CellitinnenForum 4_2019_

Medizin | Betreuung

Karl Koller läuft wieder! „Am Anfang gehört ´ne Menge Mut dazu, wieder alleine zu gehen“

am Tag aufs Fahrrad sollte, trafen wir ihn gleich dreimal im Therapieraum an“, erinnert sie sich. Doch bevor es soweit war, hatte der Maschinenbauingenieur und ehe- malige Fordmitarbeiter einen harten Weg hinter sich. „Begonnen hat alles imNovember 2018“, erzählt er. Auf demWeg zu seinem Auto sei ihm plötzlich schwindelig geworden. Er stürzte und fiel „mit demGesicht so richtig in den Dreck.“ Das hat ihn aber nicht davon abgehalten, wie geplant zur nahegelegenen Wäscherei zu fahren. Dort angekommen, kam der nächste Schwindel. Die beiden Damen in der Wäscherei riefen den Notarzt. Die Diagnose: Polyneuropathie mit Gangunsicherheit. Nach längeren komplikationsreichen Aufenthalten in verschiedenen Krankenhäusern, davon vier Wochen auf der Intensivstation, kam er Mitte Januar 2019 zur Frührehabilitation ins St. Marien-Hospital, bevor er die eigentliche Reha antreten konnte. „Die haben mich hier wieder auf die Beine gebracht“, erzählt er. „Unser Ziel war die möglichst umfassende Wieder-Teil- habe an allen Lebensbereichen durch die multimodale, intensive sowohl akutmedizinische als auch frührehabi- litative Behandlung“, erklärt Pape. Bei Koller klingt das etwas anders: „Zuerst sind wir mit dem Rollator unter- wegs gewesen, dann nur mit einem Stock und schließ- lich ging es die Treppe rauf und runter.“ Dann habe er gelernt, ganz ohne Hilfsmittel vorwärts, rückwärts und seitwärts zu gehen. Was banal klingt, war harte Arbeit für Patient und Therapeuten. „Angst zu fallen, hatte ich nicht. Es war ja immer jemand da, der mich aufgefangen hätte. Das war wichtig, denn ich muss- te ja erst wieder das Vertrauen in meine Fähigkeiten zurückgewinnen.“ Heute erzählt Koller seine Geschichte gern, um al- len Mut zu machen, die noch um jeden Schritt kämpfen. Koller lebt wieder in seiner eigenen Woh- nung und ist völlig autark in der Stadt unterwegs. Den Rollator nimmt er nur noch zum Einkaufen mit. Tragen fällt ihm noch schwer. „Aber das wird auch noch!“

Dr. Pantea Pape mit Karl Koller

Heute ist Karl Koller selbstständig mit der S-Bahn ins Kölner St. Marien-Hospital gekommen. Klar orientiert, aufrecht gehend, ohne Hilfsmittel wie Stock oder gar Rollator. Daran wäre vor gut einem halben Jahr, als er das erste Mal hierherkam, nicht zu denken gewesen. Damals kam er liegend, kaum wahrnehmend, was mit ihm und um ihn herum geschah. Heute ist er gekom- men, um seine Geschichte zu erzählen und anderen Patienten Mut zu machen. Zuerst zieht es den 81-Jährigen auf ‚seine Station‘. Besonders groß ist die Freude, als er hier auch gleich der Chefärztin der Abteilung für Neurologische und Fachübergreifende Frührehabilitation, Dr. Pantea Pape, über den Weg läuft. „Herr Koller war ein besonders ehrgeiziger und zielstrebiger Patient. Wenn er einmal

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