vor in Ermangelung besseren Wissens als „dieser langhaarige Engländer“. Nicht besser ergeht es Tyrrell Hatton, aktuell die Nummer 16 der Welt. Der Engländer schaffte innerhalb eines Jahres drei Siege in Europa und kam bei seinen zwölf Starts in den USA seit der PGA Championship elfmal unter den Top 20 ins Ziel. Sein Bekanntheits- grad in Übersee liegt nach wie vor bei null.

Ryder Cup 2004 aus der Feder eines U.S.- Kollegen. Dieser prophezeite dem Team um Tiger Woods und Phil Mickelson beim Heim- spiel in Oakland Hills einen Kantersieg und rätselte dabei, wie es Europa überhaupt gelin- gen sollte, sich auch nur einen einzigen Punkt gegen diese Übermacht zu erspielen. Schluss- endlich gewannen die Europäer 18,5 der möglichen 28 Punkte und deklassierten dank der genialen Taktik ihres Kapitäns Bernhard Langer den Gastgeber. So wie vor 14 Jahren kann man sich des Ein- drucks nicht erwehren, dass man in Übersee völlig übersehen hat, dass sich die europäi- schen Golfstars ebenfalls massiv im Aufwind befinden. Kein Wunder, zum einen stellt übermäßiges Selbstbewusstsein quasi das Markenzeichen der USA dar, zum anderen interessiert man sich schlicht nicht für Dinge, die außerhalb der PGA Tour vor sich gehen bzw. für Spieler, die unter anderer Flagge segeln als dem Star-Spangled Banner.

GENERALPROBE BEIM EURASIA CUP Das europäische Team schwächelte bei den Vierball-Formaten gegen Asiens beste Golfer, überzeugte jedoch bei den Einzelmatches am Sonntag

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GOLF TIME | 2-2018

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