GOLF TIME 2/2018

CLUBS

Golfgastronomie – ein Fass ohne Boden?

G olfgastronomie ist allerorten ein Reizthema. Die Mitglieder sind ärgerlich, weil die Getränkepreise zu hoch, die Qualität der Speisen zu mangelhaft und das Angebot nicht aus- reichend sei. Erfreulicherweise betrachten dies Gäste und Greenfee-Gruppen auf der gleichen Golfanlage in den meisten Fällen differenziert. Der Golfmanager ist genervt, weil die Golfgastronomie in den überwiegenden Fällen nicht profitabel, ein „loss center“ ohne Boden darstellt, und der Umgang mit dem Personal in der Gastronomie sich als schwierig gestaltet. Die Fluktuation der Gastronomiepächter ist groß, da in der Regel branchenfremde Gastronomen eine Chance im Betrieb einer Golfgastronomie sehen, jedoch mit völlig falschen Voraus- setzungen einen Pachtvertrag oder das Anstellungsverhältnis eingehen. Der Betrieb einer Golfgastronomie unterscheidet sich grundlegend von dem „Italiener an der Ecke“ oder dem „Schützenhof“ im Ort. Die nicht Golf spielenden Gäste kommen in das Restaurant, weil sie Ambiente, Wirt, Service und Speisen in einem harmonischen Verhältnis für den heutigen Anlass als ange- messen betrachten. Golfmitglieder kommen in das Restaurant der Golfanlage, weil sie in erster Linie durstig sind und Hunger haben, und weil sie dringend auf die Toilette müssen. Nach der Runde haben sie meist keine Lust, mit dem Auto eine andere Wirtschaft anzufahren. Abgesehen davon finden sie um

anlage kurz vor der Entmündigung der Pächter durch ehrenamtliche Vorstände stehen. Da kann nur ein ausgefeilter Pacht- vertrag helfen, eine Distanz zu schaffen, die die Persönlichkeit sowie das Fachwissen des Pächters schützt und respektiert. In vielen Fällen ist auch der Gastronom gefordert, dem „Häufig-Spieler“ eine Variante bei Speisenangebot, Präsentation und Service zu bieten, die keine Langeweile aufkommen lässt. Dies ist eine Herkulesaufgabe, an der die Mehrheit der deutschen Golfgastrono- mie scheitert. Die Fluktuation der Golf- gastronomiepächter auf den Golfanlagen ist extrem. Pachtverhältnisse, die länger als fünf Jahre dauern, sind eine Ausnahme. Rentabel von Golfanlagenbetreibern, in der Unternehmensform als Kapitalgesellschaft oder Verein, in Eigenregie geführte Gastro- nomie stellt ebenfalls eine Ausnahme in der deutschen Golflandschaft dar. Eine der Stärken der Betriebsvariante Ver- pachtung, aus Sicht der Golfanlage, liegt unter anderem in der Verlagerung der Personalkosten auf den Pächter. Die Öff- nungszeiten – auch wenn vertraglich ver- einbart – sind immer ein Thema – der Wirt versteht oft nicht, warum er früh öffnen soll, wenn doch wenig Betrieb ist. Greenfee- Gäste und Mitglieder möchten gerne vor der Runde in die Gaststätte einkehren und einen Kaffee oder eine Kleinigkeit zu sich nehmen. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht nachvollziehbar, aus Sicht des Gastes eher eine Enttäuschung. Bei der Betriebsvariante Eigenbetrieb mit angestelltem Koch liegen die Stärken darin, dass das Golfmanagement Einfluss auf die Öffnungszeiten, die Auswahl der Mitarbei- ter, Speisenangebot sowie Preisgestaltung für Getränke und Speisen behält. Somit sind die Fixkosten für den Gastronomie- betrieb budgetierbar und kontrollierbar.

die Zeit, wenn Golfer die Gastronomie in Anspruch nehmenmöchten (z. B. 16.00 Uhr) in „normalen“ Gaststätten keine durch- gehende Küche. Golfmitglieder besuchen häufiger die Clubgastronomie. Diejenigen, die den Heimatplatz und ihre Mitglied- schaft in Anspruch nehmen, frequentieren die Gastronomie mehrmals pro Woche. Die Frage ist, welchen Umsatz kann man mit diesen „ständigen Spielern“ generieren? Die angesprochene Unzufriedenheit der eige- nen Mitglieder mit der Gastronomie steht in krassem Widerspruch zu der Zufrieden- heit der externen Gäste. Warum ist das so? Dafür gibt es sicherlich mehr als nur einen Grund. Die Mentalität, gewachsen aus ehe- mals hohen Einmalbeträgen zum Erwerb eines Spielrechts oder eines KG-Anteils, haben bei manch einem den subjektiven Eindruck entstehen lassen, dass auch Mit- bestimmung gekauft wurde. Diese Mit- bestimmung will nun gelebt werden, am besten öffentlichkeitswirksam nach der Runde vor anderen Golfern, in Missmuts- bekundungen über Preis- und Speisekarten- gestaltung. Wie heißt es doch so schön: Ist die Maus satt, schmeckt das Mehl bitter. Es kommt vor, dass es einem Gastro-Pächter an professioneller Distanz zu seinen Gästen fehlt, was dazu führt, dass manche gast- ronomische Pachtbetriebe auf einer Golf-

ADRIAAN ALEXANDER STRATEN berät mit seinen Netzwerken golfpilot.de und golfbrand.de seit 1989 Golfanlagen INFO www.golfpilot.de

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